Spahn erweist sich mit Äußerungen zu Hartz IV als realitätsfremd

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Jens Spahn als neuer Gesundheitsminister der nun vereidigten Bundesregierung befindet die Leistungen des Arbeitslosengeldes II als ausreichend und liegt damit weit von der tatsächlichen Lebensrealität der meisten Arbeitslosengeld II-Betroffenen.

Leben mit Hartz IV – eine Herausforderung

Die monatlichen Zahlungen von Arbeitslosengeld II für alleinstehende Erwachsene in Höhe von 416,- EUR, stellen aufgrund vieler individueller Schilderungen eine herausfordernde Existenzgrundlage dar, die in vielen Fällen nur durch eine strikte Finanzplanung bis zum Monatsende reicht. (Die durchschnittlichen Bedarfsleistungen einer BG liegen bei 954,- EUR. Mit dem Hartz IV-Rechner können Sie Ihre Leistungen berechnen.)

In der Not muss man kreativ werden

Familien, wie Alleinstehende sind häufig auf zusätzliche Unterstützung von außen angewiesen, während viele Erwerbsfähige unter den Anforderungen der Jobcenter leiden. Beispielhaft sind jahrelange Gelegenheitsjobs und das Hangeln von einem Gelegenheitsjob zum nächsten, während die Aussicht auf eine zukünftige Festanstellung verblasst. Gerade durch die Bürokratie oder wenn sich die Sachbearbeiter trotz einer kooperativen Haltung der Arbeitslosengeld II-Bezieher im Einzelfall einer Umschulung oder beruflichen Neuausrichtung querstellen, können langwierige Kämpfe mit der eigenen Erwerbssituation und dünne Haushaltskassen am Selbstvertrauen, der Psyche und durch Medikamenten- und Lebensmittelpreise an der Gesundheit der Bezieher zehren.

Zusätzliche und unvorhergesehene Ausgaben stellen häufig den Einfallsreichtum der Betroffenen auf die Probe. Angebote wie die Tafeln oder Selbsthilfewerkstätten bieten Unterstützung, können oftmals das Gefühl der Hilflosigkeit jedoch nicht lindern. Fälle, in denen das soziale Leben hintenangestellt wird, bedeuten eine weitere, mindestens mentale Hürde für viele Arbeitslosengeld II-Betroffenen.

Armut belastet soziales Klima

Mit der Lebenssituation vieler Arbeitslosengeld II-Bezieher leidet auch das soziale Klima in Deutschland und gesellschaftliche Unterschiede sind, wie sich aktuell zeigt, mit steigender Häufigkeit Ursache zwischenmenschlicher Auseinandersetzungen, bei denen nicht nur durch Parteien der politischen Ränder auf Aus- und Abgrenzung gesetzt wird.

Im Rahmen einer Onlinepetition wird Spahn von Bürgern dazu aufgefordert „für einen Monat von Hartz 4“ zu leben, die Unterzeichner setzen damit ein Zeichen des Protests gegen die Äußerungen des Bundesministers. Auch der ehemalige Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) kritisierte Spahn für seine Äußerungen und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wies auf die Notwendigkeit der Senkung der Zahl der Menschen im Leistungsbezug hin. Aus diesem Grund bleibt anzuzweifeln, wie realitätsnah die Äußerungen des neuen Gesundheitsministers sind.