Chronische Erkrankungen zeichnen sich durch eine lange Dauer und eine eingeschrรคnkte Heilungsaussicht aus. Sie reagieren oft unzureichend auf medizinische Behandlungen und bestehen in der Regel รผber einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten. Erst danach wird geprรผft, ob ein Grad der Behinderung (GdB) vorliegt.
Die Schwere der Erkrankung und deren konkrete Auswirkungen sind ausschlaggebend fรผr die Einstufung. Zu den typischen chronischen Erkrankungen zรคhlen Diabetes, Rheumatoide Arthritis oder schwere Darmerkrankungen wie Morbus Crohn.
Wann gilt eine chronische Erkrankung als Schwerbehinderung?
Eine chronische Erkrankung gilt als Schwerbehinderung, wenn sie einen GdB von mindestens 50 erreicht. Dabei spielen die konkreten Auswirkungen der Erkrankung auf den Alltag eine entscheidende Rolle. Nicht die Diagnose selbst, sondern die mit der Erkrankung verbundenen Einschrรคnkungen werden bewertet.
Eine Erkrankung muss:
- Lรคnger als sechs Monate bestehen,
- einen erheblichen Einfluss auf kรถrperliche, geistige oder seelische Funktionen haben
- den Betroffenen in der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben spรผrbar beeintrรคchtigen.
Beispiele zeigen, dass die Schwere und Hรคufigkeit von Krankheitsschรผben den GdB wesentlich beeinflussen. Eine Person mit einer chronischen Darmerkrankung, die hรคufige und intensive Krankheitsschรผbe hat, kann einen GdB von 50 oder hรถher erreichen. Bei leichteren Verlรคufen bleibt der GdB hingegen unter dieser Grenze.
Auch Begleiterkrankungen oder psychische Belastungen durch die chronische Erkrankung kรถnnen die Bewertung beeinflussen. Entscheidend ist eine sorgfรคltige Dokumentation der Auswirkungen in รคrztlichen Berichten.
Kriterien zur Berechnung des Grades der Behinderung (GdB)
Die Berechnung des GdB erfolgt auf Grundlage der โVersorgungsmedizinischen Grundsรคtzeโ, einer bundesweiten Rechtsverordnung. Diese stellt Richtwerte fรผr die Einstufung bereit, wobei immer der individuelle Einzelfall betrachtet wird. Entscheidend sind die Auswirkungen der Erkrankung auf den Alltag und nicht allein die Diagnose.
Beispielsweise kรถnnen leichte Verlรคufe einer Darmerkrankung wie Morbus Crohn zu einem niedrigen GdB fรผhren, wรคhrend schwere Verlรคufe eine Schwerbehinderung begrรผnden. Ein zentraler Punkt ist, dass die medizinischen Unterlagen nicht nur die Diagnose, sondern auch die konkreten Einschrรคnkungen dokumentieren mรผssen.
Vorteile eines anerkannten Grades der Behinderung
Ab einem GdB von 20 bis 40 profitieren Betroffene von steuerlichen Freibetrรคgen. Liegt der GdB bei 30 oder 40, kann eine Gleichstellung mit Schwerbehinderten beantragt werden, um kรผndigungsrechtlichen Schutz zu erhalten. Ein GdB von 50 und hรถher bedeutet eine offiziell anerkannte Schwerbehinderung. Hieraus ergeben sich:
- Sonderurlaub
- Erhรถhte Steuerfreibetrรคge
- Besonderer Kรผndigungsschutz
- Darรผber hinaus erleichtert ein Schwerbehindertenausweis den Zugang zu verschiedenen Nachteilsausgleichen wie der Nutzung von
- Behindertenparkplรคtzen oder der kostenfreien Mitnahme einer Begleitperson im รถffentlichen Nahverkehr.
Antragstellung: Wo und wie wird der GdB beantragt?
Die Zustรคndigkeit fรผr GdB-Antrรคge variiert je nach Bundesland. In Baden-Wรผrttemberg sind die Landratsรคmter zustรคndig, wรคhrend es in anderen Lรคndern Sozialรคmter sein kรถnnen. Die Antragstellung erfolgt รผber ein standardisiertes Formular, das einfach auszufรผllen ist.
Dennoch sollten Betroffene ausreichende Zeit einplanen, um den Antrag sorgfรคltig vorzubereiten. Die Bearbeitungszeit liegt in der Regel zwischen drei und sechs Monaten, kann aber je nach Behรถrdenauslastung variieren. Wichtig ist, dass der Antrag vom Betroffenen selbst gestellt werden muss, da er eine persรถnliche Entbindung der รคrztlichen Schweigepflicht enthรคlt. Eine Ausnahme besteht nur bei rechtlich bestellter Betreuung.
Wichtige Unterlagen und Fehlerquellen bei der Antragstellung
Neben der Diagnose sollten dem Antrag รคrztliche Befundberichte beigefรผgt werden, die die Auswirkungen der Erkrankung detailliert beschreiben. Ein hรคufiger Fehler besteht darin, lediglich die Diagnose anzugeben, ohne die konkreten Einschrรคnkungen darzulegen.
Zum Beispiel kรถnnte bei einer chronischen Darmerkrankung wie Morbus Crohn die Schwere der Krankheit durch Angaben zu Hรคufigkeit und Intensitรคt der Schรผbe verdeutlicht werden. รhnliche Prinzipien gelten fรผr andere chronische Krankheiten.
Wichtig ist zudem, dass behandelnde รrzte von der Schweigepflicht entbunden werden, damit die Behรถrde bei Bedarf zusรคtzliche Informationen einholen kann.
Schwerbehindertenausweis: Ausstellung und wichtige Inhalte
Nach Feststellung eines GdB wird der Bescheid zusammen mit dem Schwerbehindertenausweis ausgestellt, sofern ein Passbild eingereicht wurde. Der Ausweis im Scheckkartenformat enthรคlt Angaben zum GdB und zu Merkzeichen wie:
- G (Gehbehinderung)
- aG (auรergewรถhnliche Gehbehinderung)
- B (Begleitperson erforderlich)
- H (Hilflosigkeit)
Diese Merkzeichen ermรถglichen zusรคtzliche Vorteile, etwa die Nutzung von Behindertenparkplรคtzen oder Steuererleichterungen. Es ist wichtig, dass diese Informationen korrekt und vollstรคndig angegeben sind, da sie fรผr die Inanspruchnahme von Nachteilsausgleichen entscheidend sind.
- รber den Autor
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Carolin-Jana Klose ist seit 2023 Autorin bei Gegen-Hartz.de. Carolin hat Pรคdagogik und Sportmedizin studiert und ist hauptberuflich in der Gesundheitsprรคvention und im Reha-Sport fรผr Menschen mit Schwerbehinderungen tรคtig. Ihre Expertise liegt im Sozialrecht und Gesundheitsprรคvention. Sie ist aktiv in der Erwerbslosenberatung und Behindertenberatung.