Jobcenter Mitarbeiterin berichtet aus dem Alltag

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Die Angestellten der Jobcenter werden zum Dienst nach Vorschrift verpflichtet. Das heißt die Hilfsbedürftigen wie Nummern zu behandeln und strikt nach Schema F zu handeln. Wenn sie versuchen die Leistungsbezieher gemessen an ihrer Lebenssituation zu betreuen drohen Abmahnungen. Den Fall einer motivierten Jobcenter Angestellten, die einer jungen Frau half wieder auf die Beine zu kommen und wie das Jobcenter darauf reagierte, haben wir für sie aufgearbeitet.

Zum Leben mit dem alkoholkranken Vater gezwungen

Die 22 Jahre alte Mandy lebt bei ihrem Vater. Beide leben von Hartz IV. Mandys Mutter hat die beiden verlassen als Mandy 12 war. Der Vater ist schwerer Alkoholiker, täglich betrunken und aggressiv ihr gegenüber. Sie ist gezwungen bei ihrem Vater zu bleiben, denn das System will es so. Hartz IV-Bezieher unter 25 Jahren müssen im elterlichen Haushalt wohnen.

Vom Leben abgehängt und dann sanktioniert

In ihrer Verzweiflung flüchtet sich Mandy oft zu Freunden. Sie ist scheu, traut sich oft nicht die Wohnung ihrer Freundin zu verlassen, aus Angst der Vater könnte herausfinden wo sie sich vor ihm versteckt. Aufgrund dessen hat sie einige Beratungstermine im Jobcenter verpasst, was zu Sanktionen führte. Der Druck wuchs somit immer mehr auf die junge Frau und es war keine Besserung der Situation in Sicht.

Kein Weg heraus, aus der Abwärtsspirale

Als „Erwerbsfähige Angehörige in der Bedarfsgemeinschaft“ erhielt Mandy einen Regelsatz von 299€ (stand 2016). Durch die Sanktionen wegen verpasster Termine im Jobcenter blieben ihr nur noch 269,10€. Durch ihre neue Sachbearbeiterin änderte sich jedoch Mandys Situation. Ihr wurde endlich zugehört. Sie erzählte der Frau im Jobcenter von ihren Plänen aus der väterlichen Wohnung auszuziehen und eine Lehre als Schneiderin zu beginnen, weil sie sich derzeit kaum neue Kleidung leisten kann. Endlich auf eigenen Beinen stehen, das ist der Traum. Weg vom Vater und aus der Abhängigkeit. Das Jugendamt kann in besonderen Fällen eine Empfehlung schreiben und so die Regelung, dass Jugendliche bis zum Alter von 25 Jahren bei den Eltern leben müssen, umgehen. Doch das ist komplett überlastet.

Keine Zeit Luft zu holen

Als der Vater sich selbst in eine Entzugsklinik einweisen lässt hat Mandy zumindest für kurze Zeit die Möglichkeit sich vom Leben mit ihrem Vater zu erholen. Doch das nächste Drama ließ nicht lange auf sich warten. Eines Tages Stand der Gerichtsvollzieher vor der Tür. Der Vater hatte in ihrem Namen Schulden gemacht

Im nächsten Teil: So kommt Mandy wieder auf die Beine

Teil 3: So reagiert das Jobcenter auf die helfende Sachbearbeiterin

Quelle: Die Hartz IV Diktatur; I. Hannemann, B. Rygiert; Hamburg 2015

Ist das Bürgergeld besser als Hartz IV?

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