Institut der Deutschen Wirtschaft und Bild präsentieren neue Arbeitsmarktzahlen. Trotz Krise seien 480.000 offene Stellen im Juli 2009 zu verzeichnen. Doch die Zahlen scheinen falsch zu sein
Das Institut der Deutschen Wirtschaft und die Bild-Zeitung wissen zu berichten: "Trotz Krise – 480 000 offene Stellen in der Wirtschaft (…) Trotz der Wirtschaftskrise gab es im Juli 2009 in Deutschland 480 000 offene Stellen – deutlich mehr als im Juli 2008! Das sagte Holger Schäfer vom Institut der Deutschen Wirtschaft."
Verwundert betrachtet man sich dann die Zahlen vom Juli 2008 an: Sie berichtete die Bundesagentur für Arbeit damals, dass insgesamt 588.420 offene Stellen zur Verfügung stehen würden. Rechnet man dieses Ergebnis hoch, so erlangt man zu der Erkenntnis, dass im Vorjahr 21,7 Prozent mehr offene Stellen ausgeschrieben waren.
Wieviele Jobs sind davon regulär und sozialversicherungspflichtig?
Der geneigte Leser der Bildzeitung freut sich dennoch, dass trotz der Krise immerhin rund 480.000 offene Stellen zu verzeichnen sind. Doch was verbirgt sich hinter den Zahlen? Die Meldung der Bundesagentur für Arbeit (BA) umfasst auch alle öffentlich geförderten Stellen, zu denen auch die sogenannten Ein-Euro-Jobs (Arbeitsgelegenheiten) gezählt werden. So sind unter den 483.593 gemeldeten offenen Stellen 51.286 sog. Ein-Euro-Jobs und 21.852 "Arbeitsgelegenheiten in der Entgeltvariante". Als "ungeförderte Stellen" galten laut BA von den 483.593 "gemeldeten Stellen" im Juli 2009 gerade einmal 298.723. Im letzten Jahr (Juli 2008) waren es noch 424.446 ungeförderte Stellen (rund 42,1 Prozent mehr).
Ganz am Rande bemerkt: Auch bei den öffentlich "nicht geförderten Arbeitsplätzen" sind viele dabei, die durch Eingliederungszuschüsse der Argen gefördert werden. Zudem werden viele Arbeitsplätze bei den Zeitarbeitsfirmen vermittelt. Viele müssen dennoch zusätzliche Hartz IV Leistungen beantragen, weil sie ohne staatliche Sozialleistungen sonst nicht überleben würden. Ursprünglich müssten die Topmeldungen also so lauten: "Im Juli 2009 etwa 42,1 Prozent weniger Arbeitsplätze". Doch das würde die Menschen zu sehr verunsichern. Wer Statistiken richtig lesen kann, ist somit klar im Vorteil. (04.08.2009)
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