Studiengebühren: Gebühren vergraulen Studenten

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An der Friedrich-Schiller-Universität wurde untersucht, wie sich allgemeine Studiengebühren auswirken könnten

Die große Mehrheit der Jenaer Studierenden lehnt allgemeine Studiengebühren ab. Bis zu 50% der Befragten würden im Falle einer Gebühreneinführung die Friedrich-Schiller-Universität verlassen. Soziale Unterschiede spielen dabei eine entscheidende Rolle. Das Kultusministerium wurde um eine Stellungnahme gebeten.

Am 5. Januar 2007 wurde der Abschlussbericht einer umfassenden Untersuchung zur Akzeptanz von allgemeinen Studiengebühren veröffentlicht, die im Frühjahr 2006 unter allen Studierenden der FSU durchgeführt worden war. Der Lose Zusammenschluss aktiver Studierender (LZaS), ein Arbeitskreis des Studierendenrates, wollte herausfinden, wie die Einstellungen zu Gebühren für das Erststudium sind und welche Rolle der soziale Hintergrund dabei spielt. Wichtig war außerdem die Frage, wie viele und welche Studierenden ihr Studium abbrechen oder die Hochschule wechseln würden.

Einige Ergebnisse im Überblick
Mehr als 80% der Befragten sind eher gegen oder explizit gegen Studiengebühren, weniger als 15% stimmen eher dafür oder dafür. Deutlich weniger ablehnend ist die Einstellung zu Studiengebühren bei Kindern von Akademikern, bei männlichen Studierenden, sowie bei Jura- und Wirtschaftswissenschaftsstudenten. Bereits ab einem Betrag von 500 Euro pro Semester geben 16% der Befragten an, sie würden ihr Studium an der FSU abbrechen bzw. die Hochschule wechseln. Bei einer Gebühr von 1000 Euro pro Semester würde über die Hälfte der Befragten die FSU verlassen.

Dabei spielt die soziale Herkunft eine entscheidende Rolle. Die Wahrscheinlichkeit, das Studium an der FSU abzubrechen, ist bei
Studierenden, deren Väter keinen Bildungsabschluss haben, doppelt so hoch wie bei allen anderen. Demgegenüber ist es für Studierende, deren Väter einen Hochschulabschluss besitzen, noch einmal deutlich unwahrscheinlicher, dass sie ihr Studium in Jena wegen der Gebühren aufgeben.

Ob das Studium dann ganz abgebrochen oder aber an einer anderen Hochschule fortgeführt wird, hängt vor allem vom Alter und ebenfalls vom familiären Bildungshintergrund ab sowie davon, ob der Befragte in einer Partnerschaft lebt. Für ca. 10% der Befragten ist für einen Studienabbruch entscheidend, ob sie das Geld während oder erst nach dem Studium aufbringen müssten. Von den 86% der Studierenden, die nach dem Studium Kinder bekommen möchten, geben 30% an, dass dieser Plan bereits durch eine Gebühr von 500 Euro pro Semester beeinflusst werden würde.

Ein Kurzbericht und der ca. 120 Seiten umfassende Ergebnisbericht sind auf der einsehbar sowie als Druckversionen verfügbar.

Das Thüringer Kultusministerium und das Rektorat der FSU wurden um eine Stellungnahme gebeten. Interesse an den Untersuchungsergebnissen äußerten bereits Gewerkschaften, das Aktionsbündnis gegen Studiengebühren (ABS) und das Institut für Soziologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena. (veröffentlicht am 13.01.07)

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