Zum 1. Juli jedes Jahres wird in Deutschland die gesetzliche Rente angehoben. Nach der letztjährigen Erhöhung von 4,57 Prozent rechnen Experten für 2025 mit einem Plus von etwa 3,51 Prozent. Diese Zahl ergibt sich aus dem aktuellen Rentenversicherungsbericht der Bundesregierung, der die Lohnentwicklung als einen wichtigen Faktor einbezieht.
Weil Löhne und Gehälter nach oben gehen, steigen üblicherweise auch die Renten. Allerdings könnte 2025 noch ein weiterer Aspekt ins Spiel kommen: Der höhere Beitragssatz für die soziale Pflegeversicherung könnte die Rentenanpassung zusätzlich beeinflussen.
Grundlagen der Rentenberechnung: Entgeltpunkte und aktueller Rentenwert
Die gesetzliche Rente basiert auf einem einfachen Prinzip: Jeder erworbene Entgeltpunkt wird mit dem sogenannten aktuellen Rentenwert multipliziert. Dieser aktuelle Rentenwert wird alljährlich neu festgelegt und gilt seit 2023 bundesweit einheitlich. Zuvor hatte es noch Unterschiede zwischen den neuen und alten Bundesländern gegeben.
Die Deutsche Rentenversicherung (DRV) betont, dass sich diese jährliche Rentenanpassung im Wesentlichen an der Bruttolohnentwicklung orientiert. Dabei werden auch Veränderungen in der Rentenversicherung – beispielsweise beim Beitragssatz – sowie das Verhältnis von Beitragszahlern zu Rentenbeziehern berücksichtigt.
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Warum können sich Renten nicht verringern?
Obwohl sich die Rente eng an den Bruttolöhnen orientiert, sind Rentenkürzungen ausgeschlossen. Möglich wird das durch die sogenannte Rentengarantie, die ein Absinken der Bezüge verhindert. Ist eigentlich eine Senkung angezeigt, wird sie aufgeschoben.
Weitläufig bekannt ist dieses Instrument als „Nachholfaktor“ oder Ausgleichsfaktor. Künftige Rentenerhöhungen können dadurch gebremst werden, um frühere Ausfälle auszugleichen. Laut Gesetz darf das Rentenniveau bis 2025 außerdem nicht unter 48 Prozent fallen.
Geplante Reform: Erhöhung des Pflegebeitrags zum 1. Januar 2025
Die Bundesregierung hatte im Rahmen einer umfassenden Pflegereform beschlossen, den Beitragssatz zur sozialen Pflegeversicherung Anfang 2025 um 0,2 Prozentpunkte anzuheben. Dieses Plus soll den Pflegesektor finanziell stabilisieren. Zusätzlich kauft sich die Politik damit Zeit, um langfristige Lösungen für die Pflegefinanzierung zu erarbeiten.
Besonders relevant ist dieser Schritt für Rentnerinnen und Rentner, weil sie als Rentenbezieher die Pflegeversicherung allein finanzieren müssen. Berufstätige hingegen teilen sich den Pflegebeitrag mit ihren Arbeitgebern je zur Hälfte. Damit trifft die ab 2025 geplante Erhöhung Rentner direkter.
Pflegebeitrag und Rentenniveau
Anja Piel, Vorsitzende des Bundesvorstands der DRV Bund, erklärte auf dem 20. aktuellen Presseseminar, warum ein Anstieg des Pflegebeitrags mit einer stärkeren Anpassung der Renten einhergeht. Sie verwies auf die gesetzliche Mindestgrenze von 48 Prozent beim Rentenniveau und darauf, dass Rentenbezieher allein für den Pflegebeitrag aufkommen.
Um die gesetzlich verankerte Haltelinie einzuhalten, müssen Bruttorenten bei einer Verteuerung der Pflegeversicherung also stärker steigen als die Löhne.
Konkret bedeutet das: Sollte der Pflegebeitrag 2025 um 0,2 Prozentpunkte zulegen, könnte sich die Rentenerhöhung zum 1. Juli um rund 0,1 Prozentpunkte über den zunächst prognostizierten 3,51 Prozent bewegen. Damit läge die endgültige Steigerung wohl bei etwa 3,6 Prozent.
Einfluss der Verzögerung: Höherer Beitrag ab Januar, höhere Rente ab Juli
Ein wichtiges Detail betrifft den zeitlichen Ablauf: Wenn der Pflegebeitrag bereits am 1. Januar 2025 steigt, haben Rentnerinnen und Rentner ein halbes Jahr lang keine erhöhte Rente, um die Zusatzkosten auszugleichen. Erst zum 1. Juli kommt die für sie relevante Anpassung.
Wer also von Januar bis Juni auf eine höhere Rente hofft, wird sich gedulden müssen. Diese Verschiebung ist in der Systematik angelegt und lässt sich auch durch die aktuellen Reformpläne nicht beschleunigen.
Praktische Auswirkungen: So könnten sich die Einkünfte 2025 ändern
Rentner, die 2025 in den Genuss einer Erhöhung kommen, werden folgende Veränderungen bemerken:
- Bruttorente: Vor allem im Juli steigt der Auszahlungsbetrag entsprechend der neuen Berechnung.
- Netto: Durch den höheren Pflegebeitrag ab Jahresbeginn fällt das Nettoeinkommen zunächst etwas geringer aus. Ab Juli gleicht die Rentenanpassung diesen Effekt – und eventuell noch mehr – wieder aus.