Wenn die Rente nicht zum Überleben ausreicht

Lesedauer 3 Minuten

Die Rente sollte für die Menschen eigentlich der Lebensabschnitt sein, in dem sie endlich in Ruhe ihren wohlverdienten Lebensabend genießen können. Doch nicht für alle Rentner sieht die Realität so rosig aus. Es gibt viele Rentner, die sich in einer finanziellen Notlage befinden und kaum genug Geld haben, um sich ausreichend zu ernähren. Diese Situation kann für die betroffenen Rentner sehr belastend sein und zu erheblichen psychischen und physischen Problemen führen.

Wenn die Rente nicht ausreicht, um über die Runden zu kommen

Einer dieser Rentner ist Joachim Weißhaupt. Der 75-jährige Rentner lebt allein in einer kleinen Wohnung am Stadtrand von Hamburg und erhält eine monatliche Rente von nur 1230 Euro.

Davon muss er alle Lebenshaltungskosten wie Miete, Strom, Wasser und Gas bestreiten. Hinzu kommen Kosten für Lebensmittel, Kleidung und Medikamente. Obwohl er versucht, sparsam zu leben, reicht sein Geld nicht aus, um sich ausreichend zu ernähren. Oft muss er sich mit sehr einfachen Mahlzeiten begnügen, die wenig Nährstoffe enthalten.

“Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, wünschte ich, ich hätte mehr gelebt als gearbeitet. Jetzt muss ich sehen, wie ich über die Runden komme.”

Joachim Weißhaupt hat in seinem Leben hart gearbeitet, dennoch wenig verdient. “Auf dem Bau verdiente man als Handwerker eher schlecht”. Im Alter hat sich seine finanzielle Situation drastisch verschlechtert. Er hat keine Familie mehr und lebt allein. “Meine Kinder führen ihr eigenes Leben.”

Auch seine Gesundheit hat gelitten. “Die Arbeit war hart, meine Knochen schmerzen jeden Tag”. Die Sorge um seine Zukunft und die Angst vor Armut belasten ihn täglich.

“Im Supermarkt muss ich immer die billigsten Lebensmittel nehmen, damit ich nicht schon Mitte des Monats kein Geld mehr habe. Ich habe auch schon überlegt, Pfandflaschen zu sammeln, aber ich schäme mich dafür.” Eine gesunde Ernährung ist mit dem wenigen Geld nicht möglich.

Lesen Sie auch:
Rente mit der Kindererziehungszeiten erhöhen – auch nachträglich

Immer mehr Rentner leben in Armut

Seine Geschichte ist keine Ausnahme. Viele Rentner in Deutschland leben in Armut und haben Schwierigkeiten, sich ausreichend und vor allem gesund zu ernähren. Immer mehr ältere Menschen sind daher auf die Unterstützung von Wohlfahrtsverbänden und Tafeln angewiesen, um über die Runden zu kommen. Dies ist ein alarmierender Trend, der die durch die anhaltende Teuerungsrate noch befeuert wird.

Etwa jeder fünfte Rentner ab 65 Jahren muss in Deutschland mit weniger als 1.135 Euro im Monat auskommen und liegt damit unterhalb der von der Bundesregierung definierten Altersarmutsgrenze. Von den über 19,6 Millionen Rentnerinnen und Rentnern in Deutschland müssen demnach 17,9 Prozent mit einer Rente unterhalb der Armutsgrenze leben (Stand: 2021).

Viele stellen keinen Antrag auf zusätzliche Grundsicherung

So wie Joachim Weißhaupt hätten viele betroffene Rentner ein Anspruch auf zusätzliche Grundsicherungsleistungen im Alter. Aber sie stellen keinen Antrag auf Grundsicherung. Wie Herr Weißhaupt scheuen sie das komplizierte Antragsverfahren und schämen sich, einen Antrag zu stellen. Viele betroffene Rentnerinnen und Rentner wissen aber auch nicht, dass sie einen Anspruch hätten und finden sich mit ihrem Schicksal ab.

Aber auch mit der Grundsicherung im Alter ist nur ein Leben am Rande des Existenzminimums möglich. Hinzu kommt, dass die geplante Rentenerhöhung bei Grundsicherungsbeziehern nicht ankommt.

Denn bei der Berechnung der Grundsicherung wird die Rente als Einkommen angerechnet. Wenn nun die Rente wie geplant zum 1. Juli 2023 erhöht wird, wird die höhere Rente, also das höhere Einkommen, auf die Grundsicherung angerechnet. Das Sozialamt muss also weniger Grundsicherung zahlen, beim Rentner selbst kommt die Erhöhung faktisch nicht an.

Analog zum Regelsatz des Bürgergeldes beträgt der Regelbedarf für Alleinstehende 502 Euro im Monat bzw. 451 Euro für Rentnerinnen und Rentner, die mit ihrem Partner zusammenleben.

Das erste Mal zur Tafel

Joachim Weißhaupt wird zum ersten Mal nun die Tafeln besuchen. Ein schwerer Schritt für ihn, denn er möchte eigentlich nicht auf “Almosen” angewiesen sein. “40 Jahre habe ich gearbeitet. Nun bin ich ein Bittsteller. Das ist bitter”, klagt er.

Die Linke hatte unlängst gefordert, dass die Rente außerplanmäßig um 10 Prozent erhöht wird, um die anhaltende Inflation auszugleichen. Bislang sind die Forderungen bei der Bundesregierung abgelehnt worden.