Deutschland ist eines der reichsten Länder der Welt, und in diesem „Paradies“ wächst die Zahl der Niedriglöhner rapide. Jeder fünfte arbeitet für unter zehn Euro die Stunde.
2015 ergab eine Studie von Thorsten Kalina und Claudia Weinkopf: „Im Jahr 2013 arbeiteten in Deutschland 24,4% aller abhängig Beschäftigten für einen Stundenlohn unterhalb der Niedriglohnschwelle von 9,30 € pro Stunde. Damit hat sich der Anteil der Niedriglohnbeschäftigten gegenüber 2012 kaum verringert. Im Durchschnitt erzielten die rund 8,1 Millionen gering bezahlten Beschäftigten einen Stundenlohn von 6,72 € und lagen damit deutlich unter der Niedriglohnschwelle.“ 2014 arbeiteten 21, 4 % der Beschäftigten unterhalb der offiziellen Niedriglohnschwelle von 10,00 Euro pro Stunde.
Markus Krüsemann zeigt, wer am meisten unter Niedriglöhnen leidet: „Das geringste Risiko, zu Niedriglöhnen zu arbeiten, haben Vollzeitbeschäftigte. Hier war 2014 etwa jedes zehnte Beschäftigungsverhältnis ein Niedriglohnjob. Ganz anders verhält es sich bei den Minijobs, die zu fast zwei Dritteln mit Stundenlöhnen unter zehn Euro vergütet werden. Hohe Niedriglohnrisiken haben auch Leiharbeitnehmer/innen und befristet Beschäftigte.“
Von 2006 bis 2014 erhöhte sich der Anteil der Niedriglöhner von 16,4 auf 18,4 % in Westdeutschland, in Ostdeutschland bleibt er kontinuierlich hoch bei circa 33 %. Niedriglöhne haben sich in Deutschland also verfestigt.
Der Anteil der Niedriglöhner entspricht in der EU den armen Ländern wie Rumänien, Litauen oder Polen, nicht aber mit vergleichbar entwickelten Statten wie den Ländern Skandinaviens: In Schweden beziehen gerade einmal 2,64 % Niedriglöhne, in Dänemark 8,61 % und in Belgien 3, 79 %. (Dr. Utz Anhalt)
Bild: Marlon Bönisch – fotolia
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