Studie der Universität Duisburg: Jeder vierte Hartz IV Betroffene hat einen Migrationshintergrund
Laut einer Studie der Universität Duisburg/Essen beträgt der Anteil der Hartz IV Bezieher mit Migrationshintergrund bei rund 28 Prozent. Zum Vergleich liegt der absolute Anteil von Migranten, die in Deutschland leben, bei 20 Prozent. Den Auftrag zur Erstellung der Studie gab das Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Die Studie sollte erstmals die Wirkungen der "Grundsicherung für Arbeitsuchende" bei Migranten erforschen.
Weitere Erkenntnisse lieferte die Studie ebenfalls. Im Vergleich zu Erwerbslosen ohne Migrationshintergrund sind die erwerbslose Migranten jünger und haben häufiger keinen Bildungsabschluss. Im Vergleich zu "deutschen" Erwerbslosen haben aber Erwerbslosen ohne Migrationshintergrund auch häufig höhere Bildungsabschlüsse. Doch oftmals werden Abschlüsse die im Ausland erworben wurden in der Bundesrepublik nicht anerkannt. Beide Ergebnisse lassen den Rückschluss zu, dass es Migranten schwerer haben, sich auf dem Arbeitsmarkt Jobs zu bekommen. Was zwar nicht der Studie entnommen ist, aber dennoch ein gewichtigen Faktor darstellen wird, sind die ungleichen Chancen. Viele Arbeitgeber stellen eher deutsche Bewerber ein, als Bewerber mit einem Migrationshintergrund. Doch die Studie will dieses Problem nicht anerkennen und zieht eher den Entschluss aus einer Befragung. Da heißt es; von „Problemen als Ausländer in Deutschland” sehen sich weniger als acht Prozent der befragten Hartz IV-Bezieher mit Migrationshintergrund betroffen.
Eine fehlende "Motivation" sich auf dem Arbeitsmarkt zu bewähren, stellt die Duisburger Studie allerdings nicht aus. So heißt es, Migranten hätten eine größere Mobilität und die Akzeptanz ungünstiger Arbeitszeiten anzunehmen. Diese Bereitschaft sinkt allerdings bei besonders belastenden Arbeitsbedingungen, niedrigem Einkommen oder Problemen mit der Kinderbetreuung. Ähnliche Ergebnisse liegen allerdings auch bei deutschen Erwerbslosen vor. Menschen mit türkischer oder südeuropäischer Herkunft werden von den Argen laut der Studie deutlich häufiger mit Sanktionen belegt als Erwerbslose ohne Migrationshintergrund. Hingegen werden Aussiedler und Erwerbslose aus Osteuropa dagegen deutlich seltener mit Sanktionen belegt.
Generell kommt man bei der Studie zu dem Ergebnis, dass es durch Hartz IV zu realen Leistungskürzungen gekommen ist. Während manche frühere Sozialhilfeempfänger nun besser gestellt sind, sind Bezieher der früheren Arbeitslosenhilfe die großen Verlierer von Hartz IV. Unterm Strich, so Wissenschaftler Martin Brussig gegenüber der Zeitung "Der Westen" WR, "ist es zu realen Leistungskürzungen gekommen". Viele Menschen haben deutlich an Einkommen verloren, und unter den Noch-Beschäftigten machen sich enorme Existenzängste breit. (20.11.2009)
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