Der Bremner Erwerbslosenverband rechnet aufgrund der drastisch gestiegenen Lebensmittelpreise mit einer weiteren Verschuldung der Haushalte, die von Hartz IV Leistungen angewiesen sind. Diese Entwicklung werde deutliche gesellschaftliche Spuren hinterlassen.
Die Preise für Grundnahrungsmittel steigen aufgrund der anhaltenen Krise immer weiter an. Vor allem Bezieher von Sozialleistungen bekommen dies zu spüren.
Drastischer Anstieg der Lebensmittelpreise
Seit Beginn des Ukraine-Krieges kosten Fleisch, Milch und Butter deutlich mehr, als zuvior. “Die Preise steigen in einem Ausmaß, das habe ich noch nicht erlebt”, bestätigte der Hauptgeschäftsführer des Milchindustrie-Verbands, Eckhard Heuser, der “Mitteldeutschen Zeitung”.
Ein Beispiel: Für die kostengünstigste 250-Gramm-Packung Markenbutter müssen Verbraucher derzeit 2,09 Euro zahlen. Das sind etwa 44 Prozent mehr, als zuvor. Ein Liter H-Milch kostet 0,98 Cent. Der Lebensmittelverband geht davon aus, dass die billigste Milch bald mehr als einen Euro kosten werde.
Futtermittel, Dünger und vor allem Benzin kostet den Landwirten immer mehr. Hinzukommend: “Die Milch wird richtig knapp”, so der Verband.
Nur 156 Euro für Lebensmittel
Die Regelleistungen im SGB II bildeten bereits vor der Krise den tatsächlich Bedarf nicht ab. So bekommt ein alleinstehender Hartz IV Bezieher 449 Euro. Davon müssen alle Lebenshaltungskosten bezahlt werden. Für Lebensmittel sind in dem Satz gerade einmal 156 Euro vorgesehen.
“Gestiegene Lebensmittelpreise machen vielen Bremern zu schaffen. Arme Menschen trifft die aktuelle Preissteigerung für Nahrungsmittel besonders hart. Der Erwerbslosenverband rechnet mit mehr Lebensmittel-Diebstahl”, sagte ein Sprecher des Bremer Erwerbslosenverbandes.
Fasten und Schulden
Viele Menschen würden anfangen zu fasten. Nicht weil sie unbedingt Abnehmen wollen, sondern um Ausgaben bei den Lebensmitteln zu reduzieren. Andere können die Stromrechnungen nicht bezahlen. Die Schulden würden sich im nächsten Monat anhäufen, so der Sprecher.
Einzig eine schnelle und unbürokratische Hilfe des Staates könne diese Entwicklung noch abfedern. “Wir befinden uns in einer in der Schärfe noch nie dagewesenen Kostenexplosion der Lebenshaltungskosten: Das Bundesamt für Statistik hat für März eine Inflationsrate von voraussichtlich 7,3 % geschätzt”, mahnt auch die Initiative “Tacheles e.V.” aus Wuppertal.
Zuschlag kaum ausreichend
Die geplanten Zuschläge würden nicht ausreichen. “Um diese Kosten aufzufangen, sind die 2 x 100 EUR = 16,66 EUR im Monat Almosen. Es müssen spürbare Entlastungen und Sofortzuschläge gezahlt werden. Daher 100 EUR im Monat Sofortzuschlag”.
- Über den Autor
- Letzte Beiträge des Autors