Studierende in der Corona-krise völlig allein gelassen

Lesedauer 2 Minuten

Eine Umfrage aus dem Februar zeigt, dass etwa die Hälfte der Menschen zwischen 18 und 30 Jahren annimmt, dass sich die eigenen Chancen auf dem Arbeitsmarkt durch die Corona-Pandemie deutlich verschlechtert haben. Das betrifft insbesondere Studierende. Sie wurden von der Politik genau so im Stich gelassen wie Betroffene von Hartz IV.

Studierende wirtschaftlich in der Krise

Durch die anhaltenden Lockdown-Maßnahmen sind vielen Studierenden die Nebenjobs weggebrochen, mit denen sie ihren Lebensunterhalt und ihre Ausbildung finanzierten. Genau wie bei Hartz IV-Beziehern hat die Regierung keine Maßnahmen ergriffen, um auch nur den Anstieg der Lebenshaltungskosten durch geschlossene Mensen, höheren Stromverbrauch durch digitales Studieren, Hygienebedarf und dergleichen zu decken.

Für viele Studierende, die neben einem Vollzeitstudium noch arbeiten müssen, um über die Runden zu kommen, stellt das eine massive Herausforderung dar. Insbesondere so genannte Bildungsaufsteiger und Studierende aus Hartz IV-Familien können von ihren Familien schlicht nicht unterstützt werden. Ihnen werden Wege aus der Armut und Chancengleichheit damit aktiv verbaut.

Lesen Sie auch:
Verzicht auf Einladung zum Bewerbungsgespräch nicht möglich
Jobcenter darf nicht zu viele Unterlagen für Hartz IV-Antrag fordern
Hartz IV-Bezieherin wird für Au-pair aus ihrer Wohnung geworfen

Kaum Maßnahmen um Studierende in der Krise zu unterstützen

Studierenden- und Bildungsverbände, Gewerkschaften und Opposition hatten bereits zu Beginn der Pandemie gefordert, die BAföG-Sätze anzuheben oder einen Notmechanismus vorzusehen, der einen finanziellen Absturz auch von Studierenden verhindern könnte, die eigentlich keinen Anspruch auf BAföG haben. Durch die immer weiter verschärften Auflagen, sinkt die Zahl der Berechtigten übrigens stetig. Aktuell haben nur noch 5,5 Prozent der Auszubildenden und Studierenden einen Anspruch auf Ausbildungsförderung.

Stattdessen verwies das Bildungsministerium auf einen zinslosen Studienkredit bei der KfW-Bank, die daraufhin eine Verdoppelung der Förderung im Vergleich zum Vorjahr feststellte. Lediglich um den Bankerott von Studierenden aufzufangen wurde eine „Überbrückungshilfe“ eingeführt, bei der Studierende, die pandemiebedingt nachweislich weniger als 100 Euro auf dem Konto haben, mit bis zu 500 Euro bezuschusst werden.

„Die Überbrückungshilfe hilft und überbrückt nicht, fast 90 Prozent erhalten kein BAföG, Studienkredite gehen durch die Decke“, stellte Kai Gehring von der Bundestagsfraktion der Grünen gegenüber studis-online.de fest.

160 Millionen Euro ungenutzt gelassen

Dabei wäre Geld genug im Haushalt des Bildungsministeriums, um beispieslweise mehr BAföG auszuschütten. 160 Millionen Euro wurden kürzlich an das Finanzministerium zurückgeführt. Insgesamt sinken die Maßnahmen für Ausbildungsförderung seit Jahren drastisch. 2020 blieben 360 Millionen Euro, die der Bildungsetat für Sozialleistungen vorsah, und 2019 sogar ganze 900 Millionen Euro BAföG-Mittel ungenutzt.

„Bis dato hat die Bundesregierung kein tragfähiges Konzept vorgelegt, das bei Nebenjobverlust, struktureller Armut und Studienabbrüchen hilft. Und das in der größten Bildungskrise der bundesdeutschen Geschichte“, sagte Nicole Gohlke, hochschulpolitische Sprecherin der Linken im Bundestag studis-online.de. Die Kritiker sind sich einig, die Corona-Krise habe auch in der Ausbildungsförderung deutlich gezeigt, dass die bestehenden Strukturen unzureichend seien und es beispielsweie dringend eines elternunabhängigen Garantiebetrags in der Ausbildungsförderung bedürfe.

Bild: Halfpoint / AdobeStock

Ist das Bürgergeld besser als Hartz IV?

Wird geladen ... Wird geladen ...