Bei Hartz IV die Pille kostenlos

Modellprojekt: Bis 2015 können Hartz IV-Bezieherinnen in Mecklenburg-Vorpommern die Pille kostenlos erhalten

22.10.2013

Empfängnisverhütung zur Geburtenkontrolle für Arme? Diesen fahlen Beigeschmack könnte ein Modellprojekt haben, das ab November in Mecklenburg-Vorpommern startet. Auf der anderen Seite ist es sicher gut, wenn die Kosten für Verhütungsmittel nicht mehr vom kargen Hartz IV Regelsatz beglichen werden müssen.

Da sich Hartz IV-Bezieherinnen die Pille zur Verhütung meist nicht leisten können, sollen betroffene Frauen künftig die Pille für maximal ein Jahr kostenlos erhalten. Von dem Modellprojekt, das von der Universität Greifswald wissenschaftlich begleitet wird, erhoffen sich die Verantwortlichen eine Rückgang der ungewollten Schwangerschaften und Abtreibungen.

Hartz IV-Bezieherinnen können sich Verhütungsmittel häufig nicht leisten
In der Region Demmin in Mecklenburg-Vorpommern können Frauen, die Hartz IV oder Sozialhilfe beziehen, die Anti-Baby-Pille ab dem 1. November kostenlos erhalten. Das Modellprojekt des Landes wird in Kooperation mit der Universität Greifswald durchgeführt. Frauen zwischen 20 und 35 Jahren soll damit die Möglichkeit auf eine sichere Verhütung gegeben werden. „Finanzielle Probleme dürfen kein Grund dafür sein, auf sichere Verhütung zu verzichten", erklärte Sozialministerin Manuela Schwesig (SPD) bei der Vorstellung des Projekts am Montag in Schwerin. Derzeit erfüllen rund 3.000 Frauen die Voraussetzung zur Teilnahme am Projekt. Schwesig hoffe, 2.000 von ihnen zu erreichen. Viele Hartz IV-Bezieherinnen würden bislang kaum Verhütungsmittel benutzen, da sie sich diese nicht leisten könnten. Die Folge seien häufig ungewollte Schwangerschaften und Schwangerschaftsabbrüche. Das Statistische Landesamt registriert jährlich rund 3.000 Abtreibungen in Mecklenburg-Vorpommern.

Hartz IV-Bezieherinnen können Pille, Spirale oder Verhütungsring kostenfrei erhalten
Im Rahmen des Projekt müssen die Frauen zunächst einen Gynäkologen aufsuchen und anschließend ein Gespräch in einer Schwangerschaftsberatungsstelle führen. Dann können sie entweder die Pille kostenfrei in der Apotheke erhalten oder sich ebenfalls kostenlos beim Frauenarzt die Spirale oder einen Verhütungsring einsetzen lassen. Das Projekt soll vorerst bis Ende 2015 laufen.

Das Land übernimmt derzeit Kosten in Höhe von 426.000 Euro für das Projekt. Hinzu kommen weitere 30.000 Euro für die wissenschaftliche Begleitung durch die Universität Greifswald. Um vergleichbare Daten zu erhalten, werden nicht nur die Zahlen in der Region Demmin, in der das Modellprojekt startet, erhoben, sondern auch im ehemaligen Landkreis Uecker-Randow, in dem Hartz IV-Bezieherinnen keine kostenfreien Verhütungsmittel erhalten. (ag)

Bild: Rainer Sturm / pixelio.de

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