Die Zeitarbeit in Deutschland boomt. Doch die Zeitarbeitnehmer gehen mit Niedriglöhnen nach Hause
Das sonst nicht sehr progressive Magazin "Frontal 21" im ZDF machte deutlich; in Zeiten von Hartz IV boomt die Zeitarbeitsbranche. Die Arbeitnehmer hingegen gehen mit "Hungerlöhnen" nach Hause. Gestern Abend konnte man im ZDF Magazin "Frontal 21" die volle Wahrheit über den allgemeinen Aufschwung erfahren. Denn in Zeiten von Armut und Hartz IV fangen immer mehr Menschen bei Zeitarbeitsfirmen an, um wenigstens einen Job zu haben. Ein Sprungbrett für eine dauerhafte Festeinstellung bieten diese Zeitarbeitsfirmen jedoch nicht. Im Gegenteil; viele müssen jahrelang bei den Zeitarbeitsfirmen schufften bei einem Lohn, der gerade einmal minimal höher ist, als der Hartz 4 Regelsatz oder sogar sog. Aufstocker beziehen, um wenigstens überhalb des Existensminimums leben zu können.
Doch der Markt verlangt immer mehr Flexibilität. Die Arbeitskraft wird je nach Auftragslage benötigt und wieder weg geschickt. Die Zeitarbeit bietet dabei genau das Richtige für die Firmen. Und arbeitnehmerrechte werden somit ganz automatisch ausgehebelt. Die Gewerkschaften schlagen schon seit längerem Alarm. Doch gehört werden diese Warnsignale nur selten. Bodo Grzonka von der IG Metall sagte im ZDF vor einer "Zwei-Klassen-Gesellschaft". Jeder achte Arbeitnehmer sei schon jetzt von zusätzlichem ALG II abhängig. Für viele Menschen heißt es, Arbeiten um überleben zu können. Grzonka: "Sie sind zum Teil darauf angewiesen, noch Alg II, also Aufstockungszahlungen einzufordern, dass sie überhaupt die Familie über die Runden bringen"
Doch die Zeitarbeit brummt und fährt immer höhere Gewinne ein. Dabei werden Löhne gezahlt, die gerade einmal die Hälfte von dem sind, was der Arbeitnehmer hätte bekommen, wenn dieser das volle Entgeld erhalten hätte. Das pikante dabei: Der Lohn ist sogar deutlich höher, den die Firmen für einen Zeitarbeiter zahlen. Aber der "Ärger mit dem Kündigungsschutz" und der schnelle Einsatz der Arbeitskräfte sind die Hauptfaktoren, warum die Zeitarbeit für immer mehr Arbeitgeber interessant wirkt.
Vergeblich versuchen die Zeitarbeiter in den einzelnen Einsatzorten "Fuss zu fassen". Doch die Realität ist eine ganz andere. Selbst die großen Konzerne wie der Automobil- Hersteller "BMW" setzen immer mehr auf Zeitarbeit. So sind mittlerweile ein Drittel der Beschäftigten im BMW Werk Leipzig durch Zeitarbeitnehmer ausgetauscht. Viele Arbeitsplätze werden sogar abgeschafft und durch Zeitarbeit ersetzt. So bleibt vielen Menschen nichts anderes übrig, als weiterhin bei den Zeitarbeitsfirmen zu arbeiten und zusätzlich Hartz IV zu beantragen. So finanziert der Staat die "Flexibilität" der Firmen, befördert die Zeitarbeit zu überdimensionalen Gewinnen und die Bürger gehen mit Hungerlohntüten nach Hause. (Gr, 16.05.07)
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