Wer in Deutschland eine Schwerbehinderung hat, kann einen Grad der Behinderung (GdB) beantragen. Dieser gilt nicht fรผr immer und kann sich im Laufe des Lebens verรคndern. Dagegen kann auch ein Widerspruch eingelegt werden.
Inhaltsverzeichnis
10 Millionen Menschen haben in Deutschland eine Behinderung
In Deutschland leben gegenwรคrtig etwa 10 Millionen Menschen mit einer Behinderung, wovon mehr als 7,8 Millionen als schwerbehindert eingestuft sind. Die Definition von Behinderung gemรคร dem Neunten Sozialgesetzbuch (SGB IX) umfasst kรถrperliche, seelische, geistige oder Sinnesbeeintrรคchtigungen, die in Wechselwirkung mit einstellungs- und umweltbedingten Barrieren die gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft lรคnger als sechs Monate wahrscheinlich behindern kรถnnen.
Wichtig: Nicht nur sichtbare Behinderungen sind relevant. Auch “unsichtbare” Beeintrรคchtigungen wie beispielsweise schwere chronische Erkrankungen oder psychische Erkrankungen kรถnnen den Grad der Behinderung beeinflussen.
Wie wird der Grad der Behinderung (GdB) berechnet?
Der Grad der Behinderung, kurz GdB, ist ein Maร fรผr die kรถrperlichen, geistigen, seelischen und sozialen Auswirkungen einer Funktionsbeeintrรคchtigung aufgrund eines Gesundheitsschadens. Dieser kann zwischen 20 und 100 variieren und wird in Zehnerschritten gestaffelt. Der GdB wird nicht in Prozent berechnet, sondern gilt als absoluter Wert.
Verรคnderungen im GdB: Ein Leben lang gleich?
Nicht zwangslรคufig. Bei gesundheitlichen Verรคnderungen, sei es eine Verbesserung oder Verschlechterung des Gesundheitszustands, kann der Grad der Behinderung รผberprรผft und neu festgestellt werden. Sowohl die Antragstellung als auch erneute medizinische Gutachten sind jedoch dafรผr notwendig.
Wichtig: Es besteht sogar die Mรถglichkeit, dass der GdB herabgesetzt wird, wodurch die Schwerbehinderteneigenschaft verloren gehen kann.
Ausgleich fรผr die Schwerbehinderung
Menschen mit Behinderung haben Anspruch auf verschiedene Nachteilsausgleiche, abhรคngig von der Art und dem Grad der Behinderung.
Schwerbehinderte Menschen, mit einem GdB von mindestens 50, genieรen besondere Regelungen beim Kรผndigungsschutz. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit einem GdB von mindestens 30 kรถnnen unter Umstรคnden schwerbehinderten Menschen gleichgestellt sein und somit bestimmte Nachteilsausgleiche erhalten. Auch steuerliche Freibetrรคge sind abhรคngig vom GdB.
Der Schwerbehindertenausweis: Ab einem GdB von 50
Ab einem GdB von 50 gilt eine Behinderung als Schwerbehinderung. In diesem Fall kann ein Schwerbehindertenausweis beantragt werden, in den der GdB und gegebenenfalls die entsprechenden Merkzeichen eingetragen werden.
Ermittlung des GdB: Komplex und individuell
Die Ermittlung des GdB erfolgt auf Antrag durch รคrztliche Gutachter. Dabei wird nicht einfach die Summe einzelner Behinderungsgrade addiert, sondern die Gesamtheit der Beeintrรคchtigungen betrachtet. Die Versorgungsmedizinischen Grundsรคtze sind dabei maรgeblich, und die Auswirkungen der Beeintrรคchtigungen werden insgesamt bewertet.
Dorothee Czennia, Referentin fรผr Behindertenpolitik beim Sozialverband VdK Deutschland, betonte, dass es “bei der Feststellung der Behinderung nicht um die Art der Erkrankung, sondern um Funktionsdefizite, Dauer (lรคnger als sechs Monate) und die Auswirkungen auf die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben geht.”
