Am 1. Juli 2024 kann es zu einer mehrfachen Rentenerhöhung bei Rentnerinnen und Rentnern kommen. Denn erstens werden dann die Altersrenten erhöht und zweitens die Erwerbsminderungsrenten. Erstens gibt es 2024 pauschal mehr Rente.
Zweitens tritt am 1. Juli 2024 ein pauschaler Zuschlag von bis zu 7,5 Prozent für Bestandsrentner/innen mit Erwerbsminderung in Kraft, deren Erwerbsminderung zwischen dem 01.01.2001 und dem 31.12.2008 in Kraft trat.
Die erste Rentenerhöhung
Wer vom 01.01.2001 bis zum 31.12.2018 eine Erwerbsminderungs-Rente bezog und diese am 30.06.2024 noch bezieht oder diese direkt am 30.06.2024 in eine Altersrente übergeht, erhält die erste Rentenerhöhung. Die Rente steigt am 30.06.2024 um bis zu 7,5 Prozent, bezogen auf die persönlichen Entgeldpunkte, nach denen am 30.06.2024 die monatlichen Renten berechnet werden.
„Mega-Rentenerhöhung“
Der Renten-Experte und Rechtsanwalt Peter Knöppel fasst zusammen: Im zweiten Quartal 2023 erhöhten sich die Nominallöhne im Vergleich zum Vorjahr um 6,6 Prozent. Mit der Lohnentwicklung käme die Rentenerhöhung. Starke Tarifabschlüsse hätten deutliche Auswirkungen auf Rentner/innen.
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Wie hoch könnte die Rentenerhöhung liegen
Knöppel erläutert: „Sollten sich die Norminallohn-Erhöhungen im dritten Quartal ähnlich gestalten, dann können wir uns wirklich auf eine Rentenerhöhung freuen, die möglicherweise im Bereich 6 bis 9 Prozent liegt!”
Der Wirtschaftswissenschaftler Bernd Raffelhüschen erwartet “eine Erhöhung von mindestens 5,5 bis 6 Prozent”. Würden sich die Lohntarife noch weiter erhöhen, könnten die Renten bis 2024 weiter steigen.
Der Bunderarbeitsminister sagte zwar kürzlich, dass die Rentenerhöhungen höher ausfallen, als die derzeitige Inflation, allerdings geht der Deutsche Rentenversicherungsbericht eher von 3,5 Prozent aus.
Es ist aber wichtig zwischen Schätzungen und feststehenden Zahlen zu unterscheiden. Die genannten 5-9% sind Schätzungen auf Grundlage der Lohnentwicklung, während die 3,5% auf nicht veröffentlichten Daten aus dem Rentenversicherungsbericht basieren, der bis dato der Öffentlichkeit nicht vorliegt.
Entgültige Zahlen zu den Erhöhungen bei der Altersrente liegen erst Ende März vor.
Wann kommt es zu Rentenerhöhungen?
Da sich die Renten aus den Einzahlungen der Beitragszahler:innen speisen, steigen sie, wenn im Vorjahr die Gehälter und Löhne der Versicherten stiegen. Dies war 2023 bereits so und ist für 2024 absehbar. Durch Lohnsteigerungen in diesem Jahr gibt es ein Plus auf die Renten.
Was ändert sich bei Erwerbsminderung?
Auch für Menschen, die eine Erwerbsminderungsrente beziehen, erhöht sich die Rente im Juli 2024. Wer zwischen Januar 2001 und dem 30.06.2014 bereits eine Erwerbsminderungsrente bezog, bekommt ab dem 01.07.2024 ganze 7,5 Prozent mehr Rente ausbezahlt. Wer zwischen Juil 2014 und Dezember 2018 Erwerbsminderungsrente bezog, erhält 4,5 Prozent mehr.
Kommt die Rentenerhöhung zu spät?
Sozialverbände und die Partei Die LINKE halten eine Rentenerhöhung zum 01.07.2024 für viel zu spät. Sie forderten eine sofortige Erhöhung der Renten um 100 Euro, um die durch die Inflation gestiegenen Kosten auszugleichen.
Da die Regierung keine sofortige Erhöhung vornahm, verlangt die LINKE jetzt eine einmalige zusätzliche Erhöhung der Renten um 10 Prozent zum 1. Januar 2024. Dazu sollen, so die LINKE, die Rentenbeiträge von 18,6 Prozent auf 20,6 Prozent angehoben werden.
Matthias W. Birkwald von der Partei die LINKE betont, dass die deutschen Renten im internationalen Vergleich zu niedrig seien. Der Sozialverband VdK hält die Rentenerhöhung im Juli 2024 ebenfalls für zu spät und zu niedrig und fordert einen einmaligen Zuschlag von 300 Euro zusätzlich, um die gegenwärtige Teuerungsrate auszugleichen.
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Dr. Utz Anhalt ist Buchautor, Publizist, Sozialrechtsexperte und Historiker. 2000 schloss er ein Magister Artium (M.A.) in Geschichte und Politik an der Universität Hannover ab. Seine Schwerpunkte liegen im Sozialrecht und Sozialpolitik. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Dokumentationen für ZDF , History Channel, Pro7, NTV, MTV, Sat1.