Menschen, die Bürgergeld oder Sozialhilfe beziehen, sind von Armut betroffen. Eine Studie im Auftrag des Paritätischen Gesamtverbandes hat gezeigt, dass das Risiko, digital benachteiligt zu sein, bei Armutsbetroffenen besonders hoch ist.
Regelleistungen nicht ausreichend
In den Bürgergeld-Regelleistungen, gemessen am Eckregelsatz für Alleinstehende (502 Euro), sind gerade einmal 44,88 Euro für Post und Telekommunikation enthalten. Das bedeutet, dass davon ein Handy, ein Computer, der Internetanschluss, Briefe und alles andere bezahlt werden muss. Für die Anschaffung von Geräten wie Laptop, Computer oder ähnlichem reicht es daher nicht.
Armutsbetroffene häufig digital benachteiligt
Laut einer Studie der Paritätischen Forschungsstelle ist das Risiko, digital abgehängt zu werden, bei Menschen in Armut besonders hoch. Im Vergleich zu anderen Menschen haben sie doppelt so häufig keinen Zugang zu digitalen Geräten und zum Internet. Die Menschen sind also “digital abgehängt”.
Wer heute keinen Internetzugang hat, kann sich nicht umfassend informieren. Auch bei der Arbeitssuche fehlen digitale Geräte.
Im Rahmen der Forschungsarbeit sind die Experten der empirischen Frage nachgegangen, inwiefern Armut die digitale Teilhabe behindert. Dazu werteten sie aktuelle Daten des Sozio-oekonomischen Panels des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) aus.
Diese Frage war den Experten wichtig, denn die Digitalisierung hat die Gesellschaft, die Art zu arbeiten, zu kommunizieren und zu partizipieren, tiefgreifend verändert. Die meisten Menschen führen heute nicht nur ein reales, sondern auch ein digitales Leben.
Analoges Leben kaum möglich
Ein rein analoges Leben ist im Alltag kaum noch möglich. Viele Berufe setzen digitale Kompetenzen voraus. Job- und Wohnungssuche finden meist nur noch im Internet statt. Auch der Kontakt zu Behörden wie dem Jobcenter oder die Terminvereinbarung bei Ärzten, Kliniken, Banken oder Versicherungen erfolgt häufig digital.
Auch die Jobcenter streben eine zunehmende Digitalisierung an, ohne jedoch die Bürgergeldempfänger entsprechend mit digitalen Endgeräten auszustatten.
“Digitale Teilhabe ist zur Voraussetzung für umfassende soziale, kulturelle und politische Teilhabe geworden. Wer von digitaler Teilhabe ausgeschlossen ist, wer keinen Zugang zum digitalen Raum und digitaler Kommunikation hat, sei es aufgrund fehlender technischer Ausstattung oder weil es an nötigen digitalen Kompetenzen fehlt, ist damit auch von einer neuen Form gesellschaftlicher Ausgrenzung bedroht”, warnt angesichts der Studienergebnisse auch der Paritätische Gesamtverband.
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Viele Armutsbetroffenen können sich keinen Internetanschluss leisten
Die Auswertung ergab, dass etwa ein Drittel der Menschen (35 Prozent) befürchtet, mit dem technischen Fortschritt nicht Schritt halten zu können. Ein Fünftel der Armutsbetroffenen gibt an, zu Hause keinen Internetanschluss zu haben. Damit sind sie in ihrer digitalen Teilhabe stark eingeschränkt.
Personen, die auf Grundsicherung, Bürgergeld oder Sozialhilfe angewiesen und damit von Armut betroffen sind, geben häufiger als Personen mit einem Einkommen oberhalb der Armutsgrenze als Grund für den fehlenden Internetanschluss an, dass sie es sich finanziell nicht leisten können.
Armutsbetroffene nutzen Computer, Tablets, Laptops, Smartphones oder auch Software und Apps für Nachrichten deutlich seltener als Erwerbstätige oberhalb der Armutsgrenze. Wer im Berufsleben mit digitalen Endgeräten in Berührung kommt, weist in der Regel auch für den privaten Gebrauch höhere Kompetenzen auf, die dann für eine höhere digitale Teilhabe und Partizipation sorgen.
“Die Ergebnisse lassen zusammengenommen befürchten, dass die Chancen der Digitalisierung gerade im Hinblick auf ihren inklusionsfördernden Charakter und Zugewinn an Partizipationsmöglichkeiten von zusätzlichen Ungleichheiten überstrahlt werden”, resümieren die Forschenden.
Das Problem Abo
Zahlreiche Tageszeitungen, zumeist Zeitungen, die über regionale Themen berichten, sind hinter Bezahlschranken bzw. Abo-Systemen versteckt. Gerade tagesaktuelle Nachrichten aus den Regionen sind wichtig, um sich umfassend informieren zu können. Auch hier reichen die Regelleistungen im Bürgergeld nicht aus, um jeweilige Abos bei den Zeitungen abschließen zu können.
Zugang zur digitalen Teilhabe muss ermöglicht werden
Vor diesem Hintergrund fordert der Paritätische Sozialverband “einen flächendeckenden Zugang aller Menschen zum Medium Internet”. Allen Menschen müsse “ein Mindestmaß an digitalen Teilhabe- und Entfaltungsmöglichkeiten garantiert und ermöglicht werden”. Zugangsmöglichkeiten müssen daher auch beim Bürgergeld bzw. bei der Grundsicherung berücksichtigt werden. Erfolgt hier keine staatliche Förderung, wird die digitale Benachteiligung weiter verstärkt.
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