Regelsatz für Kinder
Der Regelsatz von 207 Euro ist einfach zu niedrig. Recht auf Leistung statt Mildtätigkeit
"Alle reden davon, dass wir mehr Kinder brauchen", so DGB-Regionsvorsitzender Michael Hermund, “aber es wird viel zu wenig gegen die Armut von Kindern und ihren Eltern unternommen. Genauso notwendig wie die derzeit diskutierte Ausweitung der Betreuungsangebote für Kleinkinder ist es, unsere Kinder aus der materiellen Armut zu holen. Der Regelsatz von 207 € ist einfach zu niedrig. Soziale Absicherung und Bildung sind keine Gegensätze, sondern müssen sich ergänzen. Ansonsten besteht die reale Gefahr, dass gerade Kinder armer Eltern auch bei der Bildung benachteiligt werden und damit dauerhaft in Armut bleiben. Die Finanzierung von fehlenden Schulbüchern und von Mittagsverpflegung über einen Verein ist zwar ein Weg um unmittelbare Not zu lindern, wird aber der Dimension des Problems nicht gerecht. Jedes Kind muss ein Recht auf diese Leistungen haben und darf nicht auf Mildtätigkeit angewiesen sein.”
Fast jedes sechste Kind unter 15 Jahren lebt in Bochum unter Hartz IV-Bedingungen. Ende 2006 waren es 22,3 % der Kinder in unserer Stadt, die arm sind. Sie sind nahezu doppelt so häufig auf Hartz IV angewiesen wie die Bevölkerung insgesamt. Von der Gesamtbevölkerung waren Ende 2006 rd. 10,5 % auf Hartz IV angewiesen. Dies ist das Ergebnis einer vom DGB Region Ruhr-Mark vorgelegten Analyse. Ende 2006 waren in Bochum 40.532 Menschen von Hartz IV-Fürsorgeleistungen abhängig (1,5 % mehr als zum Vorjahreszeitpunkt), davon waren 10.637 unter 15 Jahre alt, die ein Leben am Rande der Gesellschaft führen. Hartz IV ist ihre erste Erfahrung mit dem Sozialstaat. Mehr als die Hälfte der hilfebedürftigen Kinder ist jünger als sieben Jahre. In Bochum ist wie im Bundesgebiet der Trend festzustellen, dass die Hartz IV-Bedürftigkeit bei Kindern eher noch steigt. Bundesweit waren Ende letzten Jahres knapp 7,3 Mio. Menschen von Hartz IV abhängig, davon 1,9 Mio. unter 15 Jahren.
Kinder sind ein zentrales Armutsrisiko. Armut in frühen Kindertagen sei vielfach prägend für längere Zeiten und setze schnell einen Fahrstuhl nach unten in Gang. Arme Kinder haben oftmals mehr gesundheitliche Beeinträchtigungen und ihnen bleiben oftmals erfolgreiche Bildungswege verschlossen. Bundesweite Untersuchungen zeigten, dass dreieinhalb Mal so viele arme Kinder wie nicht arme Kinder bereits in der Grundschule eine Klasse wiederholen. Mehr als jedes dritte Kind, das arm ist bleibt sitzen. (23.06.07)
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