Tod der Armen in dieser christlichen Demokratie Deutschlands. Wer durch Krankheit oder Unfall verstirbt und im Bezug von Hartz IV oder Sozialhilfe lebt wird anonym bestattet. Entscheidend ist der Todesort und nicht der Wohnort des verstorbenen Menschen. So geschehen vor kurzem.
Eine 42 Jährige Mutter erlitt in ihrer Wohngemeinschaft einen Schlaganfall, der Mitbewohner alarmierte sofort den Notarzt. Sie kam ins Klinikum Hagen, und wurde im weiteren Verlauf nach Hagen (NRW) mit tödlichen Gehirnblutungen verlegt. In Hagen verstarb die Frau, ausser einen 16 jährigen Sohn hatte Sie keine Angehörigen. Die Betreuung des Sohnes übernimmt das Jugendamt, der Freund und Mitbewohner der Verstorbenen kämpft um das Sorgerecht für den Weisen. Die Bestattung ordnet das zuständige Ordnungsamt (Todesort) an, in diesem speziellen Fall das Ordnungsamt Hagen.
Ein Bestatter wird beauftragt, und die Tote wird verbrannt- eine grüne Urne dient zur Beisetzung. Der Waldfriedhof Hagen befindet sich unweit von Klinikum Hagen. Dort bestattet man die arme Verstorbene mit einem lapidarem ‘Vater unser’. Die Bestattungsfläche für Arme auf dem Waldfriedhof Hagen ziert ein mahnendes Schild, auf dem man hingewiesen wird keinerlei Blumen. Kerzen oder andere Gegenstände auf die Grünfläche zu legen. Auf meine Frage ob man nicht die Urne am Wohnort der Verstorbenen (in der Nähe des 16 jährigen Weisen) beisetzen könne, bekam ich folgende Antwort: Eine Umbettung der Urne wäre frühestens in einem Jahr möglich, man versende sie dann mit der Post. Alle Bemühungen des Freundes der Verstorben blieben erfolglos- für eine menschenwürdige Bestattung zu sorgen.
"Dankeschön" auch an das Klinikum Hagen- Sonntagsmorgens zu fragen was man mit der Leiche der Verstorbenen anfangen solle, selbstverständlich telefonisch! Wir haben keinen Platz- so ein Mitarbeiter des Klinikums. Traurig aber wahr: Wer in Armut stirbt, hat kein Recht auf eine Kennnzeichnung seiner Grabstätte, oder einer Bestattung am Wohnort. Egal ob man katholisch oder evangelisch ist. Nichtmal ein kleines Kreuz aus Holz, damit der hinterbliebene Weise seine verstorbene Mutter auf dem Friedhof wieder findet. Armut bedeutet auf Menschenwürde zu verzichten, bis zur erbarmungslosen wirtschaftlichen Entsorgung. Man wird anonym preiswert entsorgt, während Kommunen und Politik aufwendig überprüfen wo man Gelder knallhart einsparen kann. Und Pietät kann sich keine Kommune erlauben- nur wenn es kräftig in der Kasse klingelt. Was ist nur aus diesem Land geworden? Ich schäme mich für diese unsoziale menschenunwürdige Umsetzung einer Politik die Rechte und die Würde der Armen mehr und mehr ausgrenzt. Wer von Armut betroffen ist dem bietet man immer weniger Chancen dem Elend zu entrinnen. Freiheit und Würde werden mehr und mehr bemessen nach finanziellem Wohlstand und das sogar über den Tod eines Menschen hinaus. Ich sehe in der anonymen Beisetzung eine Bestrafung!!! Hat der Mensch kein Geld für seine eigene Bestattung so darf er keinen Namen auf seiner Grabstätte tragen. (Eine Leserartikel, 10.04.2010)
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