Die Hartz IV Regelleistungen wurde zum Jahreswechsel um gerade einmal 3 Euro im Eckregelsatz angehoben. Bei den Kindern wurde der Satz sogar nur um 2 Euro angepasst. Experten der Paritรคtischen Forschungsstelle haben berechnet, dass die derzeitigen Regelleistungen um rund 50 Prozent zu niedrig bemessen sind.
Regelsatz mรผsste 678 Euro betragen
Nach Berechnungen der Paritรคtischen Forschungsstelle mรผsste ein armutsfester Regelsatz 678 Euro betragen.
Ein armutsfester Regelsatz mรผsste nach Berechnungen der Paritรคtischen Forschungsstelle aktuell 678 Euro fรผr einen alleinstehenden Erwachsenen betragen und damit um mehr als 50 Prozent hรถher liegen als die derzeit gewรคhrten Leistungen in der Grundsicherung.
Statistische Rechentricks fรผhren zur Kleinrechnung
Der Paritรคtische Wohlfahrtsverband kritisiert, dass der Regelsatz durch statistische Tricks willkรผrlich klein gerechnet wurde. Die jรผngste Anpassung zum Januar 2022 um lediglich drei Euro auf aktuell 449 Euro gleiche zudem nicht einmal die Preisentwicklung aus, fรผhre damit sogar zu realen Kaufkraftverlusten und sei im Ergebnis verfassungswidrig.
Der Paritรคtische appelliert an Bundesarbeitsminister Hubertus Heil, fรผr eine bedarfsgerechte Anpassung der Regelsรคtze zu sorgen. Kurzfristig fordert der Verband eine Soforthilfe fรผr Menschen in der Grundsicherung von monatlich 100 Euro pro Person, um wenigstens die pandemiebedingten Mehrkosten und die Inflation auszugleichen.
โDer geltende Regelsatz ist trickreich kleingerechnet, reicht vorne und hinten nicht und geht schon lange an der Lebensrealitรคt der Menschen komplett vorbei.
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Die Anhebung um lediglich drei Euro zum Jahreswechsel ist ein schlechter Witz, faktisch hat sich die Lage fรผr arme Familien durch die realen Kaufkraftverluste sogar verschlechtertโ, kritisiert Ulrich Schneider, Hauptgeschรคftsfรผhrer des Paritรคtischen Gesamtverbands.
Anpassungen passieren willkรผrlich
Der Sozialverband kritisiert die regierungsamtliche Berechnungsmethode und den bestehenden Fortschreibungsmechanismus zur jรคhrlichen Anpassung als willkรผrlich und nicht geeignet, das verfassungsrechtlich gebotene soziokulturelle Existenzminimum abzusichern.
โDas ganze Bemessungssystem des Regelsatzes gehรถrt umgehend auf den Prรผfstand, die statistischen Tricksereien mรผssen beendet und die Leistungen neu und wirklich armutsfest berechnet werden. Preisentwicklungen wie derzeit mรผssen zeitnah Berรผcksichtigung findenโ, fordert Schneider.
Die Forschungsstelle des Verbandes rechnet in ihrer aktuellen Expertise die seit Jahren bereits umstrittenen und auch von anderen Sozialverbรคnden sowie den Fraktionen DIE LINKE und Bรผndnis 90/Die Grรผnen kritisierten statistischen Manipulationen im Regelsatz heraus und nimmt darรผber hinaus eine Anpassung an die aktuelle Preisentwicklung vor.
Im Ergebnis mรผsste der Regelsatz fรผr einen alleinstehenden Erwachsenen aktuell 678 Euro statt 449 Euro betragen.
Reform muss bedarfsgerecht sein
โDie bedarfsgerechte und armutsvermeidende Ausgestaltung der Regelsรคtze ist die Grundlage einer jeden Reform von Hartz IV und auch der von der Koalition angekรผndigten Kindergrundsicherung. Wir werden diese Bundesregierung auch daran messen, dass sie die รrmsten nicht eine weitere Legislaturperiode lang in ihrer Not alleine lรคsst, sondern armutspolitisch in die Offensive gehtโ, so Schneider.
Damit die Menschen angesichts der andauernden Pandemie und der explodierenden Preise kurzfristig Hilfe erfahren, fordert der Verband eine Soforthilfe fรผr Menschen in der Grundsicherung von monatlich 100 Euro.
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