Jobcenter lässt psychisch Kranken verhungern

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Englisches Jobcenter ohne Gnade: Psychisch Kranker stirbt an Hunger

03.03.2014

Großbritanien galt bei der Konzipierung der deutschen Hartz IV Gesetze als großes Vorbild. Denn dort werden Erwerbslose schon seit längerer Zeit massivst jeglicher Grundrechte beraubt. Schritt für Schritt werden auch dort soziale und mitmenschliche Grundprinzipien abgebaut. Wie extrem die Auswirkungen dort sind, zeigt ein aktueller Fall.

Ein 44-Jähriger Brite mit diagnostiziertem Asperger-Autismus, Zwangsverhalten und Phobien starb an Unterernährung, nachdem er vom Jobcenter keinerlei Arbeitslosengeld mehr erhalten hatte. Die britischen Behörde hatten ihm sowohl die Leistungen für die Unterkunft und den täglichen Bedarf als auch für die medizinische Versorgung gestrichen, nachdem die Agentur „Atos“, die in Großbritannien für die Einschätzung der Arbeitsfähigkeit – ähnlich wie die Amtsärzte in Deutschland – zuständig ist, den Hilfesuchenden für "arbeitsfähig" erklärt hatte. Der psychisch kranke Leistungsbezieher war aber tatsächlich weit davon entfernt, einer geregelten Arbeit nachgehen zu können. Nachdem er mehrere Monate von lediglich 40 englischen Pfund Behindertenunterstützung in der Woche gelebt hatte, starb er aufgrund seiner schlechten körperlichen und psychischen Verfassung. Leider kein Einzelfall in Großbritannien.

Behördenentscheidung kostet 44-Jährigem Briten das Leben
Der 44-Jährige litt bereits seit seiner Kindheit an gravierenden psychischen und geistigen Problemen. Ärzte diagnostizierten neben Zwangsstörungen und Phobien unter anderem das Asperger-Syndrom bei dem Mann, einer Form von Autismus, bei der vor allem die soziale Interaktions- und Kommunikationsfähigkeit der Betroffenen stark beeinträchtigt ist. Zeit seines Lebens war er nicht arbeitsfähig. Einem Bericht der britischen Online-Ausgabe von „The Guardian“ zufolge hatte sich der Mann dennoch stets bemüht, sein Leben eigenverantwortlich zu gestalten. So lebte er in einer eigenen Wohnung und versorgte sich weitgehend selbst. Da er kein Arbeitseinkommen hatte, bezog er Leistungen des Jobcenters („jobcentre“) und war über den Leistungsträger auch krankenversichert.

Nachdem die Agentur „Atos“ den Mann ohne Berücksichtigung seiner geistigen Gesundheit und ohne nachvollziehbaren Grund für arbeitsfähig erklärte, strich ihm das Amt sämtliche Leistungen. Fortan versuchte sich der 44-Jährige mit 40 englischen Pfund in der Woche, seiner Behindertenstütze, über Wasser zu halten. Der behandelnde Arzt des Mannes erkannte die Notlage seines Patienten, dem es gesundheitlich sehr schlecht ging, und wandte sich umgehend an das Jobcenter. Er teilte der Behörde unter anderem mit, dass sein Patient in einer extrem schlechten Verfassung und keineswegs in der Lage zu arbeiten sei. Doch das Amt reagierte nicht. Wie die Online-Redaktion der Zeitung berichtet, habe der Mann zunächst nicht einmal gewusst, dass er keine Leistungen mehr erhielt. Möglicherweise war er nicht in der Lage, den Sachverhalt zu verstehen und zu verarbeiten oder er wurde schlichtweg nicht informiert. Schließlich starb der Mann mit nur 35 Kilogramm Körpergewicht an Unterernährung und einer allgemein sehr schlechten körperlichen und psychischen Verfassung.

Die Schwester des Mannes kämpft nun für bessere Schutzmaßnahmen für Menschen mit Behinderungen und psychischen Problemen. Denn der tragische Fall ihres Bruders ist kein Einzelfall in Großbritannien. Kürzlich wurde eine Koma-Patientin für arbeitsfähig befunden. (ag)

Bild: "SWNS.com"

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