Hartz IV: Jeder Fünfte arbeitet in Vollzeit für Niedriglohn

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Eine Anfrage der Linken an die Bundesregierung anlässlich des Tages der Arbeit hat ergeben, dass jeder fünfte Arbeitnehmer in einer Vollbeschäftigung zu Niedriglöhnen arbeitet. Das hat vor allem auch langfristige Folgen wie eine niedrige Rente und Altersarmut.

Niedriglohn trotz Vollzeitanstellung

Der große Niedriglohnssektor ist eine direkte Folge des Hartz IV-Systems. In der Bundesrepublik arbeiten vier Millionen Arbeitnehmer in einer sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigung für weniger als zwei Drittel des mittleren Einkommens. Das sind 18,8 Prozent der Vollzeitbeschäftigten. Im Westen liegt der Anteil bei 16,5 und im Osten bei 30,4 Prozent. Wer weniger als 2.267 Euro brutto im Monat für Vollzeitarbeit verdient, erhält einen Niedriglohn.

Am größten ist der Niedriglohnanteil bei Friseurinnen und Friseuren. Ganze 92 Prozent, etwa 50.000 Arbeitnehmer, arbeiten dort im Schnitt für 1680 Euro brutto im Monat. Die Branchen Floristik und Kosmetik sowie Berufskraftfahrer im Personentransport folgen mit jeweils 85 und 78 Prozent.

Armutsflucht aus Deutschland?

Laut einer GfK-Studie fürchten 67,6 Prozent der jungen Erwachsenen zwischen 18 und 30 Jahren, dass ihre Altersrente unzureichend sein wird. 36,6 Prozent haben aufgrund der Corona-Krise finanzielle Rücklagen ausschöpfen müssen. Daher erwägen fast ein Drittel der Befragten, im Alter Deutschland zu verlassen und in Länder mit niedrigeren Lebenshaltungskosten auszuwandern.

Hartz IV hat in seiner Folge nicht nur einen großen Niedriglohnsektor geschaffen, der nicht erst, aber besonders in der Corona-Krise unter den finanziellen Belastungen leidet, sondern damit auch eine Verfestigung von Armut bis ins Alter hervorgerufen. Ohne eine grundsätzliche Veränderung, höheren Mindestlohn und angemessene Regelsätze werden wohl immer mehr Menschen erwägen, das „reiche“ Deutschland zu verlassen.

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Bild: Paolese / AdobeStock

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