Kein Recht auf Bildung bei Hartz IV?

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16 Jährige Hartz IV Betroffene zur Vollzeitarbeit gedrängt: Statt weiterbildene Schule oder Ausbildung: "Sie sollte noch nicht einmal eine Ausbildung machen, sondern sofort Vollzeit arbeiten gehen."

(31.07.2010) Ich kann die in Ihrem Artikel dargestellten Tatsachen bestätigen. Meine Tochter ist hochbegabt und besuchte das Gymnasium. Als sie 16 Jahre alt wurde, hat die Mitarbeiterin der ARGE in Starnberg wörtlich zu mir gesagt: "Die kann jetzt arbeiten gehen!" Sie sollte noch nicht einmal eine Ausbildung machen, sondern sofort Vollzeit arbeiten gehen. Ich habe gesagt, daß sie ja noch gar nicht mit der Schule fertig ist und keinen Abschluß hat, aber das interessierte niemanden. Ich habe die Zeugnisse vorgelegt und auch das interessierte niemanden.

Da auf Grund meiner Scheidung das Jugendamt bei meiner Tochter auch schon für einige Jahre ein Internat bezahlt hatte, habe ich mich dann an das Jugendamt gewendet. Dabei habe ich erfahren, daß die ARGE den Weisungen des Jugendamtes Folge leisten muß. Der Mitarbeiter beim Jugendamt hat bei der ARGE angefragt, was das alles solle und daraufhin, habe ich von der ARGE mündlich erfahren, daß ich die Zeugnisse (wie so oft hatten sie die Kopien nicht mehr) vorlegen solle und dann wolle man sich den Fall "überlegen". Ich habe alle 1/2 Jahre das Zeugnis meiner Tochter vorlegen müssen und mir wurde immer wieder gesagt, daß die Entscheidung, daß meine Tochter die Schule weiter besuchen durfte nur vorläufig sei und jederzeit geändert werden könne. Natürlich habe ich über die ganzen Vorgänge, wie so oft, nie etwas schriftliches erhalten, weil die Damen und Herren genau wußten, daß der Weg zum Sozialgericht nach München für mich nicht unbekannt war.

Meine Tochter hat dieses Jahr ihr Abitur gemacht mit 1,6. Auch wenn ich die Fahrtkosten mit dem Bus und viele andere Dinge aus meinem Hartz lV-Satz selbst tragen mußte, weil grundsätzlich alles abgelehnt wurde, denke ich, daß es sich für mich und vor allem für meine Tochter gelohnt hat. Ich habe lieber selbst gehungert (wörtlich gemeint), als daß meine Tochter nicht ihr Abitur und die von ihr gewünschte Ausbildung hätte machen dürfen. Ich bin in den Wald gegangen und habe dort unter anderem Beeren und Brennesseln gesammelt. Daraus habe ich Marmelade und Brennesselspinat gekocht und ich konnte am Essen einsparen. Übrigens Brennesselspinat schmeckt richtig lecker und ist dabei noch gesund! Auf den Wiesen habe ich Kräuter gefunden für Salate und getrunken habe ich immer nur Leitungswasser. Alles in allem bin ich also der typische Hartzer, der Bier saufend auf dem Sofa liegt und den ganzen Tag fernsieht, der so gerne in den Medien dargestellt wird. Ich bin im Übrigen auch so "bildungsfern", daß ich lediglich ein Staatsexamen als Medizinisch-Technische-Laboratoriumsassistentin abgelegt habe. Natürlich bin ich auch dem LKW-Fahrer, der auf meinem Weg von der Arbeit nach Hause mein Auto gerammt hat, mit voller Absicht in den Weg gefahren, damit ich anschließend erwerbsunfähig sein konnte. (Ein Leserbrief von Sabine K.)

Ist das Bürgergeld besser als Hartz IV?

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