Warum Hartz IV-Empfänger keine Jobs bekommen

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Warum Arbeitslose und Hartz IV-Empfänger keine Jobs bekommen

Deutschland will keine Kinder!
Sie finden diese Aussage hart? Vielleicht sogar ungerecht? Leider ist die Realität hart und ungerecht. Da hilft es auch nicht, die Augen davor zu verschließen, oder sich blühende Landschaften vorzugaukeln, die es tatsächlich gar nicht gibt. Tatsache ist: Mütter mit kleinen Kindern, wobei "klein" von potentiellen Arbeitgebern mit einem Alter unter 15 Jahren definiert wird, haben keine Chance, sich in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Sobald das Gespräch auf vorhandene Kinder oder bestehenden Kinderwunsch kommt, und die Bewerberin dies bejaht, ist sie RAUS!

Da hilft es auch nicht, wenn sie von allen Bewerberinnen die mit Abstand beste Eignung hat. Lieber stellen Arbeitgeber Bewerberinnen ein, die weniger Ahnung haben, aber schon "große" Kinder oder die erst gar keine wollen, was unter diesen Arbeitsmarktbedingungen in Deutschland leider immer häufiger wird.

Aber nicht nur Mütter, auch Väter sind davon betroffen. Es reicht das Bekenntnis zur Familie, um von einem potentiellen Arbeitgeber sofort abgelehnt zu werden. Dazu reicht es schon, wenn der Bewerber wahrheitsgemäß auf die Frage: "Wenn ihr Kind erkrankt, würden sie es betreuen?" mit "Ja." antwortet. Da helfen auch die besten Fachkenntnisse oder Referenzen nichts mehr.
Werdende Mütter, die gerade einen Job haben, werden von ihren Arbeitgebern entweder unter Druck gesetzt: spätestens 3 Monate nach der Geburt wieder Vollzeit zu arbeiten oder entlassen zu werden; oder sie werden ohne jede Vorwarnung sofort nach ihrer Rückkehr in den Job entlassen. Das trifft insbesondere Mütter, die von ihrem im "Gesetz zum Elterngeld und zur Elternzeit" (BEEG) garantiertem Recht auf Teilzeitbeschäftigung innerhalb der Elternzeit Gebrauch machen wollen. Beachtenswert ist hierbei, dass die Elternzeit eigentlich 36 Monate beträgt, der dadurch bedingte Verdienstausfall aber nur 12 Monate lang durch Elterngeld überbrückt wird und danach eben durch dieses Recht auf Teilzeitarbeit die Betreuung und Erziehung des Kindes sicher gestellt werden soll. Genau das, und hier handelt es sich um im Grundgesetz in Art. 6 verankerte Rechte und Pflichten von Eltern, wird von den Arbeitgebern verweigert.

Arbeitgeber gehen mittlerweile ganz unverhohlen vor und versuchen diese offene Ablehnung von Müttern und Kindern – und damit Familien – auf dem deutschen Arbeitsmarkt nicht mehr abzustreiten. Im Gegenteil: die meisten Arbeitgeber stehen ganz offen dazu und halten dies auch noch für "Normal". So äußerten verschiedene Arbeitgeber auf Anfragen und in Interviews der "Thüringer Allgemeine", veröffentlicht in der Ausgabe vom 19.02.2008, ganz offen diese Ansichten und verteidigten ihre Praktiken. Dass dies keine bedauerlichen Einzelfälle sind, bestätigen Erfahrungsberichte anderer Betroffener, die dem Autor schon länger vorliegen und die ganz ähnliche Gesprächsverläufe und Reaktionen bei Vorstellungsgesprächen beschreiben.
Um dem Arbeitgebern Genüge zu tun, die nicht Kinder-, Mütter-, Väter- und Familienfeindlich sind: diese gibt es auch, und sie werden von Politikern oft als Vorzeigemodelle herangezogen. Es handelt sich dabei jedoch um eine verschwindend geringe Minderheit, die auf dem deutschen Arbeitsmarkt so gut wie keine Rolle spielt. Tatsächlich gilt:

Bewerberinnen und Bewerber mit "kleinen" Kindern sind für deutsche Arbeitgeber das Rote Tuch schlechthin!

Und wie steht es da mit den Werbekampagne der Bundesregierung gegenüber Kindern: "Du bist Deutschland"? Dass eine solche Werbekampagne überhaupt gemacht wird, beweist, dass unsere Familienministerin und ihre Politikerkollegen die Realität sehr wohl kennen. Bittere Tatsache ist aber, dass sie die nicht ändern können, selbst wenn sie wollten. Hinzu kommt: der Appell richtet sich hier an die falsche Bevölkerungsgruppe. Statt an potentielle Eltern, sollte man sich an die Firmenchefs wenden, die dafür sorgen, dass keine Eltern von "kleinen" Kindern bei ihnen eingestellt werden. Warum man das nicht tut? Ganz einfach: niemand prügelt das Huhn, das einem die goldenen Eier legt. Die goldenen Eier, die den großen Parteien als Spendengelder ihre Existenz und politische Macht ermöglichen und unseren Ministern und Politikern nach deren aktiver Amtszeit mittels lukrativen Stellen ihr weiteres gesichertes und von finanziellen Sorgen freies Leben garantieren. Stattdessen wird das Huhn gehegt und gepflegt und man erfüllt ihm fast jeden Wunsch, auch wenn es sich schlecht benimmt, sofern man dies anderen gegenüber verheimlichen, oder wenn das nicht geht, es irgendwie "verkaufen" kann. Zu diesem Zweck wird dann von der sog. "öffentlichen Meinung" Gebrauch gemacht, die durch geschickte Berichterstattung von Medien, die natürlich den vorgenannten Firmenchefs gehören, die jeweils gewünschte öffentliche Meinung erzeugt. Denn leider ist der Mensch, der Deutsche insbesondere, sehr leicht zu manipulieren. Man muss eine Lüge nur lange genug und laut genug – und heutzutage auch frech genug – von "öffentlichen Personen", sogenannten Meinungsträgern, wiederholen lassen, damit sie von der öffentlichen Meinung als Wahrheit akzeptiert und jeder Gegenbeweis, bar jeglicher Vernunft, ignoriert wird. Das ist eine grundlegende psychologische Tatsache, derer sich jeder bedienen kann. Das finden sie gruselig?

Wirklich gruselig wird es, wenn man überlegt, das bereits Mitte des 19. Jahrhunderts, die Rede ist von 1850, die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt, wie wir sie heute haben, vorhersehbar war und tatsächlich in allen Einzelheiten vorhergesehen wurde: dass durch die immer weitergehende Automatisierung immer weniger menschliche Arbeitskraft benötigt wird, dass aber genau gegensätzlich zu diesem Bedarf die Weltbevölkerung immer mehr zunehmen und dass der Mensch vom produzierenden zum konsumierenden Faktor wird, dass er aber ohne Arbeit nicht konsumieren kann, da er kein ausreichendes Einkommen dazu hat. Das alles hat dazu geführt, dass heute weniger als 10% der deutschen Bevölkerung über mehr als 90% des flüssigen inländischen Geldkapitals verfügen.
Dieser – äußerst langfristigen und problemlos vorhersehbaren – Entwicklung, die in jedem Wirtschaftskurs gelehrt wird, hätten die Politiker geeignete Sozialmodelle und ein Wirtschaftsrecht, das die Kapitalflucht ins Ausland verhindert, entgegensetzen müssen. Lange genug haben sie dafür Zeit gehabt: über 50 Jahre. Getan wurde nichts. Warum? (09.03.2008)

Ist das Bürgergeld besser als Hartz IV?

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