Mangelhafte Betreuung von Hartz IV-Beziehern

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Viele Jobcenter erfüllen die gesetzlichen Personalvorgaben nicht

17.11.2014

Dass die Betreuungssituation von Hartz IV-Bezieher in den Jobcentern alles andere als gut ist, dürfte niemanden überraschen. Eine Datenübersicht der Bundesregierung zeigt jedoch nun das ungeahnte Ausmaß. Wie die Online-Ausgabe der „Saarbrücker Zeitung“ berichtet, erfüllt ein Drittel der Jobcenter nicht den gesetzlich vorgegeben Personalschlüssel für die Betreuung von Hartz IV-Beziehern über 25 Jahre. Bei den jüngeren Leistungsberechtigten ist die Situation sogar noch dramatischer.

Für junge Hartz IV-Bezieher ist die Betreuungssituation in den Jobcentern besonders schlecht
In vielen Jobcentern kümmern sich weniger Arbeitsvermittler um die Betreuung von Hartz IV-Beziehern als der Gesetzgeber vorschreibt. Laut Sozialgesetzbuch darf ein Vermittler maximal 150 über 25-jährige Hartz IV-Bezieher bzw. 75 jüngere Leistungsbezieher betreuen. Dadurch soll eine gute Betreuungsqualität gewährleistet werden. Wie die Zeitung berichtet, werden diese Vorgaben aber bei weitem nicht von allen Jobcentern eingehalten. So erfüllen lediglich zwei Drittel der Ämter den Betreuungsschlüssel für Langzeiterwerbslose über 25 Jahre. Noch schlechter sieht es bei den jüngeren Hartz IV-Beziehern aus. Wie die Auswertung einer Stellungnahme der Bundesregierung durch die Fraktion Die Linke zeigt, haben lediglich 166 der 303 Jobcenter (55 Prozent), die von der Bundesagentur für Arbeit (BA) und den Kommunen gemeinsam betrieben werden, die Vorgaben hinsichtlich der Hartz IV-Bezieher unter 25 Jahre erfüllt. Jedes fünfte Jobcenter hatte einen Betreuungsschlüssel von mehr als 1:85 und bei 16 Ämtern lag dieser sogar mindestens bei 1:100.

„Hier wird auf Kosten der Erwerbslosen und Beschäftigten an der falschen Stelle gespart“, zitiert die Zeitung die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linken, Sabine Zimmermann. Es seien „mehr Vermittler, die ausreichend Zeit haben, die Erwerbslosen bei der Arbeitssuche zu unterstützen“ notwendig. Auch das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) kommt zu diesem Schluss. Die IAB-Experten legten bereits vor vier Jahren im Rahmen der Analyse eines Modellprojekts dar, dass ein besseres Verhältnis von Arbeitsvermittlern zu Erwerbslosen die Dauer der Arbeitslosigkeit reduziert.

Zimmermann wies zudem daraufhin, dass der Bundesregierung zufolge etwa jeder zehnte Jobcenter-Mitarbeiter nur einen befristeten Arbeitsvertrag erhält. Dieses Vorgehen sei arbeitsmarktpolitisch kontraproduktiv, weil auf diese Weise Knowhow und Sachverstand verloren gingen. (ag)

Bild: Bernd Kasper / pixelio.de

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