Bauboom für Reiche – Wohnungsnot für Arme

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Während immer mehr Luxuswohnungen saniert und gebaut werden, gibt es immer weniger normale Wohnungen zu normalen Preisen

26.06.2017

Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden meldet: 2016 wurden 278.000 neue Wohnungen in Deutschland gebaut. Ein Grund zum Aufatmen für Wohnungssuchende?

Neubauten für Besserverdienende
Nur, wenn sie über das nötige Kleingeld verfügen. Die Neubauten sind nämlich fast ausschließlich für Familien mit höherem Einkommen gedacht. Die Wohnungsnot sinkt also nicht – im Gegenteil.

Die Neuwohnungen fördern die sowieso horrenden Mietsteigerungen und verschärfen so die Wohnungsnot für Geringverdiener und Menschen, die von Hartz IV abhängig sind. Obwohl also 30.000 Wohnungen mehr fertig gestellt wurden als 2015, nimmt der Druck auf die Ärmeren weiter zu.

Mehr Wohnungen lösen das Problem nicht
Die Bundesbauministerin Barbara Hedricks, meint zwar sowieso „wir brauchen insgesamt 350.000 neue Wohnungen pro Jahr.“ Wenn es sich dabei allerdings weiter um Luxuswohnungen handelt, wird die Wohnungsnot der Menschen mit wenig Mitteln weiter eskalieren – auch wenn es sich um 500.000 Wohnungen handelt.

Grundstücksspekulation
Dabei gibt es sogar fast 606.000 genehmigte Wohnungen, von denen viele noch nicht gebaut worden sind. Zusätzlich wird der Wohnungsbau durch Grundstückskäufer eingeschränkt, die Baugenehmigungen einholen, um die so im Wer gesteigerten Grundstücke weiter zu verkaufen, ohne selbst Wohnungen zu bauen. Auch in Mehrfamilienhäusern wuchs der Bestand an Neuwohnungen 2016 allerdings um nahezu 10 %. Neu gebaute Flüchtlingsunterkünfte tragen ebenfalls zum Bauboom bei, diese eigenen sich allerdings später nicht für den allgemeinen Wohnungsmarkt.

Sozialwohnungen und Gentrifizierung
Was fehlt ist ein massiver Neubau von Sozialwohnungen. Nur günstiger Wohnraum könnte die dramatische Wohnungsnot bei Menschen mit wenig materiellen Mitteln entschärfen.

Deren Problem ist nicht in erster Linie fehlender Wohnraum, sondern Gentrifizierung. An die Stelle einfacher alter Wohnungen treten sanierte Luxuswohnungen, die sich die angestammten Mieter nicht mehr leisten können. Sie werden dazu gezwungen, sich Wohnungen in günstigeren Gebieten zu suchen.

Erwerbslose in der Falle
Für Hartz IV Betroffene schnappt damit eine Falle zu: Immer mehr Menschen zieht es in die Großstädte, weil dort die Aussichten besser sind, einen anständigen Job zu finden. Wohnraum ist besonders da günstig, wo es wenig Infastruktur, und, vor allem, keine Arbeit gibt. Das Elend der Erwerbslosen zementiert sich so. (Dr. Utz Anhalt)

Bild-1: animaflora, Bild2: Jens Märker / PIXELIO

Ist das Bürgergeld besser als Hartz IV?

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