Coronakrise: Immer mehr Tafeln schließen – Hartz IV Zuschläge gefordert

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Tafeln schließen aufgrund des Ansteckungsrisikos

Aufgrund der Corona-Krise müssen immer mehr Tafeln schließen. Bereits am Freitag haben 30 Tafeln ihre Schließung bekannt gegeben. Heute sind es bereits über 100, die schließen oder ihren Betrieb gänzlich einstellen.

Ehrenamtliche gehören zur Hochrisikogruppe

Für Bedürftige ist dies ein unfassbar schwerer Moment. Eine Sprecherin der Tafeln sagte gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd): “90 Prozent unserer Ehrenamtlichen sind im Rentenalter”. Diese müssten geschützt werden. Zudem sind die Räumlichkeiten meistens sehr eng, so dass auch ein hohes Ansteckungsrisiko für die Kunden bestünde.

Viele Tafeln versuchen das Unmögliche

Dennoch versuchen die Tafeln an vielen Orten die Versorgung aufrecht zu erhalten. Vor allem jüngere Menschen würden nunmehr verstärkt helfen die Lebensmittel zu verpacken und unter freiem Himmel zu verteilen. In einigen Orten werden Lieferdienste organisiert. Alerdings bestünde das Problem, dass durch Hamsterkäufe immer weniger Lebensmittel durch die Supermärkte gespendet werden.

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Allein in Berlin 50 Tafeln geschlossen

In Berlin haben nunmehr 50 Prozent der Tafeln geschlossen. “Der Hauptgrund ist die Prävention und der Schutz von Menschen vor einer Infektion”, sagte Geschäftsführerin der Tafeln Antje Trölsch. Es fehle auch an freiwilligen Mitarbeitern. Teilweise mussten die Tafeln auch wegen Verdachtsfällen geschlossen werden. Die Testergebnisse stünden allerdings noch aus.

In Niedersachsen sieht die Situation ähnlich aus. Bereits neun Ausgabestellen mussten präventiv ihre Tore schließen, berichtet Manfred Jabs, Landesvorsitzender der Tafeln in Niedersachsen. Viele Ehrenamtliche seien im Rentenalter und gehören daher zur Risikogruppe bei einer Infizierung. “Darum haben wir die Devise rausgegeben: Sicherheit geht vor.”

Grüne fodern Sanktionsstopp und unbürokratisches Antragswesen

“Um sicherzustellen, dass in der aktuellen Situation niemand unterhalb des Existenzminimums leben muss, sollten alle Sanktionen ausgesetzt werden“, fordern angesichts der Lage viele Grünen-Bundestagsabgeordnete. Sie schlagen auch vor, dass möglichst Anträge schnell und unbürokratisch ohne Vermögensprüfungen genehmigt werden. Der Sozialverband Deutschland fordert eine Erhöhung der Regelleistungen, damit auch Hartz IV Beziehende in der Krise sich ausreichend versorgen können.

Bundesregierung berät über Konsequenzen

Arbeitsagenturen und Jobcenter befinden sich derzeit im regelrechten Krisenmodus. Am Mittwoch beraten Bundesregierung und Sozialverbände erneut über Konsequenzen aufgrund der neuen Situation. Die Telefonnetze der Bundesagentur für Arbeit sind derzeit vollkommen überlastet und kaum erreichbar.