Schwerbehinderung: Hohe Steuervorteile auch mit einem GdB von 30

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Menschen, die einen Grad der Behinderung (GdB) von 30 haben, kรถnnen unter bestimmten Voraussetzungen steuerliche Vorteile in Anspruch nehmen. Diese steuerlichen Erleichterungen helfen dabei, die durch die Behinderung entstehenden zusรคtzlichen Kosten teilweise auszugleichen.

Behinderten-Pauschbetrag: Steuerliche Entlastung fรผr Menschen mit Behinderung

Der Behinderten-Pauschbetrag soll die durch die Behinderung entstehenden Mehrkosten ausgleichen. Zu diesen Kosten zรคhlen etwa Ausgaben fรผr Medikamente, Therapien, erhรถhten Pflegebedarf oder zusรคtzliche Betreuungsleistungen. Fรผr Menschen mit einem Grad der Behinderung von 30 betrรคgt der Pauschbetrag seit 2021 620 Euro pro Jahr.

Bis zum Jahr 2020 mussten Menschen mit einem GdB unter 50 besondere Voraussetzungen erfรผllen, um den vollen Pauschbetrag geltend machen zu kรถnnen. Seit der Steuererklรคrung 2021 ist diese Einschrรคnkung aufgehoben, sodass auch Menschen mit einem GdB von 30 den Pauschbetrag in voller Hรถhe in Anspruch nehmen kรถnnen.

Diese Regelung bedeutet eine erhebliche Erleichterung fรผr die Betroffenen, da sie nicht mehr gezwungen sind, zusรคtzliche Nachweise zu erbringen.

Behinderungsbedingte Kosten als auรŸergewรถhnliche Belastungen geltend machen

Der Behinderten-Pauschbetrag ist ein festgelegter Betrag, der ohne Einzelnachweise in der Steuererklรคrung angegeben werden kann. Sollte der Betroffene jedoch hรถhere Kosten haben, die die Hรถhe des Pauschbetrags รผbersteigen, kรถnnen diese als sogenannte โ€žauรŸergewรถhnliche Belastungenโ€œ einzeln abgerechnet werden.

Hierbei ist es notwendig, alle relevanten Rechnungen und Belege aufzubewahren, da das Finanzamt diese Nachweise im Zweifelsfall einsehen mรถchte.

Die steuerliche Berรผcksichtigung auรŸergewรถhnlicher Belastungen ermรถglicht, sehr hohe Ausgaben fรผr Medikamente, Therapien oder andere behinderungsbedingte Leistungen individuell geltend zu machen.

Dadurch kรถnnen finanzielle Nachteile, die รผber den Pauschbetrag hinausgehen, zumindest teilweise ausgeglichen werden.

Pauschbetrag in Abhรคngigkeit vom Grad der Behinderung

Je nach Hรถhe des Grads der Behinderung variiert der Betrag, der als Pauschbetrag angesetzt werden kann. Dabei gilt: Je hรถher der GdB, desto grรถรŸer der steuerliche Freibetrag.

รœbersicht der Pauschbetrรคge ab einem Behinderungsgrad von 20:

Grad der Behinderung (GdB)
Pauschbetrag pro Jahr ab 2021
20 384 Euro
30 620 Euro
40 860 Euro
50 1.140 Euro
60 1.440 Euro
70 1.780 Euro
80 2.120 Euro
90 2.460 Euro
100 2.840 Euro
Hilflos oder blind 7.400 Euro

Diese Pauschbetrรคge kรถnnen in der Einkommensteuererklรคrung in der Anlage โ€žAuรŸergewรถhnliche Belastungenโ€œ geltend gemacht werden.

Gleichstellung mit schwerbehinderten Menschen trotz GdB unter 50

Eine Option fรผr Menschen mit einem Grad der Behinderung von weniger als 50 ist die Mรถglichkeit der Gleichstellung mit schwerbehinderten Menschen. Diese Gleichstellung kann von Vorteil sein, besonders wenn es darum geht, den Arbeitsplatz zu sichern oder Schwierigkeiten bei der Arbeitsplatzsuche zu รผberwinden.

Menschen, die durch ihre Behinderung Nachteile im Berufsleben haben, kรถnnen bei der Agentur fรผr Arbeit einen Antrag auf Gleichstellung stellen.

Laut dem Bundesministerium fรผr Arbeit und Soziales kann die Gleichstellung mit schwerbehinderten Menschen unter bestimmten Voraussetzungen gewรคhrt werden. Beispiele hierfรผr sind die Gefรคhrdung eines bestehenden Arbeitsplatzes oder erhebliche Probleme bei der Suche nach einer neuen Stelle aufgrund der Behinderung.

