BA-Chef Heinrich Alt verteidigt "Schrittzähler-Aktion" des Jobcenters Brandenburg
09.12.2012
Das Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit, Heinrich Alt, verteidigt die Schrittzähler-Aktion von älteren Hartz IV Beziehern in Brandenburg. Wer am meisten in den 40 Tagen läuft, würde einen Preis bekommen. Da gebe nichts zu verteufeln, so Alt gegenüber dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“. Seiner Ansicht nach werde mit zweierlei Maß gemessen. "Wenn in Managerkursen Schrittzähler getragen werden, ist das eine tolle Idee, wenn es Arbeitslose tun sollen, ist es automatisch Blödsinn." Es sei, laut Alt relativ einfach zusammen zu fassen: "Wer sich gut fühlt, wer sich fit fühlt, habe auch Selbstvertrauen – und bekommt nachweislich schneller einen Job."
Wir erinnern uns: Derzeit bekommen 18 Erwerbslose und 5 Jobcenter-Mitarbeiter im Rahmen einer sogenannten „50plus“ Aktion Schrittzähler vom Jobcenter Brandenburg/Havel angeheftet. Bundesweit hatte die Aktion für Schlagzeilen gesorgt. Politiker fast aller Partei kritisierten die Aktion, da die Energien stattdessen besser qualifizierende Maßnahmen investiert werden sollten. Auch impliziert die Aktion, Arbeitslose würden sich kaum bewegen und müssten daher zu mehr Bewegung angespornt werden. Nach dem Vorurteil: Erwerbslose sind im Gegensatz zu Angestellten „faul“. In die selbe Kerbe schlägt auch eine Aktion des Verbundes der Jobcenter in Berlin. Dort werden derzeit für die selbe Altersgruppe Bauchtanz-Kurse oder Bowling-Trainings feil geboten.
Eine interessante (Gegen-) Aktion unternahm das Büro des Rechtsanwaltes Ludwig Zimmermann. Mitarbeiter und Erwerbslose bekamen eine Woche ebenfalls einen Schrittzähler angesetzt. Das Ergebnis war eindeutig: Die Erwerbslosen wiesen insgesamt mehr Schritte auf. Und warum? Die Vermutung liegt nahe: Wer den ganzen Tag im Büro sitzt, bewegt sich kaum und hat auch eher mit gesundheitlichen Risiken wie Rückenschmerzen oder Herz-Kreislauf-Problemen zu kämpfen. Unbestritten ist hingegen, dass Hartz IV krank macht. Laut einiger Analysen der Krankenkassen sind Erwerbslose häufiger von psychischen Leiden wie Depressionen betroffen. Das liegt zum einem an der alltäglichen Ausgrenzungs- und Armutssituation und zum anderen an den ständigen Drangsalierungen durch die Behörden. (sb)
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