Hartz IV: Schlechte Noten fürs Jobcenter Essen

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Umfrage: Jobcenter offenbar schlecht erreichbar

14.04.2014

Beratungsstellen und Verbände schlagen Alarm. Eine Untersuchung des Arbeitskreises Grundsicherung und Sozialhilfe zeigte, dass das Jobcenter Essen in vielen Bereichen sehr unzuverlässig und untätig ist. Die Behörde sei demnach schlecht erreichbar und es komme oft zu Verzögerungen bei der Bewilligung von Hartz IV-Anträgen.

Der Arbeitskreis hatte eine nicht repräsentative Studie initiiert, um die Zuverlässigkeit der Hartz IV Behörde zu testen. Hierzu wurden Fragebögen an Leistungsberechtigte verteilt. Genau 354 Menschen haben sich an der Untersuchung beteiligt. Die Ergebnisse wurden nun vorgestellt.

Stark unzufrieden waren die meisten Befragten über die Nichterreichbarkeit des Sachbearbeiters. 131 vergaben bei diesem Thema die Schulnote 6. Hierzu sagt Erika Biehn vom Verband Alleinerziehender Mütter und Väter: „Die meisten Sachbearbeiter halten ihre Durchwahl geheim. Und wer die Hotline anruft, erreicht entweder niemanden, oder die Gesprächspartner haben keine Ahnung.“ Hartz IV Betroffene können somit offene Fragen oder Probleme nicht zeitnah erörtern. Im diesem Zuge fordert der Arbeitskreis eine Veröffentlichung der Direktdurchwahlen der Jobcenter-Mitarbeiter.

Gegenüber der WAZ sagte Jan Häußler, Fachanwalt für Sozialrecht, dass bei den Behörden eine Art von „Kultur der Gesprächsverweigerung“ herrsche. Jeder Antrag, der nicht entgegen genommen wurde, ist ein finanzieller Erfolg für das Amt“, berichtet der Anwalt weiter. Oft komme es daher vor, dass Anträge angeblich nicht ankommen. Das ist doppelt ärgerlich, weil dann auch Nachweise verloren gehen. Bei der Studie gaben demnach auch 138 Bürger an, dass sie Nachweise und Papiere mehrmals abgeben und einreichen mussten. „Dies lässt an einem sachgerechten Umgang der Jobcenter mit eingehender Post zweifeln“, so der Arbeitskreis.

Ebenfalls erschreckend sei der Umgangston, der vielmals in den Amtsstuben vorherrsche. 61 Befragte berichteten, dass sie es mit besonders unfreundlichen Sachbearbeitern zutun hätten. In der Untersuchung heißt es dazu: „Das Ergebnis deutet darauf hin, dass ein hoher Anteil ,Kunden’ sich durch Ton und Ausdrucksweise in den Jobcenter-Geschäftsstellen abgewertet und nicht mit Respekt behandelt fühlt.“

Seitens des Jobcenters gibt es hierzu keine Stellungnahme. Bereits im Jahr 2012 gab es Berichte darüber, dass nach der Übernahme in städtische Hand die Erreichbarkeit der Behörde schwierig sei. Anscheinend hat sich daran bis heute nichts geändert. (sb)