Sobald der Antrag erfolgreich ist, kรถnnen Betroffene die gleichen Rechte und Vorteile nutzen wie Menschen mit einem Behinderungsgrad ab 50. Dazu zรคhlen etwa ein verbesserter Kรผndigungsschutz sowie der Anspruch auf bestimmte Hilfen am Arbeitsplatz.

Verfahren zur Feststellung des Grads der Behinderung

Der Grad der Behinderung wird auf Basis eines รคrztlichen Gutachtens ermittelt. Hierbei erfolgt eine Bewertung der Gesamtbeeintrรคchtigung, wobei die einzelnen Einschrรคnkungen der kรถrperlichen oder geistigen Funktionen und deren Auswirkungen berรผcksichtigt werden.

Der GdB wird dabei in Zehnerschritten von 20 bis 100 festgelegt, je nachdem, wie stark die Beeintrรคchtigungen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben beeinflussen.

Ein wichtiger Aspekt bei der Festlegung des Grads der Behinderung ist das sogenannte Funktionsdefizit, also die Einschrรคnkung bestimmter kรถrperlicher oder geistiger Funktionen.

Hierbei spielt auch die Dauer der Beeintrรคchtigung eine Rolle โ€“ um als dauerhafte Behinderung anerkannt zu werden, muss die Beeintrรคchtigung รผber einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten bestehen. Dies stellt sicher, dass lediglich langfristige Beeintrรคchtigungen als Behinderung anerkannt werden.

Steuerliche Vorteile durch Gleichstellung: Welche Erleichterungen gibt es?

Die Gleichstellung mit schwerbehinderten Menschen bietet nicht nur Vorteile im Berufsleben, sondern kann auch steuerliche Erleichterungen zur Folge haben. Gleichgestellte Menschen haben Anspruch auf bestimmte Nachteilsausgleiche, die im Regelfall Menschen mit einem GdB von mindestens 50 vorbehalten sind.

Diese beinhalten etwa Erleichterungen im Bereich der Arbeitsplatzgestaltung oder finanzielle Unterstรผtzung durch bestimmte Programme.

Auch wenn gleichgestellte Menschen keine hรถheren Pauschbetrรคge geltend machen kรถnnen, profitieren sie dennoch von weiteren Vorteilen, die indirekt auch steuerliche Auswirkungen haben kรถnnen. Dazu gehรถrt etwa die bessere Absicherung des Arbeitsplatzes, was langfristig finanzielle Stabilitรคt schafft und daher steuerliche Auswirkungen haben kann.

Anwendung in der Steuererklรคrung: Wo wird der Pauschbetrag eingetragen?

Der Behinderten-Pauschbetrag wird in der Einkommensteuererklรคrung in der Anlage โ€žAuรŸergewรถhnliche Belastungenโ€œ angegeben. Hierbei handelt es sich um einen festgelegten Betrag, der je nach Grad der Behinderung variiert und pauschal von der Steuer abgesetzt werden kann, ohne dass die tatsรคchlich entstandenen Kosten im Detail nachgewiesen werden mรผssen. Dies erleichtert den Prozess der Steuererklรคrung fรผr viele Menschen erheblich.

Sollten die tatsรคchlichen behinderungsbedingten Kosten jedoch den Pauschbetrag รผbersteigen, bietet es sich an, diese Kosten als โ€žauรŸergewรถhnliche Belastungenโ€œ einzeln aufzulisten.

In diesem Fall mรผssen allerdings alle entsprechenden Belege aufbewahrt und bei Bedarf dem Finanzamt vorgelegt werden. Diese Vorgehensweise kann sinnvoll sein, wenn hohe laufende Kosten, etwa fรผr Pflegeleistungen oder spezielle medizinische Behandlungen, anfallen.

Zusammenfassung der wichtigsten steuerlichen Vorteile bei einem GdB von 30

Ein Grad der Behinderung von 30 bietet verschiedene Mรถglichkeiten der steuerlichen Entlastung. Neben dem Behinderten-Pauschbetrag in Hรถhe von 620 Euro kรถnnen auรŸergewรถhnliche Belastungen geltend gemacht werden, wenn die tatsรคchlich entstandenen Kosten hรถher liegen.

Um die steuerlichen Vorteile optimal zu nutzen, ist es wichtig, die entsprechenden Nachweise zu erbringen und gegebenenfalls die Option der Einzelabrechnung von auรŸergewรถhnlichen Belastungen zu wรคhlen. Die Neuerungen seit 2021 haben den Zugang zu diesen Erleichterungen vereinfacht und bieten auch Menschen mit einem niedrigeren Grad der Behinderung die Chance, ihre finanzielle Belastung durch steuerliche Vorteile zu reduzieren.