Hartz IV: Strom- und Gaspreise explodieren – Jobcenter verhöhnte mit Spartipps

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Die Teuerungsrate erreichte im Dezember satte 5 Prozent. Seit 30 Jahren gab es keine derartige Preissteigerungsrate. Neben den Lebensmittelpreisen, explodieren die Kosten für Strom und Gas. Satt aber diese deutliche Unterdeckung bei Hartz IV- und Sozialhilfe Haushalten auszugleichen, sind einige Jobcenter dazu übergangen, Spartipps an Hartz IV Beziehende zu versenden.

Betroffene fühlen sich verhöhnt

Als eine alleinerziehende Mutter, die sich bei Twitter ordentlich Luft machte, den Brief vom Jobcenter in den Händen hielt, fühlte sie sich einfach nur noch “verarscht”.

Die Kosten für Strom und Gas schnellen seit Monaten deutlich in die Höhe. Dennoch gab es zum Jahreswechsel nur eine minimale Anpassung der Regelleistungen von 3 Euro. In dieser angespannten Situation ist die einzige Hilfe der Jobcenter, Hinweise zum Sparen per Post zu verschicken.

Spartipps die sich wie Verhöhnung lesen

Weil aber die Mini-Erhöhung nicht im Geringsten den Anstieg der Kosten abdeckt, versenden die Jobcenter Informationsblätter, wie Leistungsbezieher noch mehr Einsparungen vornehmen können. So schlug die Behörde zum Beispiel vor, “richtig zu lüften” oder auch nur dort “das Licht anzuschalten”, wo man sich gerade auch aufhält.

„Einfach mal dankbar sein, dass das Jobcenter mir erklärt, wie ich noch besser Heiz- und Stromkosten spare, wenn die Sätze schon nicht an die steigenden Energiekosten angepasst werden”, schreibt die Twitter-Userin mit dem Psydonym “FatalNismus” sarkastisch.

Ihr gehe es aber nicht um die Alltagshinweise als solches, sondern um die Stigmatisierung von Hartz IV Betroffenen.

„Das Problem sind nicht die Tipps, sondern dass diese exklusiv nur an eine Bevölkerungsgruppe – nämlich Armutsbetroffene – verschickt wurden und nicht im Rahmen einer großangelegten Energiesparaktion an alle Haushalte in Deutschland”, sagt sie.

“Sinnvoll ist Energiesparen immer. Problematisch ist, dass viele von uns Armutsbetroffenen das schon tun. Weil wir seit langem keine andere Möglichkeit haben bei zu geringen Sätzen. Und ausgerechnet jetzt solche Briefe zu verschicken, ist dreist.”

Andere pflichten in den Kommentaren bei: „Es ist ekelhaft. Suggeriert eben auch: ‘Wenn es nicht reicht, bist du auch einfach etwas selbst schuld!’ Gaslighting vom feinsten.“

Warum steigen die Energiepreise?

Die Erdgaspreise sind um 440 Prozent gestiegen. Im Jahresvergleich sind die Heizkosten in deutschen Haushalten im Vergleich zum Vorjahr bereits jetzt um 30 Prozent gestiegen. Beim Strom liegt die Steigerung bei 4 Prozent.

Hintergrund für den drastischen Anstieg ist einerseits der gestiegene Energiebedarf im Zuge der Corona-Pandemie, andererseits hat das Emissionshandelssystem für CO2-Ausstöße der EU zu einer Kostensteigerung geführt. Einige europäische Staaten wollen daher ihre Verbraucher entlasten oder Tarifbremsen installieren. In Deutschland gibt es dazu bisher keine Pläne.

Forderungen nach mehr Hilfen

„Wir sehen eine Explosion der Energiepreise, vor allem beim Gas. Klar ist, dass Energie nicht nur etwas für Reiche sein darf. Daher ist die nächste Bundesregierung gefordert, gerade finanzschwache Familien zu unterstützen und die Heizkosten-Explosion abzumildern“, mahnt auch der Verbands-Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes Gerd Landsberg.

Bislang keine Zuschüsse geplant

Während für Wohngeld-Bezieher/innen Entlastungen tatsächlich geplant sind, gehen Hartz IV und Sozialhilfe-Bezieher leer aus. Bislang sind nur einzelne Lippenbekenntnisse bekannt geworden, hier Abhilfe zu schaffen.

Ist das Bürgergeld besser als Hartz IV?

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