Zum 1. Juli 2025 erhöhen sieben weitere Betriebskrankenkassen ihren kassenindividuellen Zusatzbeitrag. Damit verzeichnet das laufende Jahr bereits 15 unterjährige Anhebungen. Hinter den steigenden Beiträgen stehen ein Defizit von 6,6 Mrd. Euro im Jahr 2024, schwindende Rücklagen und politische Entscheidungen, die Milliardenkosten auf die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) abwälzen.
Versicherte müssen mehr zahlen, obwohl die Leistungen unverändert bleiben – ein klarer Nachteil für Beschäftigte mit kleinen und mittleren Einkommen.
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Krankenkassen drehen weiter an der Beitragsschraube
Die betroffenen Kassen heißen BKK Karl Mayer, PwC, Technoform, BMW, EY, Merck und Securvita. Ihre Zusatzbeiträge steigen um 0,32 bis 1,25 Prozentpunkte auf Werte zwischen 2,29 und 3,97 Prozent. Zusammen mit früheren Erhöhungen liegt der durchschnittliche kassenindividuelle Aufschlag 2025 nun bei rund 2,5 Prozent – Tendenz steigend. Zum Jahreswechsel hatten bereits 82 der 94 gesetzlichen Krankenkassen ihre Sätze angehoben.
Krankenkasse | Erhöhung (Prozentpunkte) | Neuer Zusatzbeitrag (%) |
BKK KARL MAYER | 0,49 | 3,39 |
BKK PwC | 0,32 | 2,4 |
BKK Technoform | 1 | 3,49 |
BMW BKK | 1 | 3,9 |
EY BKK | 1,25 | 2,29 |
Merck BKK | 0,77 | 3,97 |
SECURVITA Krankenkasse | 0,7 | 3,9 |
*Quelle: krankenkassen-direkt.de
Finanzlage: Defizit von 6,6 Mrd. Euro trotz Beitragssprung
Das Bundesgesundheitsministerium meldete Ende Juni ein endgültiges Minus von 6,6 Mrd. Euro für 2024. Die Finanzreserven sanken auf nur noch 0,08 Monatsausgaben, während das Gesetz mindestens 0,2 vorsieht. Der Durchschnittsbeitrag stieg Anfang 2025 dennoch spürbar. Kurzfristig füllen die Mehreinnahmen die Rücklagen wieder auf, doch angesichts von 74,6 Mio. Versicherten genügt das nicht, um strukturelle Lücken im System zu schließen.
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Warum steigen die Zusatzbeiträge?
- Versicherungsfremde Leistungen: Rund 60 Mrd. Euro jährlich zahlt die GKV für Aufgaben, die eigentlich aus Steuern finanziert werden müssten – etwa Beiträge für Bürgergeld-Beziehende.
- Ausgabendruck im Gesundheitssystem: Kliniken, Pharmaindustrie und Ärzte erzielen Rekordumsätze, während die Einnahmen Schritt halten müssen.
- Lohnnebenkosten-Trend: Höhere Bemessungsgrenzen und Pflegebeiträge treiben die Gesamtbelastung der Beschäftigten 2025 auf ein Rekordniveau von 17,1 Prozent.
Wer ist betroffen und was können Versicherte tun?
Jede Beitragserhöhung trifft vor allem Erwerbstätige. Bei einem Bruttogehalt von 3 500 Euro verteuert sich der Monatsbeitrag durch einen Aufschlag von 0,5 Prozentpunkten um etwa 17,50 Euro – Arbeitgeber und Arbeitnehmer teilen sich die Last.
Da Zusatzbeiträge kassenindividuell sind, lohnt sich ein Wechsel: Zwölf Monate nach dem Beitritt können Versicherte mit zweimonatiger Frist kündigen. Ein Online-Vergleich zeigt, dass einige Ersatz- und Innungskrankenkassen weiterhin unter dem Durchschnittssatz von 2,5 Prozent liegen.
Branchenverband fordert Ausgabenmoratorium
Der GKV-Spitzenverband verlangt ein sofortiges Ausgabenmoratorium: Keine Preis- oder Honorarsteigerungen, bis Einnahmen und Ausgaben wieder im Gleichgewicht sind. Gesundheitsministerin Nina Warken beabsichtigt zwar, eine Reformkommission vorzuziehen, lehnt aber ein starres Moratorium bislang ab. Ohne politische Kurskorrektur drohen deshalb zum Jahresende weitere Satzanhebungen.
Hintergrund: 94 Krankenkassen – Konzentration hält an
Seit den 1990er Jahren sank die Zahl der Kassen von über 1 200 auf aktuell 94. Größte Gruppe sind die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) mit gut 37 Prozent Marktanteil. Je weniger Kassen konkurrieren, desto schwieriger wird es für Versicherte, echte Beitragsvorteile zu finden.
Beitragslast aktiv senken
- Prüfen Sie zum Monatsende die Beitragsbescheide Ihrer Kasse.
- Vergleichen Sie Sätze und Mehrleistungen online oder per Telefon.
- Wechseln Sie rechtzeitig, um sich bis zu 400 Euro pro Jahr zu sparen.
Ausblick
Ohne zusätzliche Steuermittel oder konsequente Ausgabenkontrolle bleibt die Spirale aus Defizit und Beitragsanpassung nicht aufzuhalten. Für Versicherte lohnt sich daher ein regelmäßiger Kassencheck – spätestens, wenn der nächste Beitragsbrief im Postfach liegt.