Der Bundesminister für Arbeit und Soziales Hubertus Heil kündigte in der Bild am Sonntag an, für diejenigen, die freiwillig über die Regelaltersgrenze der Rente arbeiten, mit einem Steuerbonus zu belohnen.
Finanzielle Anreize, länger zu arbeiten
Wörtlich sagte der Arbeitsminister: „Wir diskutieren darüber, ob es finanzielle Anreize gibt, zum Beispiel bei der Besteuerung dafür zu sorgen, dass es sich noch mehr lohnt für die, die wollen und können, zu arbeiten.“
Was genau bedeutet das?
Der Rentenexperte und Rechtsanwalt Peter Knöppel erörtert, was Heils Vorschlag bedeuten kann: “Die Bundesregierung diskutiert über einen Steuerfreibetrag in der Einkommenssteuer für Menschen an, die länger arbeiten wollen. Daneben soll die Witwenrente und Witwerrente attraktiver werden und nicht mehr so erwerbsfeindlich.
Aller Voraussicht nach, wird eine neuer (anderes Modell) der Anrechnung von Einkommen an die Witwenrente erfolgen. (…) Was genau kommen wird oder ob überhaupt etwas dort geändert wird, ist völlig offen, aber warten wir es ab, welche Ideen dort der Bundesminister für Arbeit und Soziales haben wird.”
Ein Ansatz für demographische Probleme?
Das deutsche Rentensystem basiert darauf, dass Menschen im Erwerbsalter in die Rentenkasse einzahlen und aus diesen Beiträge der Lebensunterhalt derjenigen finanziert wird, die das Erwerbsleben beendet haben.
Allerdings ist seit den 1960er Jahren die durchschnittliche Lebenserwartung um rund zehn Jahre gestiegen und damit auch die Jahre, in denen alte Menschen von der Rente leben. Dies bedeutet, die Kosten der Renten sind stark gestiegen.
Mit dem Lebensalter steigt auch die Zahl der Rentner im Vergleich zur Zahl der Beitragszahler, und diese Verschiebung innerhalb der Bevölkerung muss das Rentensystem auf die ein oder andere Art und Weise bewältigen, ansonsten wird es langfristig zusammen brechen.
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Erhöhung der Regelaltersgrenze
Eine Maßnahme, um der veränderten Situation zu begegnen, ist die Erhöhung des Renteneintritts auf letztendlich 67 Jahre. Damit soll gewährleistet sein, dass die Beitragszahler länger zahlen und die Rentner entsprechend kürzer von den Bezügen leben als zuvor.
Freiwillige Anreize
Das von Hubertus Heil angekündigte Modell ergänzt diese gesetzliche Anhebung des Renteneintrittsalters durch einen Anreiz, der Menschen dazu bringen soll, freiwillig über die Regelalterszeit hianus zu arbeiten. Rentenanwalt Knöppel findet diese Idee sehr gut: “Ohne Zwang versteht sich und wer will und wer auch kann.”
Ein höherer Steuerfreibetrag könnte Arbeit im Alter tatsächlich für viele Menschen attraktiv machen.
Die Möglichkeit erörtern, weiterzuarbeiten
Heil schlägt vor, wenn die Reform in Kraft tritt, dass Mitarbeiter kurz vor der Rente mit ihren Arbeitgebern darüber sprechen, weilche Möglichkeit es gibt, die Arbeit fortzusetzen. Heil sagt: „Wenn das gesetzliche Renteneintrittsalter irgendwann näher kommt, gibt es einen Erörterungsanspruch für Beschäftigte.“
Gesprochen werden könnte, so Heil dann zum Beispiel darüber, ob jemand kurz vor seinem Rentenalter die Arbeitsstunden reduziert und noch rund zwei Jahre weiterarbeitet. In jedem Fall, so Heil, sollte es das Recht geben, dass “jeder sozialversicherungspflichtige Angestellte diese Angelegenheiten mit seinem Vorgesetzten” bespricht.
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Dr. Utz Anhalt ist Buchautor, Publizist, Sozialrechtsexperte und Historiker. 2000 schloss er ein Magister Artium (M.A.) in Geschichte und Politik an der Universität Hannover ab. Seine Schwerpunkte liegen im Sozialrecht und Sozialpolitik. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Dokumentationen für ZDF , History Channel, Pro7, NTV, MTV, Sat1.