Grad der Schรคdigungsfolgen und Grad der Behinderung
In der Versorgungsmedizin-Verordnung wird neben dem GdB auch der Grad der Schรคdigungsfolgen (GdS) erlรคutert. Beide werden nach gleichen Grundsรคtzen bemessen, wobei der GdS auf die Schรคdigungsfolgen bezogen ist, wรคhrend der GdB alle Gesundheitsstรถrungen unabhรคngig von ihrer Ursache berรผcksichtigt.
Die Auswirkungen von Funktionsbeeintrรคchtigungen in allen Lebensbereichen werden bewertet, nicht nur die Einschrรคnkungen im Erwerbsleben. Diese Bewertungen sind grundsรคtzlich unabhรคngig vom Beruf des Betroffenen.
Oft Streit รผber Grad der Behinderung
Oft gibt es Streit darรผber, ob der Grad der Behinderung richtig festgestellt wurde. Schlieรlich ist er wichtig, um Nachteilsausgleiche im Berufsleben, aber auch im Alltag zu erhalten. Wer Mitglied in einem Sozialverband ist, erhรคlt von diesem Unterstรผtzung bei Widersprรผchen, Antrรคgen und auch im Klageverfahren. Es empfiehlt sich daher, Mitglied in einem Sozialverband wie dem VdK oder dem Paritรคtischen zu werden.
Widerspruch mรถglich
Wird der Grad der Behinderung herabgestuft oder nicht richtig bewertet, kann wie erwรคhnt ein Widerspruch eingelegt werden. Der Widerspruch sollte schriftlich erfolgen, und um den Prozess zu erleichtern, bieten wir eine Mustervorlage fรผr einen GdB-Widerspruch an.
Beachten Sie jedoch, dass die Vorlage vor der Nutzung entsprechend angepasst werden sollte, indem alle Informationen gemรคร den individuellen Anforderungen geรคndert werden. Im Falle von Unsicherheiten wird dringend empfohlen, einen spezialisierten Anwalt fรผr Sozialrecht oder eine Beratungsstelle der Sozialverbรคnde zu konsultieren.
Muster fรผr einen Widerspruch gegen die GdB-Entscheidung:
Name: (Name und Adresse eintragen)
Aktenzeichen: (Aktenzeichen vom Versorgungsamt eintragen)
Am (Datum des Bescheids) erhebe ich fristgerecht Widerspruch gegen Ihren Bescheid. Ich stimme dem festgestellten Grad der Behinderung meiner Person nicht zu. Meinen Widerspruch begrรผnde ich wie folgt: (Prรคzise Begrรผndung des Widerspruchs). Zusรคtzlich lege ich weitere รคrztliche Untersuchungsergebnisse vor, die bei Ihrer Entscheidung berรผcksichtigt werden sollten. Ich fordere Sie daher auf, meinen Antrag zur Feststellung des GdB erneut zu รผberprรผfen.
Ort und Datum, Unterschrift (Ihre Unterschrift)
Wichtig: Falls Ihr Widerspruch abgelehnt wird, besteht die Mรถglichkeit, Klage einzureichen. Auch hier die Empfehlung, dies mit Unterstรผtzung eines Anwalts fรผr Sozialrecht zu tun.
Beachten Sie jedoch, dass ein Verfahren vor dem Sozialgericht voraussetzt, dass zuvor ein Widerspruchsverfahren stattgefunden hat. Der Betroffene muss also zunรคchst Widerspruch einlegen und kann erst nach der Entscheidung รผber seinen Widerspruch Klage erheben.
Das Widerspruchsverfahren strebt an, auรergerichtliche Einigungen zu erzielen und Gerichtsverfahren zu vermeiden. Das Sozialgericht wรผrde eine Klage ohne vorherigen Widerspruch auch zurรผckweisen!
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