Neoliberale Dekadenz
von Dietmar Brach
Es geht schon lange nicht mehr darum, wie man den Menschen die unverschuldet in Arbeitslosigkeit gefallen sind, aus dieser wieder heraushelfen kรถnnte. Liest man die zynischen Aussagen von Roland Koch, Guido Westerwelle und anderen, fragt sich die Politik wohl eher, wie sie die Betroffenen am besten ausnutzen kรถnnen. Altenpflege, Kinderbetreuung, selbst Schneeschippen โ alles ehrenwerte Arbeiten. Das Problem ist nur, dass diese Arbeiten keiner bezahlen will. Dafรผr kรถnnen aber die Arbeitslosen nichts, sondern die โGeiz ist geilโ Mentalitรคt des Turbokapitalismus. Dann aber, wie Westerwelle und Koch zu verlangen, dass diese Tรคtigkeiten ohne Bezahlung von den Betroffenen geleistet werden, quasi als Gegenleistung dafรผr, dass man sie nicht verhungern und erfrieren lรคsst, zeigt die menschenverachtende Grundhaltung dieser Politiker.
Hartz IV ist gescheitert. Es musste scheitern, weil durch Druck auf Arbeitslose keine Arbeitsplรคtze entstehen. Die Kosten sind explodiert weil man neben den Arbeitslosen nun auch noch immer mehr Vollzeitbeschรคftigte als sog. Aufstocker subventionieren muss.Diese Subvention ist bereits fester Bestandteil der Kalkulation von Firmen, die schamlos nicht nur ihre Beschรคftigten sondern die ganze Gesellschaft ausbeuten. Die Hartz Gesetze haben dies ermรถglicht. Dieser Unsinn zu Lasten der ehrlichen Unternehmen muss aufhรถren. Ein gesetzlicher Mindestlohn wรคre nur eine erste Maรnahme. Ein zweiter Schritt wรคre eine Verteuerung von Teilzeitarbeit im Vergleich zur Vollzeitarbeit. Der Stundenlohn einer Teilzeitkraft mรผsste prozentual hรถher sein als bei einer Vollzeitkraft um mehr Anreize fรผr eine Vollbeschรคftigung zu erzielen. Aber letztlich mรถchte man nicht wirklich Arbeitslosigkeit beenden, sondern diese lieber weiter fรผr Lohndumping und Abbau von Mitbestimmung und Arbeitnehmerrechten nutzen.Dies war die Intention des Peter Hartz und so gesehen sind die Hartz Gesetze ein Erfolg fรผr die Wirtschaft aber eine Ohrfeige fรผr die Demokratie. (Dietmar Brach, 22.02.2010)