22.09.2016
Die Freie Wohlfahrtspflege NRW kommt zu dem Ergebnis, dass Hartz-IV-Abhängige, auch wenn sie einen Job bekommen, ihn oft schnell wieder verlieren – besonders in Münster, Hamm und Gelsenkirchen.
In Münster sind 42,6 von allen Betroffenen, die einen Job finden, nach spätestens drei Monaten wieder erwerbslos. Wenn Hartz-IV-Abhängige Jobs bekommen, dann handelt es sich oft um befristete Jobs wie Leiharbeit.
In fast allen untersuchten Regionen Nordrhein-Westfalens fanden weniger als zwei Prozent aller Hartz-IV-Abhängigen eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. 2015 bekamen nur 2,7 % aller ALG-II-Empfänger eine feste Arbeit oder begannen eine Ausbildung. Die Arbeitssuche dauerte auch bei diesen wenigen deutlich länger als bei ALG-I-Beziehern.
Jeder vierte Arbeitslose fällt zudem direkt in den Hartz-IV-Bezug. Im Niedriglohnbereich wechselten sich Phasen von Arbeitslosigkeit und vorübergehender Tätigkeit mit schlechten Löhnen ab, so dass die Betroffenen keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld hätten oder ihr Arbeitslosengeld sogar den Hartz-IV-Satz unterschreite, so die Freie Wohlfahrtspflege.
Florian Schäfer, Geschäftsführer des Diakonischen Werks des Evangelischen Kirchenkreises Lennep und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege Remscheid (AGW RS) erklärt für die Stadt Remscheid: „Von 3321 Hartz-IV-Empfängern im erwerbsfähigen Alter, die 2015 den Leistungsbezug in Remscheid beendet haben, mussten 28,5 Prozent innerhalb von drei Monaten erneut Unterstützung vom Jobcenter beantragen. Ein häufiger Grund hierfür sind instabile und befristete Jobs, z. B. in der Leiharbeit.“
Dieser Trend gilt auch bundesweit. Zwar waren unter zwei Millionen Arbeitslosen, die 2015 Jobs bekamen, 380 000 als Leiharbeiter eingesetzt; doch 360 000 Leiharbeiter gerieten im gleichen Jahr in die Arbeitslosigkeit, und 140 000 von ihnen rutschten direkt auf Hartz IV. (Dr. Utz Anhalt)
Bild: © Thomas Reimer – fotolia
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