Eltern gegen „Hartz IV-Aushilfen“

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Hartz IV-Bezieher sollen zukünftig in Kitas und Altenpflegeheimen aushelfen

21.10.2014

Zukünftig sollen Hartz IV-Bezieher, die bereits seit mehreren Jahren erwerbslos sind, als Aushilfen in Kitas und Altenpflegeheimen arbeiten. So lautet jedenfalls ein Vorschlag der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik (SGK) in NRW. Eltern in Gelsenkirchen befürchten jedoch, dass nicht alle Aushilfen für die Kinderbetreuung geeignet sind. Sie fordern, dass ausschließlich entsprechend geschulte und ausgebildete Aushilfen in den Kitas eingesetzt werden. Die Online-Ausgabe der „WAZ“ sprach mit Experten und Politikern über das Vorhaben.

Sozialversicherungspflichtige Aushilfstätigkeit statt Hartz IV
Hartz IV-Bezieher sollen zukünftig als Assistenten oder Aushilfen in Kitas, Schulen und Pflegeheimen eingesetzt werden. Dafür werden ihre Sozialleistungen zu einem sozialversicherungspflichtigen Gehalt aufgestockt. Allerdings werden die Betroffenen kaum mehr verdienen, als sie zuvor als Leistungen bekamen.
Dirk Sußmann, stellvertretender Leiter des Integrationscenters für Arbeit (IAG), spricht gegenüber der Zeitung von einem „Schritt in die richtige Richtung, Langzeitarbeitslose in eine sinnstiftende Arbeit zu bringen“. So sehe das neue Konzept vor, dass „Betroffene kein Hartz IV mehr beziehen und per Arbeitsvertrag in eine längerfristige Beschäftigung wechseln“. Das sei ein guter Ansatz angesichts einer Langzeiterwerbslosenquote von 70 Prozent in Gelsenkirchen.

„Wir brauchen qualifizierte Kräfte, klar, aber die Arbeit in Heimen und Kitas erfordert hohe Qualifikationen. Offen ist, wer diese Anforderungen meistern kann und für den Job überhaupt geeignet ist“, gibt Stadtrat Dr. Manfred Beck von den Grünen im Gespräch mit dem Blatt zu bedenken. Anderenfalls würden die Aushilfen lediglich Helfertätigkeiten ausführen, was aber zu wenig sei.

Viele Eltern sehen den Einsatz der Aushilfen dagegen sehr kritisch. Sie fürchten um die Betreuungsqualität. „Das Thema ist für uns nicht neu. Wir Eltern bestehen allerdings darauf, dass Menschen, die mit unseren Kindern in Kontakt kommen, vorher entsprechend geschult und ausgebildet werden. Und sicherlich eignet sich auch nicht jeder für so einen Job“, erläutert Stefan Bungard, der Vorsitzende des Jugendamtselternbeirat Gelsenkirchen, im Gespräch mit der Zeitung. Heike Schlossarek, Leiterin des Geschäftsbereichs „GeKita“ bei der Stadt, betont gegenüber der „WAZ“: „Wir gucken uns jede Person, die uns über solche Programme zugewiesen wird, genau an und achten dabei auch auf eine entsprechende Vorbildung im erzieherischen Bereich. Zudem ist uns wichtig, dass die Langzeitarbeitslosen zusätzlich eingesetzt werden und keine anderen Mitarbeiter verdrängen.“

Einsatz soll im Frühjahr starten
Im Rahmen eines neuen Europäischen Sozial Fonds-Programms (ESF) sei geplant, „dass sich die Stadt mit 220 Plätzen daran beteiligt“, so Sußmann. Im Frühjahr 2015 sollen die ersten Jobs für Aushilfen vergeben werden. Warum allerdings nicht einfach reguläre Beschäftigungsplätze geschaffen werden, dieser Antwort blieben die Initiatoren schuldig. Stattdessen sollen Hartz IV Beziehende für eine sehr geringe Entlohnung qualifizierte Stellen besetzen. Reguläre Jobs werden hierdurch nicht geschaffen, sondern verdrängt. (ag)

Bild: Jürgen Frey / pixelio.de

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