Einmal Hartz IV, immer Hartz IV?

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Studie: Mehr als drei Millionen Hartz IV-Bezieher sind länger als vier Jahre auf Leistungen zur Grundsicherung angewiesen
Knapp drei Millionen Menschen sind dauerhaft auf Hartz IV angewiesen. Da ergab eine Studie von Wissenschaftlern des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen. Demnach bezieht knapp die Hälfte aller Leistungsberechtigten mehr als vier Jahre Arbeitslosengeld II (ALG II). Vor allem in den ostdeutschen Bundesländern ist die Zahl derjenigen, die im Langzeitleistungsbezug stehen, hoch.

Hartz IV-Bezieher profitieren kaum von der günstigen Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt
46,3 Prozent aller Bezieher von Hartz IV und Sozialgeld sind länger als vier Jahre auf Leistungen zur Grundsicherung angewiesen. Das teilte das IAQ am Freitag mit. Nach einer Auswertung der Grundsicherungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) für das Jahr 2014 würden lediglich 22,4 Prozent der Leistungsbezieher nach weniger als zwölf Monaten keine Hilfe mehr benötigen.

In Ostdeutschland ist die Zahl der Langzeiterwerbslosen besonders hoch. So sind in Sachsen-Anhalt 53,8 Prozent der Leistungsbezieher länger als vier Jahre auf die staatliche Hilfe angewiesen, in Berlin sind es 53,2 Prozent und in Brandenburg 52,8 Prozent. Die niedrigsten Quoten berechneten die Wissenschaftler für Bayern (36,7 Prozent) und Baden-Württemberg (38 Prozent). Nordrhein-Westfalen befindet sich mit 46 Prozent im Mittelfeld.

Der Anteil der Langzeiterwerbslosen ist der Studie zufolge in Städten mit sehr hoher Arbeitslosigkeit besonders hoch. Es seien zudem viele „Aufstocker“ – Menschen, deren geringes Einkommen nicht für ihren Lebensunterhalt ausreicht – unter den Hartz IV-Bezieher, die längere Zeit auf ALG II angewiesen sind. „Dass viele Menschen langfristig, über mehrere Jahre hinweg abhängig von Hartz IV sind, weist darauf hin, dass es für einen großen Personenkreis äußerst schwierig ist, ein ausreichendes Einkommen zu erzielen und so aus der Bedürftigkeit herauszukommen“, erläutert Prof. Dr. Gerhard Bäcker vom IAQ. Lediglich 3,5 Prozent der erwerbsfähigen Leistungsbezieher hätten es im Juni 2014 aus dem Hartz IV-Bezug geschafft. Zudem sei die Gefahr, erneut in die Hilfebedürftigkeit zu rutschen groß. „Von allen, die zwischen Juli 2013 und Juni 2014 ihre Hilfebedürftigkeit beendeten, bekam jeder Vierte innerhalb von drei Monaten wieder Leistungen aus der Grundsicherung“, teilt das IAQ mit. „Trotz der günstigen Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt haben die überwiegend von Hartz IV abhängigen Langzeitarbeitslosen nur geringe Chancen, eine reguläre Beschäftigung zu finden. Insbesondere die Älteren bleiben meist dauerhaft hilfebedürftig.“ Besonders schwer hätten es auch Alleinerziehende, die dem Arbeitsmarkt wegen der Betreuung ihrer Kinder nicht zur Verfügung stünden. (ag)

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