Fünfstellige Ausgaben sichern: Wenn Promis Hartz IV beantragen

Lesedauer 2 Minuten

Kommentar: Am Ende zahlen Hartz IV Bezieher die Zeche. Ein Kommentar von Sebastian Bertram

Sie verfügen über Erspartes und Aktienwertpapiere. Dennoch gehen Prominente an die Öffentlichkeit und berichten, dass sie aufgrund der Corona-Krise Hartz IV beantragen müssen. Die Öffentlichkeit leidet mit. Doch das Hartz IV-System wird nicht kritisiert. Warum auch? Die Bundesregierung hat vorgesorgt.

Die Gazetten waren voll damit. Giulia Siegel, Tochter des erfolgreichen Musikproduzenten Ralph Siegel, muss Hartz IV beantragen, weil ihre monatlichen Ausgaben in fünfstelliger Höhe aufgrund fehlender Einnahmen nicht mehr gedeckt sind. Die Öffentlichkeit leidet mit. Denn warum sollte Djane Giulia Siegel ihre Ersparnisse aufbrauchen?

“Der große Schock war erst mal Mitte März, wo 100 Prozent aller Jobs abgesagt worden sind. Die Perspektive, wann kann ich wieder auflegen, ist nicht nur bei mir, sondern bei allen Künstlern komplett auf null”, berichtet Siegel gegenüber RTL.

Denn durch die Corona-Pandemie sind Veranstaltungen derzeit verboten. “Ich bin knapp fünfstellig in Kosten, die ich im Monat habe. Da kommt aktuell null rein”, berichtet die Künstlerin weiter. Aktienpapiere und Rücklagen wolle sie aber nicht aufbrauchen. Denn das habe sie fürs Alter angespart.

Schonvermögen nicht gleich Schonvermögen

Das Aufbrauchen von Vermögen ist aber gesetzliche Vorgabe. Wenn Menschen aufgrund gesundheitlicher oder sozialer Probleme in Hartz IV fallen, müssen sie fast alles aufbrauchen, bevor sie einen Hartz IV Anspruch erwirken können. Es bleibt lediglich ein sogenanntes Schonvermögen, mit dem Künstlerinnen wie Frau Siegel aufgrund ihrer hohen Fixkosten kaum auskommen würde.

In Zeiten der Pandemie entfallen jedoch bei Neubeantragungen die intensiven Prüfungen der Jobcenter. Die Miete wird übernommen, egal ob angemessen oder nicht und auch der Hartz IV Antrag wird ohne große Prüfungen durchgewunken. Denn die Bundesregierung weiß, dass nunmehr viele Bürger des Landes mit Hartz IV erstmals in Kontakt kommen, die bisher Hartz IV lediglich als Thema der Armen und Ausgegrenzten wahrgenommen haben.

Damit ja nicht der Eindruck entsteht, es würde sich bei Hartz IV um ein Armutsgesetz mit bürokratischen Bevormundungen und Bestrafungen handeln, wurden aufwendige Prüfungen und Sanktionen kurzerhand per Weisungen ausgesetzt. Die breite Masse würde nämlich sonst auf die Barikaden gehen, wenn sie am eigenen Leib zu spüren bekämen, was es heißt, kein mündiger Bürger mehr zu sein.

Bürger zweiter Klasse

Denn wer auf Hartz IV angewiesen ist, soll zu spüren bekommen, dass er oder sie nur noch Bürger 2. Klasse ist. Der Abstieg ins unmündige und soziale Aus ist Programm. Die Menschen sollen aufgrund ihrer Lage bestraft werden.

Normalerweise ist es nämlich egal, ob ein 55-Jähriger sich seine Gesundheit im Dienste seines Berufes ruiniert hat und aufgrund eines Herzinfarktes allgemein nicht mehr Markttauglich ist. Wer mehr als 3 Stunden am Tag arbeiten kann, gilt nämlich in der Hartz IV-Logik als Erwerbsfähig. Zwar greift zunächst das Arbeitslosengeld 1, doch wer auf dem Arbeitsmarkt kaum mehr Chancen hat, wird später auf das Abstellgleis Hartz IV ausgesondert.

Man hat vorgesorgt

Jetzt wäre also die Zeit den Finger in die Wunde zu legen und laut zu sagen, das ganze Hartz IV System in seiner Gänze sei abzuprangern. Doch die Erbauer dieses Systems haben vorgesorgt. Bis zum Ende der Pandemie wird Hartz IV als ein großzügiges Auffangbecken präsentiert. Und wenn die Pandemie vorbei ist, werden die Zügel wieder angezogen. Denn irgendwer muss die Zeche zahlen, wenn Künstlerinnen wie Frau Siegel ihre fünfstelligen Ausgaben beglichen haben will. Diese Zeche haben bislang nie die Reichen zahlen müssen. Machen wir uns also auf harte Zeiten im Danach gefasst. Denn gespart wird immer zuerst bei den Sozialausgaben.