Rauchentwöhnung, Schrittzähler und Bauchtanz Hartz IV Kurse
06.12.2012
Nachdem bekannt wurde, dass das Jobcenter in Brandenburg Schrittzähler an Hartz IV-Bezieher verteilt, häufen sich die Meldungen über Sinnlos-Kurse. So bietet ein Verbund von Jobcentern in Berlin sogenannte Bauchtanz-Seminare oder „Bauch-Beine-Po Trainings“ an, um Erwerbslose über dem 50. Lebensjahr „wieder fit zu machen“.
Statt qualifizierende Maßnahmen anzubieten, werden ältere Erwerbslose vermehrt in sogenannte Bewegungskurse vermittelt. Derzeit findet nämlich ein bundesweites Programm mit dem Titel „Perspektive 50plus“ statt. Dabei werden Rauchentwöhnungskurse in Nienburg (gern auch mal mit Sanktionsandrohung), Schrittzähler-Aktionen in Brandenburg und nun in Berlin auch Bauchtanz-Seminare oder Bowling-Trainingseinheiten angeboten.
"Fit für Bowling beinhaltet eine Woche Bowling-Training sowie allgemeine Koordinations- und Fitnessübungen", erklärte eine Jobcenter-Sprecherin. Für Frauen gebe es „Frauen-Kraft-Power“ Kurse, „die Bauch, Beine, Rücken und Po trainieren sollen“.
Zwar sieht das Jobcenter in Berlin Bauchtanz-Kurse als sinnvoll an, mit der Schritt-Zähler-Aktion in Brandenburg wolle man nichts zu tun haben. So etwa gebe es keine Planungen einen Schrittzähler-Wettbewerb zu installieren, so eine Sprecherin der Behörde.
Die Berliner Grünen-Politikerin Sabine Bangert kritisierte die Brandenburger Schritt-Zähler-Aktion „als zynisch“. Der Arbeitsmarktexperte der CDU, Nils Korte, sagte: Diese Maßnahme sei nicht sinnvoll. Besser sei es die Zeit der Hartz IV Bezieher in Qualifizierungen zu investieren.
Arbeitsmarktpolitischer Unfug und ein Armutszeugnis
Die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linken, Sabine Zimmermann sagte, die Aktionen zeigen, dass die Bundesregierung eine Bild von „unsportlichen und stark suchtgefährdeten Arbeitslosen zeichnet“. Es gehe einmal mehr darum, Menschen verwertbar für den Arbeitsmarkt zu machen, so die Linkspartei Politikerin. "Dass Raucherentwöhnungskurse oder Schrittzähler mit einer Integration in den Arbeitsmarkt zu tun haben sollen, ist arbeitsmarktpolitischer Unfug und ein Armutszeugnis“, so Zimmermann. (sb)
Bild: V. Hesse / pixelio.de
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