Falschspieler beim Bürgergeld-Experiment

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Immer wieder inszenieren Nicht-Betroffene, wie es wäre, als Leistungsberechtigte vom Regelsatz zu leben. Bisweilen handelt es sich dabei um Propaganda, die (fälschlich) belegen soll, wie einfach es sei, mit dem Regelsatz auszukommen.

In anderen “Experimenten” werden wesentliche Faktoren ausgeblendet wie zum Beispiel nötige Anschaffungen, Langzeitfolgen, Krankheit, Alter, Schulden und psychosoziale Probleme sowie die Arbeitssuche.

Falsches Spiel bei TikTok

Den Gipfel der Verhöhnung erreichte jetzt ein Paar bei TikTok. Dieses präsentierte sich auf dem TikTok-Kanal “Budgetwings”, wie es ab dem 1. Januar 2024 mit dem Regelsatz leben würden und filmte sich dabei auf Videos.

Binnen kürzester Zeit entlarvten sie sich jedoch als dummdreiste Falschspieler.

Sparen vom Regelsatz?

Die TikTokerin Lena, die das angebliche Experiment durchführte, behauptete am ersten Tag: „Und wir dürfen erst mit dem Experiment aufhören, wenn wir 230 Euro gespart haben.” Wer real vom Regelsatz lebt, ist oft froh, wenn er am Ende des Monats noch Geld hat, sich ein Brot zu kaufen – zum Sparen bleibt nichts.

Vollgetanktes Auto und reichlich Essen

Im selben Video zeigte sich dann, was es mit dem vermeintlichen Regelsatz auf sich hatte. Die TikToker zeigten ihr vollgetanktes Auto und reichliche Essensvorräte. Diese seien beim Weihnachtsverkauf übrig geblieben.

Voller Kühlschrank statt Regelsatz

Mit anderen Worten. Das gesamte “Experiment” basierte auf gezinkten Karten. Mit einem vollen Kühlschrank bezahle ich das tägliche Brot ebensowenig vom knapp nach dem Existenzminimum berechneten Regelsatz, wie wenn ich vom “Regelsatz leben muss”, aber mir nach Belieben Geld von einem extra Konto abhebe.

Das falsche Spiel wird durchschaut

Dieses falsche Spiel durchschauten auch Zuschauer. Einer schrieb im Kommentar: „Allein, dass der Vorrat da war, macht es eben nicht realistisch anzufangen.” Ein anderer drückte sich vorsichtig aus: „Ich kann mir vorstellen, dass bei manchen der Kühlschrank nicht so am Ende des Monats aussieht.”

Kein Schamgefühl

Schamgefühl empfanden die TikToker offensichtlich nicht darüber, wie der “Regelsatz bei vollem Kühlschrank” auf Leistungsberechtigte wirkt, die zur Tafel gehen müssen, weil das Geld nicht reicht, um sich Essen zu kaufen.

Verzerrte Wirklichkeit

In Wirklichkeit verdienen die TikToker ihren Lebensunterhalt mit Produkten wie Budegetplanern und Sparkarten auf ihrer Homepage. Selbst wenn sie nicht gemogelt hätten, wären derlei “Experimente” fernab der sozialen Realität der Leistungsberechtigten.

Strom, Kleidung und Körperhygiene

Die wirklich Betroffenen zahlen vom Regelsatz ihren Strom und oft einen Mietzuschuss. Ob Kleidung, Geräte des täglichen Bedarfs, Werkzeuge, Medikamente oder Produkte für die Körperhygiene – alles das müssen Leistungsberechtigte Monat für Monat vom Existenzminimum bezahlen.

Influencer im schlimmen Sinne

Solche Influencer können mit ihren falschen Spielen Schaden anrichten, unter dem die realen Leistungsberechtigten zu leiden haben. Influencer bedeutet “Beeinflusser”.

Derlei verzerrte Darbietungen beeinflussen leider ein falsches Bild darüber, wie ein Leben am Existenzminimum wirklich aussieht.

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