Rente unter dem Hartz IV Niveau: Jeder 7. Rentner allein in Niedersachsen betroffen

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Jeder siebte Rentner in Niedersachsen ist von akuter Altersarmut betroffen

Laut dem Rentenreport 2020 des Deutschen Gewekschaftsbundes (DGB) reicht die Rente allein in Niedersachsen fรผr jeden 7. der rund 1,9 Millionen Rentnerinnen und Rentner nicht aus, um die Existenz zu sichern. Viele Betroffene leben sogar unter dem Hartz IV Niveau.

Hรคufig Frauen betroffen

Am hรคufigsten sind die Frauen mit 71 Prozent betroffen, bei den Mรคnnern sind es rund ein Drittel. Ihre Rente liegt jeweils unterhalb von 900 Euro. Besonders alarmierend beschreibt der DGB die niedrige Erwerbsminderungsrente, die bei gesundheitlichen Einschrรคnkungen nur noch eingeschrรคnkt oder gar nicht mehr arbeiten kรถnnen. Davon sind drei Viertel der Frauen (738 Euro) und knapp zwei Drittel der Mรคnner (804 Euro) betroffen.

Die durchschnittliche gesetzliche Rente in Niedersachsen betrug 2018 fรผr Mรคnner 1.198 Euro und fรผr Frauen 646 Euro. Immer mehr Menschen kommen bereits heute mit ihrer Rente nicht mehr รผber die Runden und mรผssen aufstocken. Im Jahr 2018 bezogen รผber 112.000 Menschen Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung. Diese Zahl steigt Jahr fรผr Jahr.

Altersarmut steigt seit Jahren an

Im Jahr 2003 waren es noch rund 44.700 Menschen, die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung bezogen, so der Report weiter. Diese Zahl spiegelt sich auch in der Armutsgefรคhrdungsquote wider. Diese hat sich in Niedersachsen seit 2008 von 12,7 Prozent auf 16,3 Prozent im Jahr 2018 erhรถht. Das sei ein Anstieg von 28 Prozent. Bei kaum einer anderen gesellschaftlichen Gruppe stiege die Armutsgefรคhrdungsquote im selben Zeitraum so dramatisch an, fasst der Bericht zusammen.

Dr. Mehrdad Payandeh (Vorsitzender DGB Niedersachsen) erklรคrt: โ€žNiedriglรถhne und prekรคre Jobs fรผhren zwangslรคufig zu niedrigen Renten, von denen keiner leben kann. Die Basis fรผr gute Renten sind tarifliche Lรถhne und sichere Arbeitsplรคtze.โ€œ

Gleichzeitig fordert der DGB Niedersachsen รผber eine Landeswohnbaugesellschaft mehr bezahlbaren Wohnraum. โ€žDie Kombination aus steigenden Mieten und geringen Renten ist eine tickende Zeitbombe.โ€œ

Die Rente mit 67 ist fรผr den DGB ein Irrweg. Viele der Beschรคftigten kรถnnten nicht so lange gesund arbeiten. Aus diesem Grund fordert der DGB ein Zurรผckrudern des Rentenalters auf 65 Jahre.

Rentenniveau muss langfristig wieder auf 50 Prozent steigen

Um die gesetzliche Rente deutlich zu stรคrken, mรผsse das Rentenniveau langfristig wieder auf 50 Prozent steigen, so der Bericht. Die Grundrente mรผsse jetzt zรผgig umgesetzt werden. Geht es nach dem Bundesministerium fรผr Arbeit und Soziales (BMAS) soll die Grundrente 2021 kommen. Von dieser sollen alle profitieren, die mindestens 33 Jahre gearbeitet haben und deren Rente unter der derzeitigen Grundsicherung liegt. Kindererziehungszeiten und die Pflege von Angehรถrigen sollen dabei berรผcksichtigt werden.

Eine Erwerbsminderungsrente wird mit bis zu 10,8 Prozent lebenslangen Abschlรคgen berechnet. Diese Abschlรคge sollen komplett entfallen, fordert der DGB. Er hรคlt fest, dass das beste Mittel gegen Altersarmut eine gute sozialversicherungspflichtige und tarifgebundene Tรคtigkeit sei. Werkvertrรคge, Leiharbeit, Befristungen, Minijobs und Niedriglรถhne sollen deswegen konsequent reguliert werden.

Insgesamt gab es am Stichtag 1. Juli 2018 bundesweit 21 Millionen Rentner*innen. In Niedersachsen waren es rund 1,89 Millionen. Als arm gilt, wer pro Monat weniger als 1.035 Euro zur Verfรผgung hat. Um eine Rente oberhalb der Grundsicherung nach 45 Jahren versicherungspflichtiger Vollzeittรคtigkeit zu erhalten, muss der Mindestlohn 12,63 Euro betragen. (mit Material Die Linke, DGB)