Immer wieder verweigern Banken Hartz-IV Betroffenen ein Konto
Wie der Verein "Nachbarschaftswerk" berichtet, verweigern immer wieder Banken eine Kontoeröffnung, wenn die Kunden ALG II Empfänger sind. Erschwerend kommt hinzu, wenn die Betroffenen bereits über einen negativen Schufa Eintrag verfügen. Dramatisch ist es für die Betroffenen, weil sie den monatlichen ALG II Bezug nur durch einen Scheck einlösen können. Das kostet je nach Bank noch einmal extra Gebühren, was für Hartz IV Betroffene, die eh schon wenig Geld zum Überleben haben, besonders schmerzlich ist. Der Verein "Nachbarschaftswerk" fordert aus diesem Grund das Recht auf ein Konto für alle Menschen.
Die Bank kündigte von einem Tag auf den anderen das Konto
Als Brigitte S. aus Freiburg, die von ihrem Konto bei der Volksbank Geld abheben wollte, stand hinter ihr eine Schlange Menschen, erzählt sie. Der Bankangestellte sprach laut von ihr als "Hartz-IV-Empfängerin". Alle anderen Kunden hörten mit. Brigitte S. schämte sich. Damit sie nicht auffällt, unterschrieb siedie Kündigung ihres Girokontos bei der Bank. Von nun an stand Frau S. ohne Konto da. Die Bank wollte sich zu dem konkreten Vorfall aus "Datenschutzgründen" nicht äußern.
Für Brigitte S. bedeutet die Kontoauflösung aber auch noch zusätzliche Kosten. Bei einer Scheckausgabe durch die Arge werden für die Bearbeitung 2,10 Euro abgezogen. Die Bank verlangt dann noch einmal zusätzliche 5 Euro. So schrumpft der ALG II Regelsatz jeden Monat aufs Neue. Frau S. ist jedoch kein Einzelfall. Die Mitarbeiter des Nachbarschaftswerk in Freiburg berichten immer häufiger davon, dass immer mehr Hartz IV Betroffene über kein Konto mehr verfügen. Häufigster Grund sind "negative" Schufa Einträge. Bei der Vergabe eines Kontos gehe es jedoch nicht um die Vergabe eines Kredites, sondern lediglich um die Vergabe eines Guthaben-Kontos.
Was tun?
Wenn Sie selbst davon betroffen sind, empfielt es sich, sich an eine Erwerbslosen Beratungsstelle in ihrer Nähe zu wenden. Am Besten wäre es, sich zur Bank begleiten zu lassen und um ein Gespräch zu bitten. Es ist wichtig, auf folgenden Sachstand hinzuweisen: Die Banken haben eine Selbstverpflichtungserklärung unterschrieben, die besagt, allen Menschen ein Girokonto einzurichten. Aus Erfahrungen kann berichtet werden, dass die Banken sich in aller Regel dann auf eine Kontoeröffnung einlassen. Bei mehreren Schufa Einträgen kann es allerdings schwierig werden, die Bank zu überzeugen. Die besten Erfahrungen haben die Sozialarbeiter vom Nachbarschaftswerk mit den Volks- und Sparkassen gemacht. Privatbanken lehnen jedoch meistenteils eine Kontoeröffnung ab. Die Gebühren der Arge konnten in manchen Fällen abgewendet werden, wenn man nachweist, sich bei der Kundenbeschwerdestelle der Bank beschwert zu haben. Dann fallen in vielen Fällen zumindestens die Arge-Gebühren für eine Scheckausstellung weg. (21.09.2009)
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