Behinderungen: So bekommt man mehr Schwerbehindertenprozente

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Der Schwerbehindertenausweis kann Erleichterungen im Alltag bringen, sei es durch steuerliche Vorteile oder besondere Schutzrechte im Berufsleben. Doch wie kommt man mehr Schwerbehindertenprozente, genauer gesagt, einen hรถheren Grad der Behinderung (GdB)?

Welche Faktoren spielen eine Rolle, und wie wird der Grad der Behinderung ermittelt? In diesem Artikel werden wir diese Fragen umfassend beleuchten und die wichtigsten Aspekte klรคren.

Was ist der Grad der Behinderung (GdB)?

Zunรคchst ist es wichtig zu verstehen, dass im Schwerbehindertenrecht nicht von โ€žProzentenโ€œ gesprochen wird, sondern vom Grad der Behinderung (GdB).

Dieser GdB wird in Zehnerschritten von 20 bis 100 festgelegt, wobei 100 den maximalen Grad der Behinderung darstellt. Der Grad der Behinderung misst dabei nicht den gesundheitlichen Zustand an sich, sondern die Auswirkungen der gesundheitlichen Einschrรคnkungen auf die alltรคglichen Lebensaktivitรคten.

Ein Betroffener ย mit einem GdB von 50 gilt als schwerbehindert und hat Anspruch auf entsprechende Nachteilsausgleiche.

Der GdB wird nicht auf Basis einer bestimmten Diagnose allein vergeben, sondern aufgrund der sogenannten โ€žFunktionseinschrรคnkungenโ€œ.

Diese beschreiben, wie stark eine Person durch ihre Erkrankung oder Behinderung im Alltag beeintrรคchtigt ist.

So kรถnnen zwei Menschen mit der gleichen Diagnose unterschiedliche GdB-Werte erhalten, je nachdem, wie stark die jeweilige Erkrankung ihren Alltag beeintrรคchtigt.

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Wie wird der Grad der Behinderung ermittelt?

Der Prozess der GdB-Ermittlung basiert auf der Versorgungsmedizin-Verordnung (VersMedV). In dieser Verordnung sind fรผr viele Erkrankungen Richtwerte festgelegt, die angeben, welchen GdB eine bestimmte Krankheit oder Behinderung auslรถsen kann.

Hierbei handelt es sich jedoch nur um Richtlinien. Die tatsรคchliche Vergabe des GdB hรคngt stark davon ab, wie die Erkrankung den betroffenen Menschen im Alltag beeintrรคchtigt.

Wichtig dafรผr ist der รคrztliche Bericht. Es reicht nicht aus, dass der Arzt lediglich eine Diagnose bescheinigt. Vielmehr muss er detailliert beschreiben, welche Auswirkungen die Krankheit auf die Lebensfรผhrung der betroffenen Person hat.

Die Frage, woran dich deine Erkrankung hindert, steht dabei im Mittelpunkt: Was kannst du aufgrund deiner Krankheit oder Behinderung nicht mehr tun? Seit wann bestehen diese Einschrรคnkungen? Sind sie vorรผbergehend oder dauerhaft?

Diese Infos sind entscheidend, damit das zustรคndige Amt den GdB festlegen kann.

Werden einzelne Behinderungen addiert?

Ein hรคufiger Irrtum ist, dass verschiedene Erkrankungen oder Behinderungen automatisch zu einer Addition der GdB fรผhren.

In der Praxis ist dies nicht der Fall. Es werden nur dann hรถhere GdB-Werte gewรคhrt, wenn sich die Funktionseinschrรคnkungen der verschiedenen Krankheiten gegenseitig verstรคrken.

Ein Beispiel: Wenn jemand sowohl schlecht sieht als auch schlecht hรถrt, kรถnnen diese beiden Einschrรคnkungen im Zusammenspiel einen hรถheren GdB ergeben, da sie zusammen eine deutlich schwerwiegendere Beeintrรคchtigung im Alltag darstellen.

Anders verhรคlt es sich, wenn die Erkrankungen nebeneinander stehen, aber keine Wechselwirkungen zeigen.

Ein Beispiel wรคre eine Person, die schlecht laufen kann und zusรคtzlich an einer psychischen Erkrankung leidet.

Solange die beiden Einschrรคnkungen nicht miteinander in Wechselwirkung stehen und sich nicht gegenseitig verstรคrken, wird der GdB nicht automatisch hรถher ausfallen.

Wie beantrage ich den Schwerbehindertenausweis?

Der Weg zum Schwerbehindertenausweis fรผhrt รผber einen Antrag, der beim zustรคndigen Versorgungsamt gestellt werden muss. Dem Antrag sollten รคrztliche Unterlagen beigefรผgt werden, die die gesundheitlichen Einschrรคnkungen detailliert dokumentieren.

Der Antragsteller muss hierbei beachten, dass es nicht ausreicht, Diagnosen einzureichen. Wichtig ist, dass die Funktionseinschrรคnkungen โ€“ also die Auswirkungen auf den Alltag โ€“ im Vordergrund stehen.

Sobald der Antrag eingereicht ist, prรผft das Versorgungsamt die Unterlagen und legt anhand der Versorgungsmedizin-Verordnung und des รคrztlichen Berichts den GdB fest.

Sollte der Antrag abgelehnt oder der GdB zu niedrig angesetzt werden, besteht die Mรถglichkeit, Widerspruch einzulegen und gegebenenfalls eine gerichtliche รœberprรผfung anzustrengen.

Was tun bei Problemen mit dem Schwerbehindertenantrag?

Es kommt hรคufig vor, dass Betroffene Schwierigkeiten beim Ausfรผllen des Antrags haben oder mit der Entscheidung des Amtes nicht einverstanden sind.

In solchen Fรคllen ist es ratsam, sich professionelle Unterstรผtzung zu suchen. Sozialverbรคnde, wie der Sozialverband Deutschland, bieten Beratungsdienste an, die Betroffenen helfen kรถnnen, den Antrag korrekt zu stellen und sich durch den Bรผrokratiedschungel zu navigieren. Diese Beratungsstellen unterstรผtzen auch im Falle von Widersprรผchen oder Klagen.