Jeder zweite Erwerbslose von Armut bedroht

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Jeder zweite Erwerbslose von Armut bedroht

(27.08.2010) Obwohl die Konjunktur langsam wieder anzieht und die Arbeitslosenzahlen den niedrigsten Stand seit Jahren erreicht haben, sind in Deutschland immer mehr Menschen von Armut bedroht. Arm ist nach Definition der EU, wer mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Bevölkerung auskommen muss. Demnach lag die Armutsgefährdungsschwelle 2009 in Deutschland bei monatlich 801,- Euro für Einpersonenhaushalten und 1683,- Euro für Familienhaushalten mit zwei Kindern unter 14 Jahren, so die Angaben des Statistischen Bundesamtes.

Dabei bestehen in Deutschland erhebliche Regionale Unterschiede. So zeigt die Statistik, dass die neuen Bundesländer in besonderer Weise betroffen sind. Den schlechtesten Wert erzielte z. B. Mecklenburg-Vorpommern, wo mit 23,1 Prozent fast ein Viertel der Bevölkerung akut von Armut bedroht ist. Dicht dahinter folgt Sachsen-Anhalt mit 21,8 Prozent und als schlechtestes westdeutsches Bundesland Bremen mit 20,1 Prozent.

Insgesamt lag der Schnitt in den ostdeutschen Bundesländern bei knapp 20 Prozent (19,5%) in Westdeutschland bei 13,3 Prozent. Auffällig: auch 20 Jahre nach der Wiedervereinigung sind die Einkommensunterschied noch erheblich. Im Nord-Süd-Vergleich schneiden die südlichen Bundesländer erheblich besser ab, was sich in dem bundesweit geringsten Armutsrisiko von 11 Prozent für Baden-Württemberg und Bayern äußert.

Unter den gesellschaftlichen Gruppierungen sind dem Bericht des Statistischen Bundesamtes zu Folge Erwerbslose am häufigsten von Armut bedroht. Jeder zweite unter ihnen ist armutsgefährdet – rund dreimal so viele wie im Bundesdurchschnitt. Auch hier ist insbesondere im Osten das Armutsrisiko für Erwerbslose mit durchschnittlich ca. 63,1 Prozent besonderes hoch. Am schlechtesten schneidet dabei Sachsen-Anhalt ab, wo über 70 Prozent der Erwerbslosen akut von Armut bedroht sind. Unter den westdeutschen Bundesländern bildet Bremen mit 58,9 Prozent den negativen Höhepunkt der Statistik, wohingegen Bayern und Baden-Württemberg mit etwa 41 Prozent das geringste Armutsrisiko für Erwerbslose ausweisen.

Ähnlich negativ betroffen wie Erwerbslose sind Alleinerziehende von denen bundesweit rund 40 Prozent als armutsgefährdet gelten (37,8 Prozent West-, 46,9 Prozent Ostdeutschland). Die Pläne der schwarz-gelben Regierungskoalition zur Kürzung von Transferleistungen, wie z. B. beim Elterngeld sind vor diesem Hintergrund besonders kritisch zu Betrachten, da sich das Armutsrisiko für die Erwerbslosen Eltern und die Alleinerziehenden nochmals erhöht. So darf mit Spannung erwartet werden, wie die Regierungsparteien, das Urteil zu den Hartz-IV-Regelsätzen umsetzen, denn diese bilden einen wesentlichen Hebel zur Bekämpfung der Armutsgefährdung. Die Erhöhung der Leistungen würde hier eine gute Möglichkeit bieten, die Ausbreitung der Armut in Deutschland zu stoppen. Eine Diskussion um überhöhte Transferleistung, wie sie immer wieder gerne insbesondere von der FDP losgetreten wird, sollte auf Basis der Studie zumindest kurzzeitig verstummen, denn bei 50 Prozent akut durch Armut gefährdeter Erwerbsloser, können die bisherigen Leistungen nicht wirklich als „zu hoch“ eingestuft werden. (fp)

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