Ausländerfeindlichkeit in den Berliner Behörden?

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Bürgeramt im Rathaus Kreuzberg tobt Kritik am Staat Israel an dessen Abiturienten aus!

Berlin. Man sollte es kaum glauben: Immer wieder kommen Abiturienten aus dem Ausland, um hier zu studieren. Gelegentlich sogar aus Israel. Hier zeigt sich, dass in den letzten Jahren die Beziehungen zwischen dem Staat Israel und der Bundesrepublik Deutschland intensiver geworden sind und nun zunehmend auch die Menschen direkt einschließt. Das ist erfreulich, bilden die direkten Kontakte unter junger Menschen aus beiden Ländern doch eine nachhaltige Grundlage, um Vorurteile vorzubeugen. Problemlos erhalten sie zu diesem Zweck eine Aufenthaltsberechtigung, zunächst befristet auf zwei Jahre, anschließend für die restliche Dauer ihres Studiums.

Voraussetzung ist allerdings, dass sie innerhalb recht kurzer Frist einen Studienplatz erhalten: Noch bevor es nach Deutschland geht, müssen daher die Schulzeugnisse von amtlichen Dolmetschern ins Deutsche übersetzt und beides, Zeugnisse und Übersetzungen, für den internationalen Rechtverkehr für gütig erklärt werden. Besondere amtliche Stellen erteilen entsprechend dem Haager Beglaubigungsübereinkommen eine sogenannte Apostille. Damit werden die Dokumente anerkannt, ganz so als seien sie in Deutschland ausgestellt worden. Doch dann können sie kopiert, beglaubigt und an viele verschiedene Hochschulen gleichzeitig versand werden. In Zeiten knapper Kassen und dadurch bedingt ebenso knapper Studienplätze empfiehlt sich das auch. In aller Regel klappt es schließlich irgendwo, so dass die dauerhafte Studentenbude gesucht werden kann.

Klingt etwas umständlich, aber gar nicht so schwer. Und das ist es auch nicht, wenn, ja wenn die ausländischen Schüler nicht ausgerechnet in Friedrichshain-Kreuzberg ihren ersten Aufenthalt gefunden haben. Hier nämlich wird es schwierig – in jedem Falle aber teuer und vor allem zeitaufwändig: Für die Beglaubigungen der international gültigen Unterlagen sind die Bürgerämter zuständig. So auch in Friedrichshain-Kreuzberg. Bis Mitte 2007 war das dort kein Problem. Doch auf einmal weigert sich das grüngeführte Bezirksamt, die Apostille anzuerkennen. Deshalb soll alles noch einmal neu übersetzt werden, die Zeugnisse ebenso wie die Bescheinigung der in Englisch abgefassten Apostille und natürlich von einem der vereidigten Dolmetscher. Doch wie findet man einen, der die Übersetzungen innerhalb weniger Tage anfertigen könnte? Es ist abzusehen, dass die Zeit nicht ausreicht, um die Bewerbungsfristen an den Unis einzuhalten. Mit bösen Folgen: Kaum einer der jungen Abiturienten kann es sich leisten, einfach ein Jahr zu vertrödeln, anstatt zu studieren. Und das dürfen sie auch nicht. Ihre Aufenthaltsgenehmigung wird ungültig, wenn sie keinen Studienplatz nachweisen können. Sie müssen also nach Israel zurück und damit auf ihre Auslandserfahrungen – jedenfalls in Deutschland – verzichten.

Die Spekulation geht sicher auf: Doch vergisst das Bezirksamt, dass auch die Erlebnisse mit Deutschen Behörden, mit denen ihre Studienabsichten durch bürokratischen Mätzchen vereitelt wurden, Erfahrungen sind, die sie mitnehmen und über die sie berichten können, müssen und werden! Die haben es in sich: Nachdem die angehenden Akademiker ihre Erlebnisse als Ausdruck weit verbreiteter allgemeiner Ausländerfeindlichkeit bewerten haben, fiel ihnen auf, dass die Probleme, bis hin zur offnen Schikane, erst begannen, als bekannt wurde, dass sie aus Israel kommen. Dieser Staat scheint ausgerechnet dem Bezirksamt im Rathaus Kreuzberg so ungeliebt zu sein, dass es das deren Bürger deutlich spüren lässt. Ein bleibender Eindruck, verantwortet von einem Grün geführten Bezirk. (WAS-B- 17.01.2008)