Über eine halbe Million Menschen sind Wohnungslos

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Das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen hat den Wohnungslosenbericht 2024 veröffentlicht, und die Zahlen erschrecken. Erfasst wurden rund 531.600 wohnungslose Menschen.

Notfallhilfe, Bekannte und die Straße

Die empirische Erhebung ergab für Januar/ Februar 2024 rund 439.500 Menschen, die in der Wohnungsnotfallhilfe untergebracht waren. Eine kleinere Anzahl, um die 60.400 waren verdeckt Wohnungslose, die vorübergehend bei Freunden, Bekannten oder Angehörigen unterkamen. Rund 47.300 waren nicht nur wohnungs- sondern auch obdachlos, lebten auf der Straße oder Behelfsunterkünften.

Zwei Drittel sind Männer

Knapp zwei Drittel der Betroffenen sind Männer, rund ein Drittel Frauen, die übrigen divers oder ohne Angaben.

Der Großteil der wohnungslosen Frauen kam bei Angehörigen und Bekannten unter, bei Männern waren fast ebenso viele (47 Prozent) verdeckt wohnungslos wie ohne Unterkunft (53 Prozent).

Obdachlose sind im Schnitt älter als verdeckt Wohnungslose

Ein klarer Altersunterschied zeigt sich zwischen Obdachlosen (also Wohnungslosen ohne Unterkunft sowie in Behelfsunterkünften) und untergebrachten wie verdeckten Wohnungslosen. Obdachlose waren mit einem Schnitt von 43 Jahren die deutlich älteste Gruppe, die Untergebrachten und verdeckt Wohnungslosen lagen mit 31 sowie 36 Jahren auffällig darunter.

Die Jüngsten sind am seltensten obdachlos

Unter den Wohnungslosen unter 18 Jahren waren lediglich vier Prozent ganz ohne Unterkunft, während 29 Prozent in einer Notunterkunft leben und elf Prozent bei Freunden, Bekannten oder Verwandten unterkamen.

Über die Hälfte der Wohnungslosen mit Kindern, ob alleinerziehend oder als Paar, waren in einer Notunterkunft, lediglich vier Prozent von ihnen hingegen verdeckt wohnungslos oder obdachlos.

Ein Langzeitproblem

Alle drei Gruppen waren im Schnitt lange wohnungslos. Menschen in der Notfallhilfe blieben dort durchschnittlich über zwei Jahre, und 40 Prozent von ihnen über ein Jahr.

Suchterkrankungen und psychische Beeinträchtigungen

Mehr als die Hälfte der verdeckt Wohnungslosen (53,1 Prozent) und zwei Drittel (67,1 Prozent) derjenigen ohne Unterkunft litten an chronischen Beeinträchtigungen ihrer Gesundheit. Wenn Suchterkrankungen als psychische Beeinträchtigungen gefasst werden, dann litten mehr als die Hälfte aller Obdachlosen unter einer dauerhaften psychischen Beeinträchtigung, nämlich 56 Prozent, und bei den verdeckt Wohnungslosen 44 Prozent.

Wohnungslose sind Opfer von Gewalt

Wohnungslose erlebten weit häufiger Gewalt und Diskriminierung als der Schnitt der Gesamtbevölkerung. Mehr als jeder und jede Zweite, die auf der Straße leben oder verdeckt wohnungslos sind, erlitten seit Beginn der Wohnungslosigkeit Gewalt, nämlich 52 Prozent.

Am häufigsten war diese Gewalterfahrung bei den Obdachlosen. Hier waren 67 Prozent Gewalt ausgesetzt. Bei verdeckt Wohnungslosen waren es 39 Prozent.

Wohnungslose werden diskriminiert

Auch Diskriminierung gehört für Wohnungslose zum Alltag, und das am häufigsten in der Öffentlichkeit auf der Straße. 60 Prozent der Betroffenen berichteten von Beschimpfungen, Benachteiligungen und Ausgrenzung wegen ihrer Wohnungslosigkeit.

Ein Drittel der Betroffenen wurde bei der Wohnungssuche diskriminiert, und ein Viertel bei Ämtern und Behörden, 17 Prozent bei der Arbeitssuche. Jeder und jede zehnte Betroffene sah sich auch in einer sozialen Hilfseinrichtung Diskriminierung ausgesetzt.