Jobcenter Mitarbeiterin berichtet aus dem Alltag Teil 2

Lesedauer 2 Minuten

Im ersten Teil unserer Geschichte ging es um die 22-jährige Mandy die bei ihrem alkoholsüchtigen Vater leben muss und vom Jobcenter statt Hilfe lediglich Sanktionen bekommt. Hinzu kommt, dass ihr Vater in ihrem Namen Schulden macht. Ihre neue Sachbearbeiterin nimmt sich ihrer Sache an und hilft. Dabei läuft sie sogar Gefahr ihren eigenen Job zu verlieren.

Manchmal genügt eine helfende Hand

Beim Termin im Amtsgericht, in dem es um Mandys Schulden geht, die ihr Vater in ihrem Namen angehäuft hat, ist die neue Sachbearbeiterin mit dabei. Sie führt Gespräche mit dem Richter und dem Gerichtsvollzieher und macht ihnen den Ernst von Mandys Lage klar. Beide reagieren glücklicherweise mit großem Verständnis und so können die Schulden auf den Vater übertragen werden, der ihr schließlich das Ganze eingebrockt hat. Am Verhandlungstag ist der alkoholabhängige Vater immer noch in der Entzugsklinik, doch es bleibt nicht mehr viel Zeit, um Mandy aus der Wohnung zu holen. Die Sachbearbeiterin setzt sich also mit dem Hausarzt des Vaters und den behandelnden Ärzten vor Ort in der Entzugklinik in Verbindung, um die Kur um vier Wochen zu verlängern und so Zeit zu gewinnen.

Endlich auf eigenen Beinen

Der Plan geht auf und Mandy kommt vorerst bei Bekannten unter. Weit weg vom Vater und in Anonymität. Die Sachbearbeiterin notiert die Adresse auch nicht im System des Jobcenters, zur Sicherheit und aus Angst der Vater könnte Mandy vor der Behörde auflauern. Die Beratungsgespräche wurden in dieser Zeit per Telefon durchgeführt. Durch die Hilfe und das neue Umfeld konnte Mandy sich psychisch stabilisieren, neues Selbstbewusstsein aufbauen und sogar zwei Berufspraktika durchführen. Da das Jugendamt nach wie vor inaktiv ist, organisiert die Sachbearbeiterin die Empfehlung für die eigene Wohnung bei einer staatlich organisierten Straßensozialstation. Nun kann sie endlich die Kosten für Mandys eigene Wohnung genehmigen.

In den eigenen vier Wänden blüht sie auf und kann endlich ihr volles Potenzial entfalten. Sie macht ihren Traum wahr und beginnt endlich die langersehnte Ausbildung als Schneiderin. Dank ihrer motivierten neuen Sachbearbeiterin steht sie endlich auf eigenen Beinen.

Im nächsten Teil: So reagiert das Jobcenter auf das Vorgehen seiner hilfsbereiten Angestellten.

 

Quelle: Die Hartz IV Diktatur; I. Hannemann, B. Rygiert; Hamburg 2015

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