Meine Erfahrungen mit Hartz IV, Herr Koch!

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Meine Erfahrungen mit Hartz IV, Herr Koch!

Etwas รผber 10 Jahre meines bisher erfรผllten Arbeitslebens habe ich noch vor mir. Die Umstรคnde lieรŸen es nicht zu, dass ich diese in meiner ursprรผnglichen Heimat, in Dรผsseldorf wo ich 52 Jahre gelebt habe, zu Ende bringen durfte.

Im Jahr 2007 bin ich von Dรผsseldorf nach Kirchhain umgezogen (meine erste Frau ist Ende 2005 verstorben und ich habe hier meine jetzige Frau geheiratet und fรผr eine neue Familie mit 2 minderjรคhrigen Kindern die Verantwortung รผbernommen).

Die Schwierigkeiten auf dem hiesigen Arbeitsmarkt hatte ich unterschรคtzt, sie sind noch schlechter als ich damals vermutet habe. Dazu kam, dass ich 52 Jahre alt war und damit waren die Chancen gleich oder nahe NULL.

Ich war dann wirklich ganz froh, als ich in der Oberhessischen Presse von einem von der Landesregierung aufgelegten Programm โ€žErfahrung hat Zukunftโ€œ (EHZ) gelesen habe, ich mich direkt darum bemรผht habe, an einer Schule beworben habe und auch einen Platz erhalten habe. Am 13.August 2007 begann ich hoffnungsfroh.

Da das Programm รผber 18 Monate insgesamt aufgelegt war und das Zeitarbeitsunternehmen Randstad die Programmteilnehmer auf den ersten Arbeitsmarkt vermitteln sollte, rechnete ich mir sehr gute Chancen aus, mit dem Zeitarbeitsunternehmen im Rรผcken, wieder eine Beschรคftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt zu erhalten.

Wรคhrend der Programmphase habe ich mich mehrmals in der Geschรคftsstelle des Zeitarbeitsunternehmens vorgestellt und nach fรผr mich geeigneten Arbeitsangeboten nachgefragt. Das Zeitarbeitsunternehmen hatte keine Angebote und mir kam es so vor, dass ich den dortig tรคtigen Mitarbeitern mehr als lรคstig war.

Als mich dann im September die Nachricht der Kรผndigung des Kooperationsvertrags von Randstad mit der fadenscheinigen Begrรผndung (Wirtschaftskrise) erreichte, machte ich mich an die Arbeit alles daran zu setzen, das von meinem Schulleiter gewรผnschte Anliegen umzusetzen, mich an der Schule halten zu kรถnnen.

Natรผrlich war klar, dass das von der Landesregierung damals aufgelegte Programm nicht zu einer Beschรคftigung an den Schulen fรผhren sollte, aber nachdem das Zeitarbeitsunternehmen Randstad die Kooperation aufgekรผndigt hat (denen konnte nichts besseres passieren als die Wirtschaftskrise, die haben niemals qualifizierte Programmteilnehmer auf den 1.sten Arbeitsmarkt vermitteln kรถnnen), war klar, dass von Seiten der Landesregierung den Teilnehmern geholfen werden musste. Zumal das eigentliche Ziel, die Vermittlung auf den ersten Arbeitsmarkt nun nicht mehr zu halten oder zu erreichen war.

Weit vor der Landtagswahl, am 27 Janaur 2008, hat die damalige schulpolitische Sprecherin der FDP Fraktion im hessischen Landtag, Frau D. Henzler, gefordert: โ€žDie Landesregierung muss kreative Lรถsungen finden, um Arbeitscoaches an den Schulen weiter zu beschรคftigen.โ€œ

Dann der erste Tiefschlag durch Randstad:
Projekt
Erfahrung hat Zukunft und dies : Randstad bedauert

Nach der gewonnen Landtagswahl in Hessen, im Januar 2009 nun das: Aus fรผr das Programm "Erfahrung hat Zukunft" Ca. 400 Menschen sind wieder arbeitslos, bzw. arbeitssuchend. Zwei Jahre nutzlos vergeudet. Zwei Jahre bedeutend weniger Gehalt. Mir hat es den Einstieg in den EDV-Bereich vรถllig verschlossen. Kein Arbeitgeber stellt solche Leute ein.

Ich habe das Risiko "Alter" vรถllig unterschรคtzt. Wer im Alter von 50 Jahren und mehr arbeitslos wird, muss sich auf eine schwierige und frustrierende Jobsuche einstellen. Denn im Wettkampf um offene Stellen sind die ร„lteren fast immer unterlegen.

Ministerprรคsident Roland Koch am 8 Juni 2006: "Wir wollen mit unserem Programm รคlteren Arbeitslosen den Weg zurรผck in die Arbeitswelt bahnen".

Das nun jeder jedem anderen an dem Programm Beteiligten die Schuld fรผr das Aus des Programms gibt, ist fรผr mich nebensรคchlich. Es fehlt nur noch, dass die Programmteilnehmer selbst Schuld haben, dass ein positives Ende des Programms nicht erreicht werden konnte.

Die Schulleitung hat soviel von meiner Erfahrung aus der Privatwirtschaft profitieren kรถnnen und ich habe mehrer Projekte durchgefรผhrt so dass die Schulleitung, Elternschaft und noch andere Personen alles dafรผr tun wollen, um mich an der Schule behalten zu kรถnnen.

Die Schulleitung versucht immer noch, mir eine Beschรคftigung an der Schule zu ermรถglichen, da die Arbeitsagentur fรผr 3 Jahre einen Zuschuss zahlen wรผrde, doch fehlt dann immer noch ein Betrag, der eine Beschรคftigung mรถglich macht.

Trotz 3 erfolgreich abgeschlossener Berufsausbildungen in meinem 40 jรคhrigem Berufsleben, ich war zuletzt in einem mittelstรคndischen Unternehmen in Dรผsseldorf stellv. EDV-Leiter, der zustรคndige Lehrlingsausbilder und Datenschutzbeauftragter, sehe ich fรผr mich trotz intensivster Bemรผhungen keine Chance auf dem Arbeitsmarkt, wenn ich mich in die Reihe derer anstelle, die sich mit jรผngeren Jahren, auch zum Teil erfolglos, um Beschรคftigung bemรผhen. Ich bin immerhin schon 54 Jahre alt. Da schlagen die Personalverantwortlichen die Hรคnde รผber den Kopf zusammen.

Ein auf der Seite der Agentur fรผr Arbeit verรถffentlichtes Stellenangebot zum Netzwerkfachmann: Weitere Anforderungen: Alter: 25 โ€“ 52, Grundwehr- oder Ersatzdienst absolviert oder befreit

Meine Bewerbung ist mit dem Text zurรผckgekommen:
Wir teilen Ihnen heute mit, dass wir Ihre Bewerbung nicht in die engere Auswahl mit eingeschlossen haben. Wir wรผnschen Ihnen weiterhin viel Erfolg und alles Gute. Ich habe mich vor der Bundestagswahl an etliche Politiker gewandt. Das Ergebnis war mehr als ernรผchternt. Es haben nur wenige geantwortet und ihr Bedauern ausgedrรผckt. Von denen, die das zu verantworten haben, hat sich niemand geรคuรŸert. Selbst die Medien haben sich nicht bereit erklรคrt, die Geschichte zu verรถffentlichen. Einzig die Oberhessische Presse hat sich die Mรผhe gemacht und einen angemessenen Artikel verรถffentlicht. (Ein Leserartikel von Gerhard P. 19.01.2010)