Am 1. Juli werden für die mehr als fünf Millionen Witwer und Witwen, die eine Hinterbliebenerente beziehen, die Rente angepasst. Was bedeutet das im Einzelnen?
Dürfen Sie dazu verdienen?
Inhaltsverzeichnis
Wer eine große Witwen- oder Witwerrente beziehen, darf ein Arbeitseinkommen erwerben, das bis zu einem bestimmten Bruttobetrag nicht mit der Rente verrechnet wird. Ab Juli 2024 sind das bis zu 1.730 brutto pro Monat.
Wie lange gilt die Hinzuverdienstgrenze?
Diese Grenze gilt, bis Sie das reguläre Rentenalter erreicht haben. Unterschiede gibt es allerdings zwischen denjenigen, die 2023 hinzuverdienten und denen, die letztes Jahr kein zusätzliches Einkommen zur Rente hatten.
Wer im letzten Jahr kein Erwerbseinkommen erzielte, muss das aktuelle Einkommen auf die Hinterbliebenenrente anrechnen lassen.
Einkommen der Rentenkasse melden
Sie sind in diesem Fall auch verpflichtet, ihr gegenwärtiges Einkommen der Deutschen Rentenversicherung mitzuteilen. Wenn Sie das nicht tun, dann kann die Rentenkasse ihre Hinterbliebenenrente beim nächsten Überprüfungstermin rückwirkend ändern.
Womöglich müssen Sie dann mehrere tausend Euro zu viel gezahlte Rente zurückzahlen.
Was ist, wenn Sie 2023 Erwerbseinkommen erzielten?
In diesem Fall interessiert sich die Rentenversicherung erst einmal nicht für ihr derzeitiges Einkommen – auch nicht, wenn dieses höher ist als zuvor. Dies wird für die Rentenversicherung erst am 1. Juli 2025 wichtig.
In diesem Jahr interessiert sich die Rentenversicherung für ihren durchschnittlichen Bruttolohn zwischen dem 1. Januar 2023 und dem 31. Dezember 2023.
Was passiert, wenn das Einkommen zu hoch ist?
Verdienen Sie mehr als die gesetzte Grenze, dann ist das nicht dramatisch. Der Verdienst, der als Mehrverdienst angesehen wird, wird mit 40 Prozent auf die Rente angerechnet.
Vor und nach dem regulären Rentenalter
Um den Nettolohn pauschal einzubeziehen, zieht die Rentenkasse bei noch nicht erreichtem Rentenalter erst einmal pauschal 40 Prozent vom Bruttolohn ab (bei einem Bruttolohn von 2500 Euro wären das 1000 Euro.
Angerechnet würden nur die Nettoeinkünfte. Diese liegen bei 1500 Euro.
Nach dem Eintritt des regulären Rentenalters werden pauschal nur noch 30,5 Prozent abgezogen.
Hinterbliebenenrente und Minijobs
Wer nach Eintritt des Rentenalters einen Minijob ausübt, gilt gewöhnlich als versicherungsfrei. Für Menschen, die Hinterbliebenenrente bekommen, zahlt es sich hingegen aus, auf die Versicherungsfreiheit zu verzichten und monatlich 3,6 Prozent Ihres Verdienstes an die Rentenkasse abzugeben.
Warum sollen Sie in die Rentenkasse zahlen?
Wer eine Hinterbliebenenrente bezieht, profitiert davon gleich zweimal. Erstens erhalten Sie so neue Rentenansprüche. Ab dem folgenden Jahr bekommen Sie bis zu sechs Euro mehr Rente pro Monat.
Zweitens wird dann bei der Hinterbliebenenrente ein Abzug von 30,5 Prozent von Ihrem Einkommen berücksichtigt. Lediglich 374 Euro gelten dann als Nettoeinkommen.
Freibetrag und Nettoeinkommen
Nur der Teil der Nettoeinkünfte wird bei Hinterbliebenen abgerechnet, der über dem Freibetrag liegt. Der Freibetrag ist 2024 bei 1.038, 05 Euro. Bei einem gesetzten Nettoeinkommen von 1500 Euro lägen also 461, 95 Euro über dem Freibetrag.
40 Prozent dieses “Überschusses” werden von der Hinterbliebenenrente abgezogen. Das sind 184,78 Euro weniger. Bei einer Witwerrente von 1000 Euro bekäme der Betroffene also nur noch 815,22 Euro.
Altersrente und Witwenrente
Die Hinterbliebenenrente wird nicht gekürzt, wenn die Altersrente 1.207 Euro brutto im Monat (bei Altersrente ab 2011, sowie 1.193 Euro bei Altersrentenbezug vor 2011) nicht übersteigt – vorausgesetzt, es gibt kein weiteres Einkommen.
Höhere Altersrenten werden auf “Nettowerte” umgerechnet, ausgehend von der aktuellen Rente.
Wie wird der “Überschuss” berechnet?
Auch Altersrenten werden nach dem Modell der Rentenversicherung in “Netto-Werte” umgerechnet. Bei Alersrenten ab 2011 werden pauschal 14 Prozent abgezogen, bei denjenigen vor 2011 pauschal 13 Prozent.
Hätte eine Witwe jetzt eine Altersrente ab 2015 von 1500 Euro, dann würden 210 Euro abgezogen, und als Netto-Wert blieben 1290 Euro über. Bei einem Freibetrag von 1038,05 Euro wäre dieser um 251,85 Euro überschritten. Davon würden 40 Prozent auf die Hinterbliebenenrente angerechnet. 100,78 Euro würden abgezogen.
Melden Sie ein gemindertes Einkommen
Wenn sich Ihre Hinterbliebenenrente wegen Ihres Einkommens verringert, sollten Sie sofort der Rentenkasse Bescheid geben, wenn Sie weniger Einkommen beziehen. Dann steht Ihnen nämlich vermutlich mehr Witwenrente zu.
Bei einer erheblichen Einkommensminderung wird die Witwenrente neu berechnet – auf Antrag. Erheblich bedeutet mindestens zehn Prozent weniger Einkommen.
Bekamen Sie gar keine Hinterbliebenenrente, weil Ihr Einkommen zuvor dafür zu hoch war, dann sollten Sie bei einem verringerten Einkommen sofort einen Antrag auf Überprüfung Ihres Anspruches stellen.
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Dr. Utz Anhalt ist Buchautor, Publizist, Sozialrechtsexperte und Historiker. 2000 schloss er ein Magister Artium (M.A.) in Geschichte und Politik an der Universität Hannover ab. Seine Schwerpunkte liegen im Sozialrecht und Sozialpolitik. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Dokumentationen für ZDF , History Channel, Pro7, NTV, MTV, Sat1.