Gute Konjunktur: Vorallem für die Zeitarbeit

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Die Politik spricht von einer derzeitigen Belebung am Arbeitsmarkt. Eine Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH) belegt, dass vorallem Zeitarbeitsfirmen von dem derzeitigen Aufschwung profitieren

Nach Jahren des Rückgangs bzw. der Stagnation nehmen seit dem zweiten Quartal 2006 sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse in Deutschland wieder zu. Diese Tendenz wird vorallem von der Politik begrüßt. Laut einer Studie des Institutes für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH) ist vorallem ein Wachstum der Zeitarbeits- Branche zu verzeichen. "Der temporäre Bedarf an Arbeitskräften werde über Zeitarbeit und befristete Beschäftigungsverhältnisse gedeckt. Übrig bleibe eine "Kernbelegschaft", die für die Existenzsicherung der Unternehmen notwendig sei", hieß es in der Studie der IWH. Im ersten Halbjahr 2006 waren 600.000 Menschen bei Zeitarbeitsfirmen beschäftigt. Das sind 35 Prozent mehr, als noch im Vorjahr 2005. Gegenüber
dem Jahr 1994 hat sich der Bestand um sogar 230% erhöht. Der Bundesverband für Zeitarbeit rechnet nach eigenen Angaben auch in der ersten Hälfte 2007 einen deutlichen Zuwachs in zweistelliger Prozentpunkt Anzahl.

In den meisten Betrieben werden in der Regel "unbefristete Beschäftigung vermieden", so dass nur noch eine sog. "Kernbelegschaft" übrig bleibt. Temporäre Arbeitsleistung wird vorallem aus befristeten Anstellungen über Zeitarbeitsfirmen abgedeckt.


Zeitarbeit ist die neue Form der "Flexibilität".
Immer und überall eingesetzt werden, das ist die Arbeitsrealität von Arbeitnehmern in den Zeitarbeitsfirmen. Die Zeitarbeit ist eine sog. "Arbeitnehmerüberlassung" und zeichnet sich nach deutschem Recht durch ein spezifisches Dreiecksverhältnis zwischen Leiharbeitnehmer, Verleihunternehmen und Entleihunternehmen aus. Der Leiharbeitnehmer ist bei einer so genannten Zeitarbeitsfirma angestellt und erhält auch von dieser Firma sein monatliches Gehalt. Die Arbeitseinsätze sind vorallem dadurch gekennzeichnet, dass die Arbeitnehmer/innen zumeist "flexibel" in unterschiedlichen Betrieben eingesetzt werden. Ein anderes Dilema; viele Arbeitnehmer sind jedoch bei den Einsatzorten über Jahre angestellt. Trotzdem sind sie von betrieblichen Lohnerhöhungen und Aufstiegsmöglichkeiten ausgeschlossen, da sie bei der Zeitarbeitsfirma und nicht beim Auftragsort angestellt sind.

Aufschwung am Arbeitsmarkt?
Durch die Leiharbeitsbranche ergeben sich keine zusätzlichen Arbeitsplätze, da die Zeitarbeitsfirmen nichts zur Auftragslage in den Betrieben beitragen. Vielmehr werden durch die Leiharbeit reguläre Arbeitsplätze vernichtet, da diese jeweils flexibel durch Zeitarbeit eingesetzt werden können. Wie bereits in der Studie der IWH belegt, dient Zeitarbeit vorallem dazu, die sozialversicherungspflichtige Stammbelegschaft auf ein Minimum zu reduzieren und bei veränderter Auftragslage Zeitarbeit einzusetzen.

Erwerbslose müssen seit Einführung der Hartz- IV Reformen Tätigkeiten bei den Zeitarbeitsfirmen annehmen. Allein 60 Prozent aller Arbeitnehmer in der Zeitarbeits- Branche waren zuvor Arbeitslosengeld II Empfänger/innen.

Mindestlöhne weit unter Tarif
Seit Beginn 2004 gibt es für die Zeitarbeitsbranche mehrere Tarifverträge, an die Zeitarbeitsfirmen per Gesetz gebunden sind. Dadurch wurden auch bei den Zeitarbeitsfirmen Mindestlöhne eingeführt. Dieser Mindestlohn liegt jedoch in Regel weit unter den üblichen Tarifverträgen. Nur in den geringqualifizierten Arbeitsbereichen konnte mit dem Tarifvertrag eine minimale Entgeld- Verbesserung geschaffen werden. (sm, gr, IWH 21.02.07)