Hartz IV: Offener Brief an Roland Koch

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Offener Brief an den hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch

Aufgrund der menschenverachtenden Hartz IV Äußerungen des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch ist eine Welle der Entrüstung von Betroffenen los getreten. Unsere Redaktion erreichten zahlreiche Protest Emails und Briefe. Wir wollen exemplarisch einen Leserbeitrag veröffentlichen.

Sehr geehrter Herr Koch,
Sie kennen mich schon als ehemalige "Erfahrung hat Zukunft"-Teilnehmerin. Ich arbeitete als Arbeitsbeschaffungs Maßnahme für über 50-jährige 20 Monate an einer Gesamtschule. Bezahlt wurde die Arbeit von der Arbeitsagentur und dem Land Hessen. Ich bat Sie, diese Maßnahme für uns alle zu verlängern, denn unsere Arbeit ist bitter nötig. Nein, dafür ist kein Geld da teilten Sie mir in einem Antwortschreiben mit. Sie seien sicher, ich würde eine Arbeit finden, da Hessen insgesamt gut aufgestellt sei. Nun, meine Arbeit war der Schule keine 7 Euro wert, obwohl die Hälfte dieser Summe noch die Arbeitsagentur bezahlt hätte. Statt dessen hat man eine noch ärmere Sau in einer Arbeitsgelegenheit eingestellt.

Nun bin ich wieder in Hartz IV gelandet. Nach 60 Bewerbungen seit Sommer bin ich frustriert. Dann kommt die Mitteilung von Ihnen, alle Hartzer sollten für die Almosen des Staates arbeiten. Haben Sie schon einmal daran gedacht, dass Sie mit diesen Forderungen gegen das Grundgesetz verstossen? Man hat den Eindruck in der heutigen Politik, gerade auch in Hessen ist unsere Demokratie nicht mehr viel wert. Ich erinnere an Herrn Brenner vom ZDF, ich erinnere an die dubiosen Ungeklärtheiten bei Ihren Steuerbeamten. Auch sind Ihre Forderungen nach Arbeitsverpflichtungen destruktiv für unsere sozialen Probleme. Für mich sieht es so aus als betreiben Sie nur Polemik. Wollen Sie die Arbeitslosen noch mehr in die staatliche Abhängigkeit, man sagt auch moderne Sklaverei treiben mit Ihren Tranfer-Vorstellungen? Die Summe, die Sie (der Staat) jetzt für ALG II Empfänger ausgeben, könnten Sie auch ausgeben, indem Sie Stellen für EUR 1400 schaffen, die dann sozialversicherungspflichtig wären. € 351 + EUR 350 Miete + EUR 500 Vermittlung in Arbeitsgelegenheiten + Sozialausgaben, die Sie jetzt auch zahlen.

Sie könnten so das viele Geld für Arbeitsvermittlungen und Bespitzelung der Transferbezieher sparen. Alle arbeitslosen Arge-Mitarbeiter würden sich freuen, nicht auch ins "Hartz-IV-Loch" zu fallen. Die Sozialkassen bekämen wieder mehr Beiträge, und der soziale Frieden in Deutschland könnte nachhaltig wieder aufgebaut werden. Wenn Sie nicht nur ein Landesfürst wären, der Klientelpolitik betreibt, so würden Sie solche Forderungen nach Zwangsarbeit nicht in den Raum stellen sondern konstruktiv an einer Lösung des Problems mitarbeiten! Ich kann Sie als christlichen Menschen (Christlich Soziale Union) nicht mehr wertschätzen. Ihr Sozialdarwinismus erscheint mir erwiesen. (Ein Leserbeitrag von Eva S., 18.01.2010)